Die umgehende Schließung der VHS vom Montag wird von den Ratsfraktionen weitestgehend begrüßt. Sicherheit geht vor.
Die Entscheidung der Verwaltung, nach dem Bekanntwerden eklatanter Brandschutzmängel, das Gebäude der VHS umgehend zu schließen, stößt bei der Politik, die ebenfalls am Montag vor Ort informiert wurde, auf breite Zustimmung. „Bei Sicherheit und Brandschutz kann es keine Alternativen geben“, betont Hansgeorg Schiemer, Fraktionsgeschäftsführer der CDU. Nur Lothar Reinhard (MBI) ist sich nicht sicher, ob die Stadt da verhältnismäßig agiert.
„Dafür fehlt mir die Phantasie“
Eine Zukunft will dem denkmalgeschützten Gebäude von 1979 kaum noch jemand geben. „Dazu fehlt mir die Phantasie“, so Tim Giesbert (Grüne). Über die Zukunft der Institution Volkshochschule gibt es indes unterschiedliche Vorstellungen, was auch mit der Zukunft des Lernens mit Hilfe des Computers zu tun hat. Aber auch die Politik stellt naheliegende Fragen: wie es denn etwa sein könne, dass erst jetzt die Tragweite der Baumängel deutlich werde? Jochen Hartmann (BAMH) weist darauf hin, dass 1996, nach dem verheerenden Düsseldorfer Flughafenbrand, der den Wendepunkt beim Brandschutz markiert, in allen öffentlichen Gebäuden überprüft werden sollte, ob dort etwa halogenhaltige Leitungen verlegt worden seien. „Wir möchten wissen, ob das geprüft wurde und zu welchem Ergebnis man gekommen ist“, so Hartmann. Ihm geht es auch darum zu klären, ob in anderen Gebäuden ähnlich nachlässig gearbeitet und der damals geltende Standard missachtet wurde.
„Eine Schätzung ins Blaue?“
Ratlos macht ihn die einige Jahre alte Kostenschätzung. „Auf welcher Basis ist man denn auf 16 Millionen Euro gekommen, wenn man noch nicht einmal hinter Zwischendecken geschaut hat?“, wundert er sich. „Hat man da ins Blaue hinein geschätzt?“ Entsetzt zeigte sich Peter Beitz (FDP), dass durch tragende Konstruktionen Lüftungskanäle gezogen wurden, so dass teilweise nur noch 20 Prozent des Trägers vorhanden sind. Ob auch statische Probleme vorliegen, konnte die Verwaltung bislang noch nicht beantworten.
Für die SPD sind drei Punkte zentral, wie Fraktionsgeschäftsführer Claus Schindler erläutert. Oberste Priorität habe die zeitnahe Fortführung der Kurse. „Das möglichst ohne gravierende Einschnitte hinzubekommen, wird nicht einfach sein, aber ich habe da vollstes Vertrauen in die Verwaltung - die hat schon schwierigere Dinge gelöst.“ SPD-Fraktionschef Dieter Spliethoff warnt derweil vor Panikmache in Bezug auf Brandschutzmängel in anderen Gebäuden, insbesondere den Schulen. Für die sei ein umfangreiches Brandschutzsanierungsprogramm aufgelegt worden.
Und drittens bedauert die SPD, dass durch die Denkmal-Diskussion bei der Erarbeitung eines Zukunftskonzeptes für die VHS viel Zeit verstrichen sei. Schon vor drei Jahren hatte die SPD einen neuen Standort gefordert. „Die Ruhrpromenade hätte viele Vorzüge, die VHS würde dort endlich für mehr Frequenz sorgen, aber wir sind nicht auf den einen Standort festgelegt.“ Der Architekt Matthias Pfeifer hatte für die Bewerbung um die Sparkassenakademie eine Planung erstellt, die aber nicht eins zu eins übernommen werden könne. Ob das Ende an der Bergstraße besiegelt ist, scheint für die CDU noch offen. „Wir stehen noch ganz am Anfang und müssen in Alternativen denken“, so Schiemer.
Digitales Lernen
Für Peter Beitz steht fest, dass eine große VHS gar nicht mehr benötigt wird. Er favorisiert eine dezentrale Lösung. „Die VHS muss zum Bürger gehen.“ Auch Giesbert sieht, dass das computerunterstützte Lernen immer wichtiger werde, glaubt aber, dass „analoge Formen“ nötig bleiben. Eine Antwort auf diese Frage erhofft sich Hartmann von dem seit Langem angekündigten Zukunftskonzept der Verwaltung.