Zsuzsa Debré und Erkki Alste verlassen Ende des Jahres die Villa an der Boverstraße. Nun sind Ideen für neue Spielstätten gefragt.
Jahrelang haben die Konzertgeigerin Zsuzsa Debré und ihr Ehemann Erkki Alste, Opernagent und Bariton, in der Villa an der Boverstraße Klassik und Kammermusik wieder salonfähig gemacht. Damit verliehen sie Mülheim einen neuen Klang. Das Vorhaben geben die beiden ambitionierten Künstler nicht auf, wenngleich sie am Ende des Jahres nach den letzten Veranstaltungen aus der Villa der Brauerei-Familie Mann ausziehen. Auf der Suche nach neuen, durchaus originellen Orten für Konzerte sind sie dankbar für Ideen der Mülheimer. Denn: „Was die zukünftigen Spielorte betrifft, ist noch alles offen.“
Warum fiel Ihre Entscheidung, die Villa zu verlassen?
Debré: Die Räumlichkeiten sind wunderschön. Es hat uns immer viel Freude gemacht, dort Konzerte zu geben. Aber leider sind die Nebenkosten hoch und das Haus ist nicht richtig zu bewirtschaften. Dazu ist der Salon viel zu klein, und die Zuschauerzahlen tragen nicht die Kosten.
Gab es keine öffentlichen Fördermittel für das Kulturprogramm?
Debré: Trotz intensiver Bemühungen haben wir weder staatliche noch städtische Unterstützung in den viereinhalb Jahren erhalten.
Wie sieht es mit Sponsoren aus?
Debré: Natürlich können wir Sponsoren gebrauchen. Einen einzigen Sponsor haben wir in der Zeit geschafft – das Pianohaus Schmitz. Herr Schmitz hat uns angeboten, egal, wo wir spielen, stellt er uns einen Flügel hin. Auch die Firma Gerstel hat uns unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar. Neben dem Förderverein haben wir private Unterstützung erhalten. Und das sagt uns, dass klassische Musik und Kammermusik nicht gestorben sind, sondern dass sie nach wie vor für die Bevölkerung interessant sind.
Ist es Ihnen gelungen, ein Stammpublikum aufzubauen?
Debré: Ja, wir haben ein treues Publikum, das uns zu jeder Veranstaltung folgt, die in Kooperation mit der Villa Zsuzsa stattfindet. Wir haben einen treuen Förderverein, der viel hilft. Aber es gibt Grenzen der menschlichen Kräfte, und da sind wir jetzt leider angelangt.
Wie geht es jetzt weiter?
Debré: Wir suchen gerade nach unterschiedlichen Konzertorten. Wir haben schon einiges im Visier, und es gibt einige positive Signale.
Würde sich der Kammermusiksaal in der Stadthalle anbieten?
Debré: Ja sicher, aber leider ist die Miete für uns unbezahlbar.
Alste: Und die Stadt kommt uns preislich nicht entgegen.
Welche weiteren Spielorte wären vorstellbar?
Debré: Ich könnte mir das Kunstmuseum gut vorstellen. Den Rittersaal im Schloß Broich finde ich wunderbar, ebenso wie Schloß Styrum. Im Schloß Styrum findet mit dem Neujahrskonzert am 14. Januar die erste Veranstaltung außerhalb der Villa Zsuzsa statt. Dieses Konzert wird gut angenommen, es ist schon zur Hälfte ausverkauft.
Haben Sie schon Kontakt zu Kunstmuseumsleiterin Beate Reese aufgenommen?
Debré: Vor einigen Jahren habe ich dort ein Konzert mit dem Pianisten András Rákosi gegeben. Wir versuchen jetzt wieder Kontakt herzustellen. Das Foyer ist schön und vor allem: Da steht ein Flügel.
Die Alte Post liegt auch zentral.
Debré: Ja, viele unserer Besucher sind etwas betagter und fanden den Weg zur Villa an der Boverstraße etwas beschwerlich. Das würde dann wegfallen, wenn wir in der Stadtmitte etwas fänden.
Was ist mit leer stehenden Ladenlokalen in der Innenstadt?
Debré: Das wäre sicherlich denkbar. Wir sind für alle Ideen offen.
Beliebt sind immer auch Salon-Konzerte in privaten Räumen.
Debré: Absolut, das wäre schön. Besonders für das Format Kaffeeklatsch, das sehr erfolgreich läuft.
Alste: Es gibt bestimmt Leute, die Räume haben, wo man kleinere Konzerte veranstalten kann.
Planen Sie neben Klassik Neues?
Debré: Was absolut toll wäre, wenn ich eine alte Tankstelle finden könnte oder Räume, die zweckentfremdet für moderne Konzerte genutzt werden könnten. In dem Sinne modern, dass es zeitgenössische Musik oder Theater ist. Mitmachen würden Eckhard Friedl (Theatermann) und András Rákosi. Mein Mann hat einen großen Stamm an Sängern. Dadurch, dass er in mehreren Gesangswettbewerben in der Jury sitzt, kennt er viele junge Talente, die eine Plattform suchen.
Was ist das für ein Gefühl, die Villa aufzugeben?
Alste: Wir sind traurig, dass wir ausziehen müssen. Aber wir sind stolz und froh darüber, dass wir in dieser Villa unseren Traum verwirklicht haben. Das war schon ein Erfolg für uns und wird uns als schöne Erinnerung bleiben. Aber jetzt kommt etwas anderes.
Abschiedskonzert mit Überraschungsgästen
Die letzten Veranstaltungen in der Villa Zsuzsa: Kaffeeklatsch, Sonntag, 19. November, 15 Uhr. Jazz-Jam-Session, Freitag, 1. Dezember, 19.30 Uhr.
Finnische Komponisten, Sonntag, 3. Dezember, 17 Uhr. Weihnachtliches Abschiedskonzert mit Überraschungsgästen, Sonntag, 17. Dezember, 17 Uhr.
Karten und Ideen für Spielorte: Tel. 0208-879564, 0173-53 931 66.