Mülheim. . Umstrittenes Projekt wird laut Verwaltung vorerst nicht weitergeführt. WAZ-Leser regt an, die Fläche aus dem Nutzungsplan zu nehmen.

  • Vor fünf Jahren leiteten die Politiker ein Bebauungsplanverfahren für den Schlippenweg ein
  • Auf dem Acker sollte lockere Wohnbebauung entstehen, Umweltschutzgründe sprachen dagegen
  • Das Verfahren ruht, das Projekt wird bis auf Weiteres nicht weiterverfolgt

Der Schlippenweg südlich des Rumbachtals wird von vielen Spaziergängern, Joggern und Hundehaltern genutzt, sie erfreuen sich an der Weite der Felder und dem satten Grün drumherum. Die Ackerfläche zwischen Zeppelinstraße und Schlippenweg war im November 2012 allerdings mal zum potenziellen Baugebiet erklärt worden. Damals leitete die Politik das Bebauungsplanverfahren ein. „Seither ist aber nichts passiert, mit den Planungen ist gottlob nicht begonnen worden – weil anscheinend doch Umweltbedenken bestehen“, sagt Leser Otto Rosenbaum.

Er schlägt daher vor, „den Planeinleitungebeschluss aufzuheben, die Fläche aus dem Flächennutzungsplan wieder herauszunehmen und diese in den angrenzenden Regionalen Grünzug aufnehmen zu lassen“. So schaffe man für den Acker am Schlippenweg „weitgehenden Schutz vor künftiger Inanspruchnahme“. Denn: „Gegen eine Bebauung sprechen zahlreiche Argumente“, so Rosenbaum.

Außenbereich solle grundsätzlich nicht bebaut werden

Dazu zähle, dass der grüne Außenbereich grundsätzlich nicht bebaut werden solle, wenn Innenbereichsflächen vorhanden seien (wie 2016 von Dezernent Peter Vermeulen erklärt). Außerdem sei die Fläche am Schlippenweg ökologisch besonders wertvoll. „Der seltene landwirtschaftliche Nutzboden ist besonders schutzwürdig, ihm kommt die höchste Bodenschutzklasse 3 zu“, schreibt unser Leser. Bei einem Eingriff in diesen wertvollen Boden könnten in der Zukunft die hohen bis sehr hohen Bodenfunktionserfüllungen nie wieder hergestellt werden, nie wieder ausgeglichen werden.

„Bereits lange vor dem Einleitungsbeschluss 2012 lag der ausführliche Umweltbericht des Regionalen Flächennutzungsplanes der Städteregion RFNP vor, der auf erhebliche, dauerhaft negative Auswirkungen auf sechs Umweltschutzgüter bei der Umsetzung der Planung hinweist“, schreibt Otto Rosenbaum. Dazu gehören neben dem Boden auch Wasser, Klima, Mensch sowie Kultur- und Sachgüter. Mit einem Bauprojekt Schlippenweg ginge – nach der Bebauung des Feldes an der Tilsiter Straße – „eine weitere Kaltluftproduktionsfläche verloren, die zur Belüftung der City benötigt wird.

Stadt lässt Planungen schon seit Jahren ruhen

Planungsamtsleiter Felix Blasch bestätigt, dass die Planungen für die Fläche am Schlippenweg seit Jahren ruhen: „Das steht bei uns zurzeit überhaupt nicht auf der Agenda. Das Projekt war umstritten. Es ist auf absehbare Zeit nicht geplant, es weiterzuführen.“ Das Planungsamt habe genug andere Aufgaben. Den Vorschlag unseres Lesers, den Planeinleitungsbeschluss zurückzunehmen und die Fläche aus dem Flächennutzungsplan zu streichen, hält er für aufwändig und nicht zielführend. „Dafür bräuchte man einen politischen Beschluss, müsste ein Änderungsverfahren einleiten, und so weiter. Die Sicherheit, dass am Schlippenweg nie gebaut wird, hat man trotzdem nicht. Denn genauso könnte die Fläche zu einem späteren Zeitpunkt – etwa wenn sich politische Mehrheiten ändern – auch wieder in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden“, so Blasch. Handlungsbedarf sieht er daher nicht.

Das Ackerstück am Schlippenweg gilt übrigens seit 2015 auch als Reservefläche für Flüchtlingsheime und soll es nach Wunsch der Verwaltung auch bleiben.