Mülheim. . Die Cellistin organisiert auch die Sinfonie-Konzerte in der Stadthalle. Zum Auftakt spielt am 6. Oktober die Westdeutscher Sinfonia.

Die Cellistin Eva-Susanne Rohlfing ist die neue Konzertdramaturgin des Theater- und Konzertbüros der Stadt. Die in Ratingen lebende Musikerin organisiert auch die Sinfoniekonzerte in der Stadthalle, die am 6. Oktober in die neue Saison starten.

Sie wurden in München geboren. Wo haben Sie Cello studiert?

Eva-Susanne Rohlfing: Mein Cellostudium begann ich in Würzburg, ging dann nach Nürnberg und beendete mein Studium an der Robert Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf. Parallel dazu studierte ich Kammermusik beim legendären Melos Quartett an der Musikhochschule in Stuttgart. Die Lehrjahre bei diesen beeindruckenden Musikern und Menschen haben mich sehr geprägt. In lustiger Erinnerung geblieben sind mir unsere Quartettproben auf der Fahrt nach Stuttgart in diversen Zugabteilen: es hat sich nie jemand über den Lärm beschwert.

Nach Ihrem Studium haben Sie sowohl in der Unterhaltungsmusik wie in Musicals oder bei Pop-Produktionen als auch in den sogenannten E-Musikbereichen gespielt. Wie sehen Sie das Zusammenspiel beider Welten?

Sehr aufregend und inspirierend! Die Entscheidung, an Musicaltheatern zu spielen, hat meinen Horizont enorm erweitert. Ich habe die Professionalität der Produktionen genossen und bin sehr vielen interessanten und aufgeschlossenen Menschen begegnet. Aber natürlich schlägt mein Herz für das, was ich mit meinem Instrument gelernt habe: die wunderbare Welt der klassischen Musik, die großen romantischen Symphonien, die ungemeine Emotionalität der Streichquartette.

Bei welchen Musical-Produktionen haben Sie mitgewirkt?

Meine erste Musical-Station war Les Misérables in Duisburg, damals noch zur Hochzeit des Musical-Booms in Deutschland. Freundschaften aus dieser Zeit halten bis heute an. Danach folgten zehn sehr schöne Jahre am Colosseum Theater in Essen. Elisabeth – diese Produktion zählt immer noch zu meinen Lieblingsstücken. Später spielte ich noch Aida von Elton John und Phantom der Oper. Besonders gerne erinnere ich mich an die große Gala zur Eröffnung des Potsdamer Platzes in Berlin – mit Handschuhen im Schneetreiben.

Hören Sie auch zu Hause viel Musik?

Ich höre zuhause zur Entspannung am liebsten laute Rockmusik und die Musik meiner Kinder. Cool finde ich gerade „Burden down“ von Micar und „You don’t know me“ von Jax Jones.

Was haben Sie in Mülheim vor?

Die sieben Konzerte in der kommenden Saison sind qualitativ hervorragend und sehr vielseitig – hier ist es eigentlich nur mein Ziel, meistmöglich auf dieses fantastische Konzertangebot aufmerksam zu machen. Das Publikum in Mülheim ist sehr aufgeschlossen und freundlich, jeder Künstler wünscht es sich, vor so einem begeisterungsfähigen Publikum aufzutreten. Im Bereich der Talentförderung, Jugendarbeit und Kammermusik würde ich gerne neue Projekte realisieren, die aber noch nicht spruchreif sind. Außerdem ist es mir ein Anliegen, mit den hervorragenden Orchestern und Dirigenten der Region bestmöglich zu kooperieren, im Austausch liegt viel Kraft und Kreativität.

Es gab Protest aus dem Publikum, weil der Vertrag für Ihren Vorgänger Jörg-Henning Jüdt nicht verlängert wurde. Kritiker befürchten, dass das Klassik-Programm durch mehr leichte Unterhaltung verwässert wird?

Ich bedaure sehr, dass es Unstimmigkeiten im Publikum gab. Herr Jüdt hat großartige Programme zusammengestellt. Meine Aufgabe ist es nun, seine Arbeit erfolgreich weiterzuführen – ich stecke bereits in der Planung für die Konzertsaison 2018/19. Ich denke, bezüglich leichter Unterhaltung liegt ein Missverständnis vor. Es wird natürlich weiterhin sieben klassische Sinfoniekonzerte geben.

Am 6. Oktober findet das erste Konzert der neuen Saison statt. Was erwartet die Zuhörer?

Das erste Konzert findet gleich mit einem für mich sehr spannenden Programm statt: dem Doppel-Konzert für Violine, Violoncello und Orchester von Brahms, das ich selbst studiert und gespielt habe, der „Hebriden“-Ouvertüre von Mendelssohn-Bartholdy und einem Werk, das zu selten gespielt wird: die berühmte „Schicksalssinfonie“, die 5. Sinfonie von Beethoven. Hier freue ich mich auch besonders auf die Interpretation von Dirk Joeres, dem Dirigenten der Westdeutschen Sinfonia. Er dirigiert spannend und kontrastreich. In der Westdeutschen Sinfonia versammeln sich die besten Musiker der nordrhein-westfälischen Orchester – alle wach und motiviert.

Gibt es weiterhin die Einführungen in die Konzerte um 19.15 Uhr im Stadthallen-Foyer?

Ja, das ist eine sehr schöne Aufgabe für mich. Mein Vorgänger hat mir so viel Erfreuliches und neugierig Machendes berichtet, dass ich mich sehr darauf freue, das musikbegeisterte Mülheimer Publikum endlich näher kennen zu lernen.