Mülheim. . Die freien Tage nutzten viele, um endlich mal zu Hause auszumisten. Ein langer Stau bildete sich an der Pilgerstraße und erforderte viel Geduld.
Die Akustikgitarre hat ausgedient, „bei uns kann eh keiner spielen“, meinen André und Sandra Ohlhoff, und die Babysachen haben sie auch nur gehamstert, weil sie „ja noch gut waren“ – vor elf Jahren. Jetzt muss das endlich alles raus aus dem 20 qm Keller, „die Tür ging schon nicht mehr zu“, sagt André verschmitzt und lädt Stück für Stück aus dem Transporter in den Großcontainer am Recyclinghof an der Pilgerstraße. Allein sind die Ohlhoffs aber nicht.
Offenbar wollen viele Mülheimer die Brückentage zum Ausmisten nutzen. „Sonst kommt man hier eigentlich gut durch – aber es hatten wohl alle die gleiche Idee“, blickt Jens Reimann zurück auf die lange Schlange, die sich am Donnerstagnachmittag vor dem Recyclinghof um die Kurve windet. „Bei Rückstau bitte hier halten“, sagt ein Schild vor der Geländeeinfahrt. Und da haben die meisten schon lange Wartezeiten hinter sich. Gut 25 Fahrzeuge kriechen die Straße von der Mellinghofer runter im Schneckentempo. Anfahren, bremsen, halten. Geduld ist gefragt.
Verpackungen, Farbeimer, Wandverkleidung
Und mancher fragt sich „wofür“? Reimanns Kombi ist randvoll mit Krimskrams: Verpackungen, Farbeimer, einer Wandverkleidung und einer Fernsehkonsole. „Dafür hätte ich eigentlich auch den Sperrmüll bestellen können ...“, überlegt der Mülheimer mit Blick auf die Uhr. Zu spät.
Auch für Alex Alexiou und Sohn Angelos war das extralange Wochenende einfach zu verlockend, um nichts zu tun: „Wir haben unseren Garten in Ordnung gebracht.“ Eine halbe Tonne Grünschnitt und Laub türmen sich auf dem Anhänger – das Ergebnis aus 1000 Quadratmetern Mähen, Rechen und Sägen landet ebenfalls im Container an der Pilgerstraße.
Wochenende, Brückentag, zwei Feiertage und auch noch Monatsende, also Umzugszeit – jeder einzelne Faktor führt schon dazu, dass die Blechlawine aus PKW, Anhängern und Transportern am Recyclinghof zum Stillstand kommt. 500 bis 600 Fahrzeuge sind es dann häufig an einem Tag, sagt Betriebsleiter Markus Konitzer. Wenn’s wenig sind, dann immer noch gut 70 Fahrzeuge täglich.
Eine original verpackte Stereoanlage weggeworfen
Eigentlich wäre mittwochs der beste Tag, um alte Plörren schnell loszuwerden. Aber wenn so wie jetzt alle Faktoren zusammenkommen? „Da ist der Stau vorprogrammiert“, meint er gelassen. Vier Mann sind am Donnerstagnachmittag auf dem Hof im Einsatz und haben die Ruhe weg.
Schließlich haben sie hier schon alles gesehen, sogar eine original verpackte Stereoanlage, die Leute einfach weggeworfen haben. Auch, dass mancher seinen Bauschutt ausgerechnet an Heiligabend loswerden muss, lässt den Betriebsleiter inzwischen kalt. „Vieles wird jahrelang im Keller gehortet, Lacke, Farben, die man für den Umzug zuviel gekauft hatte“, weiß Konitzer. Weil man sie ja nochmal gebrauchen kann. Möglicherweise. Irgendwann kommt dann alles wieder ans Tageslicht und landet hier – im Container.
Verblüfft allerdings musste Konitzer doch in einem Fall die Augenbrauen hochziehen: „Da kam jemand vor Jahren mit einem Anhänger bis oben hin mit Grünschnitt – mitten im tief verschneiten Winter. Seine Auskunft: ,Der stand noch in der Garage’ . . .“