Mülheim. . Am Park(ing)Day machen Bürger bei verschiedenen Aktivitäten mit. Sie finden es gut, dass die Stadt lebendiger wirkt. Schelte im Internet.
- Viele Gruppen nutzen den Park(ing)Day, um für ein besseres Stadtklima zu werben
- 80% der Autos parken die meiste Zeit, wirbt Carsharing in einer der Parkbuchten
- Die meisten Autofahrer reagieren gelassen auf die blockierten Parkplätze
„Kinder sollen Nein sagen.“ „Sie haben ein Recht auf ihre Kultur.“ „Kinder dürfen eine eigene Meinung haben und diese auch sagen.“ Britney und Abrar von der Schule am Dichterviertel sprechen Passaten neben dem Rathaus an und erklären denen ihre Anliegen. Mit anderen Schülern haben sie ihren Stand auf einem Parkplatz neben dem Verwaltungsgebäude aufgebaut. Sie nutzen den Park(ing)Day, wie andere Gruppen, um für ein besseres Stadtklima zu werben und sich vorzustellen.
Insgesamt 15 Stellplätze waren gestern mit Aktionen belegt und nicht mit Blech zugestellt. Die meisten Autofahrer reagieren gelassen. Viele Bürger treffen sich zum Quatschen in den Parkbuchten.
Vor dem Eingang der Post hinter dem Hauptbahnhof hat die Pia Stiftung drei Parkplätze blockiert. Auf einem davon stehen 14 Leihräder von der Metropolradruhr und Revierrad. Im Infozelt, auf das häufiger Regenschauer niedergehen, gibt es Kaffee, Kuchen und Informationen rund um Leihräder.
80 Prozent der Autos parken die meiste Zeit
In der dritten Parkbucht steht ein Carsharing-Auto von Stadtmobil. „Wir wollen, darauf aufmerksam machen, dass 80 Prozent der Autos die meiste Zeit parken und nicht bewegt werden. Carsharing ist eine tolle Alternative“, erklärt Hendrik Konietzny von der Pia-Stiftung. Drei Autos stehen momentan in Mülheim zur Verfügung, zwei davon stehen am Nordausgang des Hauptbahnhofs. Die Aktion sei, so Lars Schilling, gut angekommen. Nur eine Frau regt sich über die blockierten Plätze auf.
Mit der Rikscha geht es weiter zum nächsten blockierten Parkplatz am Rathaus: Mitglieder des Makroscopes (Zentrum für Kunst und Technik) machen es sich auf einer Stellfläche gemütlich und klimpern auf Kalimbas und einem Banjo herum.
Bürger wünschen sich mehr Straßenbahnen
„Da haben sie ein Sofa auf den Parkplatz gestellt und trinken Kaffee“, sagt eine Frau zu ihrem Mann und zieht ihn unter das Zeltdach. „Wohnen statt Parken“ lautet auf der Leineweberstraße das Motto beim Netzwerk der Generationen. „Ich habe das Auto meinem Sohn geschenkt und mir eine Monatskarte besorgt. Ich komme mit Bussen und Bahnen überall hin und kann am Wochenende noch jemanden mitnehmen“, sagt eine Rentnerin. „Es sollten mehr Straßenbahnen fahren. Das täte der Stadt gut“, fügt Ursula Völker hinzu und wärmt sich mit einem Kaffee auf dem Sofa.
„Einige Autofahrer hatten gedacht, es gebe am Park(ing)Day überhaupt keinen freien Platz mehr in der City“, erklärt Sabine Dams von der Pia. Andere seien kopfschüttelnd vorbeigefahren.
Vor dem Museum singen Anika Füger und Hartmut Kremer von der Mülheimer Klimaschutzinitiative (MKI) mit den Fußgängern. Auf der Wallstraße baut Fynn Hoofe das Mülheimer Straßenbahnnetz. Rainer Nelbach von der Initiative Tramvia setzt auf elektrische Transportmittel und „Bahnfahren statt Parken“. Auf der Löhstraße schleifen und schrauben Fußgänger an Möbeln aus Paletten.
Auch an der Bachstraße geht es bunt zu
Justin Fonkeu von Afro-Mülheimers stellt den Afrikanischen Kontinent mit seinen vielen Staaten vor. Dazu erklärt er, wie viele Afrikaner in Mülheim leben und wirbt für ein friedliches Miteinander. Neben seinem Stand parken wieder Autos in der Fußgängerzone. Ein paar Meter weiter näht Cornelia Schwabe an einer Jacke. Karin Piek informiert über umweltschonende Mobilität am Stand von Greenpeace.
Auch an der Bachstraße geht es bunt zu: Auf dem Gehweg vor der Friedenstreppe, wo öfter Autos unerlaubt stehen, ist eine Fläche mit Kreide bemalt. Kinder machen am Stand des Friedensforums große Seifenblasen, eine Clownin sorgt für Spaß und lädt vorbeilaufende Kinder zum Mitmachen ein.
Im Netz viel Unverständnis
Während an den Ständen Passanten Interesse an den verschiedenen Aktivitäten zeigen, diskutieren und mitmachen, äußern die Nutzer unserer Facebookseite in der Mehrzahl Unverständnis. So gibt es Beschwerden darüber, dass die Parkplätze in der Stadt knapp seien und durch solche Aktionen die Situation verschlimmert werde. Einige begrüßen jedoch die Aktionen.
Auch die MKI meldet sich dort zu Wort und gibt zu, dass es sich beim Park(ing)Day um eine bewusste Provokation handelt, um aufzuzeigen, dass es neben dem Auto auch Alternativen zur Fortbewegung gibt: zu Fuß gehen, Rad fahren, oder Bahnen und Busse nutzen. Die MKI gibt zu bedenken, dass durch die Belegung von 15 Parkplätzen nicht die ganze Stadt lahmgelegt werde.