Wenn geliebte Menschen sterben, brauchen sie besonders viel Aufmerksamkeit und Unterstützung. Adelheid Hofmann und Edit Marlen Weis helfen Kindern, auf spielerische Weise mit ihrer Trauer umzugehen.

„Du darfst ruhig weinen”, sagt der Rabe zum Kaspar, „es gibt Leute, die kommen deshalb hierher.” Hier – das sind gemütlich eingerichtete Räume, die eher einer Wohnung als einer Praxis gleichen. Die Menschen, die zu Adelheid Hofmann und Edit-Marlen Weis kommen, sollen sich wohlfühlen. Sie sind da, um über den Tod eines nahe stehenden Menschen zu sprechen, über Trennung, Krankheit oder Arbeitsplatzverlust – und das fällt vielen schwer.

Die Stoffpuppen erwachen in besonderen Situationen zum Leben – dann, wenn die Klienten noch klein sind. „Das Gespräch kommt bei Kindern erst ganz am Ende” sagt die Religionspädagogin Adelheid Hofmann, die sich auf die Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat. Meist setzen sie sich in Gruppen auf spielerische Weise mit dem Thema auseinander, arbeiten mit Geschichten, basteln gemeinsam eine Kiste, die mit Erinnerungsstücken, zum Beispiel Fotos, gefüllt wird. „Das Spannendste ist, dass die Kinder untereinander anfangen zu reden”, erlebt Adelheid Hofmann immer wieder, „dass sie sich fragen: Wer ist denn bei dir gestorben?” In diesem Moment merkten die Kinder, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein sind.

„Es wird oft unterschätzt, dass Kinder anders trauern”, sagt die Sozialpsychologin Edit-Marlen Weis. Manchmal seien die Erwachsenen auch so mit sich beschäftigt, dass sie sich nicht genug um die Kinder kümmerten. Doch es sei wichtig, zu überlegen: Was braucht das Kind? Sollen Kinder mit zur Beerdigung gehen? Wie kann man sie darauf vorbereiten? All diese Fragen werden individuell geklärt.

Die Kinder zu schonen, ihnen zu sagen, der Opa sei „verreist” – das sei keine gute Idee. „Es ist ganz wichtig, zu sagen, was ist”, weiß Adelheid Hofmann. „Sonst wird es später noch viel schlimmer.” Einmal sei ein Mädchen mit Schlafstörungen zu ihnen gekommen. Weil die Eltern ihr nach dem Tod des Großvaters gesagt hatten, er sei eingeschlafen, fürchtete sie sich davor, ins Bett zu gehen. „Zur Ehrlichkeit gehört es aber auch, immer für die Kinder da zu sein.”

Hofmann und Weis nehmen auch Kontakt zu Lehrern auf, sprechen mit Erzieherinnen in Kindergärten über die Trauerbegleitung, damit sie die Kinder in solch einer schwierigen Situation besser unterstützen können. Wenn Kinder plötzlich Schwierigkeiten in der Schule haben, könne das mit dem Tod eines Angehörigen oder Freundes zusammenhängen. Sie brauchten dann besonders viel Aufmerksamkeit.

Nicht nur Kinder, auch Erwachsene finden in schwierigen Situationen bei den Trauerbegleiterinnen Unterstützung. „Wenn man der Trauer keinen Raum gibt, tragen wir sie mit uns herum”, sagt Edit-Marlen Weis. Sie weiß, dass sich immer noch viele Menschen schwertun, ihre Gefühle zu zeigen. Auch Kindern geht das manchmal so. Wenn sie dann aber mit dem Raben oder dem Kaspar sprechen, geht das alles viel leichter.

Adelheid Hofmann und Edit-Marlen Weis bieten auch das Trauercafé im Pastoralen Trauerzentrum an. Praxis Mental plus, 456 96 86.