Mülheim. An der Gustav-Heinemann-Schule gibt es 30 Internetscouts, die ihren Mitschülern helfen. Sie erhielten von der Sparda-Bank einen Preis.
- Im Internet, speziell in den Sozialen Netzwerken, wird nicht selten Mobbing betrieben
- An der Gustav-Heinemann-Schule gibt es Scouts, die den Betroffenen helfen
- Sie wurden speziell für diese Aufgabe ausgebildet und haben schon einiges erreicht
. „Das Smartphone vergisst nicht“, sagt Schüler Jan Ihlau mit ernster Miene, denn er kennt Segen, vor allem aber Fluch von What’s App, Facebook und Instagram: Peinliche Fotos, anonyme Beleidigungen, offenes Mobben und Nachstellen haben durch das Smartphone eine neue Dimension erhalten. Alles kaum mehr zu löschen. Der 18-Jährige will das ändern, die Opfer schützen, vorbeugen und wurde einer von 30 Internet-Scouts an seiner Schule.
Die Welt der Schüler hat sich dramatisch gewandelt. Vor sieben Jahren machte „seine“ Gustav-Heinemann-Gesamtschule sich daher auf den Weg und gründete, nach einer Idee des Lehrers Marcus Beling, die Scouts. Sie schreiten dann ein, wenn junge Menschen an den digitalen Pranger gestellt werden. „Wenn’s passiert, denken viele am Anfang: Das ist nichts Großes. Aber das steigert sich. Der Betroffene wird ausgeschlossen“, warnt der 18-Jährige. So ist es vor einiger Zeit zwei Mädchen ergangen, die sich von einem Jungen in sozialen Netzwerken verfolgt fühlten. „Wir haben ihn als Klassengemeinschaft darauf angesprochen, ohne ihn anzuprangern. Er beteuerte, er wollte die Mädchen nicht bedrängen und hat sich vor der Klasse ernsthaft entschuldigt. Danach war es für alle in Ordnung“, schildert Jan Ihlau. Manches Opfer aber weint, wenn es darauf angesprochen wird, „das nimmt einen mit“.
Freizeit geopfert für die gute Sache
Mit seinen Kollegen aus den Jahrgängen 10 bis 13 hat der Engagierte seine Freizeit geopfert und sich in der Thematik schulen lassen. Seit drei Jahren steht er nicht nur professionell den Mitschülern zur Seite, sondern berät auf Elternabenden und in Lehrerrunden zu Handy-Mobbing. „Wir können immer wieder auf ihr Wissen zurückgreifen“, lobt Schülervertretungslehrerin Almedina Hasanovic die Scouts.
Die Vorteile des Konzepts liegen für Ihlau auf der Hand: „Weil wir auch Schüler sind, reagieren Betroffene unbefangener, fassen schneller Vertrauen. Ich merke, dass unsere Arbeit ankommt, auch bei möglichen Tätern.“ Im leeren Raum arbeiten Scouts nicht, „sie sind Teil eines breiten Angebots der Schule, das aus Paten, Eltern-Schüler-Lehrer-Gremien, Schulhund und vielen Ganztagsangeboten besteht und die Gemeinschaft fördern soll“, erklärt Illona Feldmann, didaktische Leiterin der Schule.
Scheck in Höhe von 5000 Euro
Für ihr Engagement sind die Internet-Scouts nun ausgezeichnet worden: Die Sparda-Bank Mülheim übergab einen Scheck über 5000 Euro. „Ich weiß nicht, wovon ich mehr begeistert sein soll, von dem Konzept oder den jungen Menschen, die sich so engagieren. Einfach toll“, zollt Filialleiter Günter Draken den Akteuren viel Anerkennung. Den Betrag möchten die Schülervertreter Martin Steinke und Cedric Zahn in eine Außensitzgruppe investieren: „Wir wollen damit die Kommunikation im Alltag stärken. Man kann sich dort auch ohne Handy unterhalten – Face-to-face.“