Mülheim. . „Unplugged“ ging es wieder im Medienhaus zu. Phil Hemmelmann,ClaDu und der Chor „Ruhrschrei“ rissen die Zuhörer im vollen Saal mit

  • Bei der Konzert Reihe „Handgemacht“ treten Künstler unplugged im Medienhaus auf
  • Am Freitag waren Phil Hemmelmann, ClaBu und der Chor Ruhrschrei dabei
  • Sie servierten einem großen Publikum POP und Rock, Folk und Balladen

Geht’s am Freitagabend im Medienhaus noch mit rechten Dingen zu? Immerhin ist es der 13. Denn am Ende seiner Nummer erklingt Sologitarrist „Phil“ gleich mit drei Stimmen. Kein Hexenwerk und auch keine „drei versteckten Koreaner“ – wie die Moderation augenzwinkernd vermutet – sondern ein kleiner elektronischer Trickkasten sorgt für den Effekt. Und brachte „Phil“ wohl einst den klanghaften Künstlerbeinamen „der Pfuscher“ ein.

Auch wenn es eigentlich ein Musikabend „unplugged“ sein sollte – quasi ohne Stecker – darf man das nicht so ernst nehmen, schließlich wollen die drei Künstlergruppen in der Stadtbibliothek unterhalten. Der Saal, wieder einmal bis an Rand gefüllt, nimmt das zurecht lässig und ist sogar begeistert von der Vielfalt der Mülheimer Musik-Reihe. Aus gutem Grund: Phil Hemmelmann spielt virtuos eigene, folkige Stücke an der Akustikgitarre. Mit seiner Schummelhardware, die seine Stimme und eingespielte Läufe auf der Gitarre verzögert wiedergibt, ersetzt er fast eine Band. Und während die einen dem Melodienmagier konzentriert auf’s Griffbrett starren, machen sich die anderen weiter hinten schon mal die Hüften locker.

Vielstimmig, aber nur aus dem eigenen biologisch angebauten Resonanzkörper heraus, legt der Chor „Ruhrschrei“ nach. Seine Variante von Rammsteins „Engel“ fügt dem bissig-brachialen Metal eine zahnschmelzende Süße hinzu – und durch die Süße noch den gewissen Biss. Der anschließende Gang zum „Haus am See“ von Peter Fox und zu Lordes „Royals“ bekommt durch das geschickte Arrangement der leisen und lauten Acapella-Stimmen eine tolle Räumlichkeit. Phil Hemmelmann begleitet auf dem Cajon. Dass die Musiker sich in der Akustik-Reihe gegenseitig spontan unterstützen, gehört zum guten Ton der Reihe.

„Wir kommen aus dem Ruhrpott und wir mögen es laut“ – Ruhrschrei gilt als Mülheimer Chor, so fing er vor gut sieben Jahren an, die Sänger stammen aber inzwischen aus allen Ecken des Reviers. Das moderne Repertoire von Sting bis Michael Jackson haben die 15 Frauen und Männer quasi „auf Stimmenniveau“ gebracht. Witzig: Ihr „Thriller“ greift stimmlich sogar den charakteristischen Basslauf inklusive Wolfsgeheul auf.

Der Mülheimer Norbert Zejewski und sein Anhang sind jedenfalls schwer begeistert von den „Schreihälsen“, dabei haben sie eher zufällig von dem Abend erfahren – aus der Zeitung: „Wir wussten nicht, was auf uns zukommt, aber es ist sehr toll. So viele Stimmen die synchron und vielfältig singen – ganz anders als der normale Kirchenchor.“

Damit ist der Abend noch lange nicht am Ende angelangt. ClaDu erweitern die musikalische Spannbreite und legen an den Gitarren sanft nach etwa mit Songs von Simon & Garfunkel. Dass zum großen Finale alle Musiker noch einmal gemeinsam auf der Bühne stehen, ist nicht nur eine schöne Tradition des Reihenkonzepts, es rundet die harmonische Atmosphäre an diesem Abend ab.

>> Die Akustikreihe „unplugged“ in der Stadtbibliothek hat Künstler Tom Hemmelmann initiiert.

Sie richtet sich an Musiker und Newcomer, die sich akustisch ausprobieren wollen. Wer mitmachen möchte: tom.hemmelmann@googlemail.com

Der nächste Termin ist am Freitag, 24. November, 19.30 Uhr.

Infos: www.muelheim-ruhr.de