mülheim. . Eine Woche nach der Wahl ziehen vor allem junge Politiker aller Parteien über die Schloßstraße, um sich für die Demokratie einzusetzen.

  • Jungpolitiker setzen ein Zeichen gegen Rechts und für Weltoffenheit und Demokratie
  • Der Demonstrationszug startete am Kurt-Schumacher-Platz und endete am Stadthafen
  • Auch eine Woche nach der Wahl ist der Ärger über den Erfolg der AfD nicht verraucht

Auch eine Woche nach der Bundestagswahl sitzt der Stachel bei den etablierten Parteien noch immer tief. Alle ärgern sich über das gute Abschneiden der AfD. Am Samstagvormittag versammelten sich in der Innenstadt 100 vor allem junge Politiker, um gemeinsam gegen Rechts und für die Demokratie zu demonstrieren.

Ins Leben gerufen hatten diese Demo die Mülheimer Jusos und die Grüne Jugend. Mit den Jungen Liberalen, der Linksjugend, der MLPD sowie den Ratsfraktionen Bündnis für Bildung und Wir aus Mülheim waren sämtliche Parteien und mit dem Friedensforum und dem Alevitischen Zentrum zudem weitere Gruppierungen aus der Stadt vertreten.

„Das Ergebnis war doch schockierend“, meint Patrick Schultz von den Jusos, einer der Initiatoren der Demo. Innerhalb der Woche nach der Wahl sei der Wille entstanden, ein Zeichen setzen zu wollen. „Die AfD redet immer vom Volk, sie meint aber gar nicht uns alle. Wir werden von vorne bis hinten diffamiert“, so Schultz.

Wenig selbstkritische Stimmen

Die Unterschiede zwischen den Parteien und Bündnissen schien an diesem Samstagmorgen bei Seite geschoben. „Wir sind nicht hier, um uns zu unterscheiden und in Populismus zu verfallen, sondern um als aufrechte Demokraten zusammen zu stehen“, meinte Fabian Jaskolla von den Grünen.

Selbstkritische Stimmen gab es zwar auch, sie spielten bei der Demo aber nur eine untergeordnete Rolle. „Natürlich müssen wir uns auch selbst fragen, wie das Ergebnis zustande gekommen ist, wo doch die AfD im Hochsommer noch eher im Keller war“, meinte etwa Patrick Schultz. Angelika Romeik vom Friedensforum meinte: „Es reicht nicht, nur gegen etwas zu sein. Wir müssen auch klar artikulieren, wofür wir sind.“

Über die Schloßstraße zog der Demonstrationszug zum Ruhrbania-Hafen.
Über die Schloßstraße zog der Demonstrationszug zum Ruhrbania-Hafen. © Jörg Schimmel

Vom Kurt-Schumacher-Platz zog der Demonstrationszug über die Schlossstraße bis zum Stadthafen. Auf dem Weg blieben Passanten stehen, Ladenbesitzer kamen vor ihre Tür. Während die einen interessiert schauten und anerkennend nickten, war auch hier und da leises Gemurmel zu hören. Hin und wieder rief den Demonstranten sogar jemand etwas halblaut zu. „Die sind doch bekloppt“, meinte eine ältere Dame. Auf mehrfache Nachfrage wollte sich aber niemand äußern.

Ratsmitglied Hasan Tuncer (Bündnis für Bildung) warb später für eine sachliche Auseinandersetzung. „Ich lade jeden AfD-Wähler in mein Büro ein, um mit ihm über ihr über politische Themen zu diskutieren“, sagte er.

Grünen-Vertreter Fabian Jaskolla schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Mülheim bleibt weltoffen. Wir haben jetzt vier Jahre Zeit, um unsere Werte in Debatten klarzustellen.“