Mülheim. . Das integrative Open-Air-Kunst-Festival „Kunst.Machen.Leben“ fand erstmal statt. Künstler brachten Poesie in den Stadthallengarten.

  • Der Verein Art Obscura richtete erstmals das integrative Festival „Kunst.Machen.Leben“ aus
  • Künstler machten mit ihren Werken den Stadthallengarten zum Märchenwald
  • Ziel des Festivals: Menschen mit Behinderung sollen teilhaben an Kunst und Kultur

Die Wege sind von Kerzenlicht erhellt, das Summen eines Didgeridoos spielt im Hintergrund, ein drei Meter großer Mann – er trägt einen bunten Anzug und einen spitzen Hut – schlendert über den Rasen und grüßt freundlich. Es ist wie in einem Märchenwald. „Magisch“, findet auch Claudia Bemberg und zeigt auf die Lichtspiele, die die Bäume an der Ruhr in unterschiedliche Farben tauchen. Von Freitag bis Sonntag hatte die Art Obscura e.V. zum ersten Mal ein integratives Kunst-Festival im Müga-Park organisiert, bei dem die Kunst unterschiedlicher inklusiver Gruppen präsentiert wurde.

„Ich finde einfach, dass unsere Arbeit in die Mitte der Stadt gehört“, erklärt Gert Rudolph. Er hat das Fest organisiert und findet es wichtig, Menschen mit Behinderung die Teilhabe an Kunst und Kultur zu ermöglichen. Seit einem Jahr trifft sich bei Art Obscura eine Gruppe aus Menschen mit und ohne Handicap, um gemeinsam Kunst zu machen. In dieser Gruppe entstand die Idee für diesen Tag, man nahm Kontakt zu anderen inklusiven Kunstgruppen auf.

Auch Künstler aus Bremen sind dabei

So sind zum Beispiel auch die Werke einer integrativen und interkulturellen Gruppe aus Bremen Teil der Ausstellung. Hier haben sich Menschen mit Fluchthintergrund gemeinsam mit dem Thema Vertreibung auseinandergesetzt und ein Kunstwerk gestaltet. Glaube, Wahrheit, Mut – auf großen Fahnen hat die Gruppe in verschiedenen Sprachen ihre Gefühle und wichtige Werte ausgedrückt.

Zu ruhiger Musik bewegen sich Gerd Frank und Christiane Creutzberg mit ihren Rollstühlen auf einer weißen Fläche. Dabei hinterlassen sie „Spuren“ in verschiedenen Farben und gestalten ein Kunstwerk, mit dem sie im Nachhinein äußerst zufrieden sind. „Das ist mal was völlig anderes“, findet Christiane. Als die Idee aufkam, Kunst zu machen, habe Gerd zuerst selbst gedacht, das könne er gar nicht. „Wie soll ich denn malen?“, habe er damals gedacht, er hat schließlich motorische Probleme mit den Händen. Die Kunstgruppe der Art Obscura habe ihm dann aber das Gegenteil bewiesen. Er weiß nun: „Nichts ist unmöglich.“

Behinderte Menschen trauen sich mehr zu

Und wie wichtig Kunst für Menschen mit Handicap sein kann, weiß auch Janet Kempken. Die bildende Künstlerin betreut die Kunstgruppe der Art Obscura, sie zeigt auf die Bühne, die im MüGa-Park aufgebaut ist: „Sehen Sie doch, wie er darin aufgeht“, sagt sie. Auf der Bühne steht Wulf Golz mit seiner Band Timesnails und spielt Musik mit seinem Düngel-Tisch. Geige, Schlagzeug, Gitarre – alles zu einem Instrument zusammengebaut. „Das allein ist schon Kunst“, findet Janet.

Für sie selbst sei die Arbeit mit der Gruppe unheimlich inspirierend und sie freut sich, dass die Menschen an diesem Wochenende die Werke ihrer Schützlinge endlich zu sehen bekommen: „Das ist eine Wertschätzung ihrer Kreativität“, sagt sie.

Und diese Kreativität nehmen auch Claudia Bemberg und Sabine Bierwirth wahr. Als sie durch den Müga-Park schlendern, sind sie besonders von der Inszenierung der Skulpturen und Kunstwerke begeistert: „Man merkt, wie viel Liebe da drin steckt“, findet Sabine. Die beiden Frauen genießen an diesem Abend eine tolle Atmosphäre, die sie als „zauberhaft und super schön“ beschreiben.