Mülheim. . Die 47-Jährige wird außergerichtlich Streitfälle schlichten. Als Beratungslehrerin hat sie in der Konfliktlösung bereits viel Erfahrung.
- Schiedsleute schlichten ehrenamtlich und außergerichtlich Streitfälle
- Zur neuen Schiedsfrau im Bezirk Broich wurde jetzt Claudia Lamers ernannt
- Sie hilft bei bürgerlich-rechtlichen Angelegenheiten und bei bestimmten Strafsachen
Gesellschaftliche Unzufriedenheit, das ist es, was Claudia Lamers seit einiger Zeit zunehmend registriert. „Da möchte ich gegensteuern“, sagt die 47-Jährige, die jetzt in der Sitzung der Bezirksvertretung 3 zur Schiedsperson für den Schiedsamtsbezirk 9 (Broich) für die kommenden fünf Jahre gewählt worden ist.
Der Antrieb der Lehrerin, die an der Realschule Stadtmitte Mathe, Deutsch und katholische Religion unterrichtet, ist es, sich für Menschen zu engagieren und sich zudem für demokratische Strukturen einzusetzen. „Als Beratungslehrerin werde ich immer wieder damit konfrontiert, Konflikte zu lösen“, sagt Claudia Lamers. In ihrem neuen Amt als Schiedsperson wird es schließlich darum gehen, Rechtsprobleme am Gartenzaun zu regeln – als außergerichtliche Streitschlichtung.
Konflikte ohne die Anrufung der Gerichte schlichten
Schiedspersonen helfen Bürgern sowohl in bürgerlich-rechtlichen Angelegenheiten, als auch in bestimmten Strafsachen, einen Konflikt ohne Anrufung der Gerichte beizulegen. Die Schiedsämter des Landes, zu denen als neue Schiedsperson für den Schiedsamtsbezirk Broich auch Lamers gehört, zählen zu den staatlich anerkannten Gütestellen.
„Das Verfahren beim Schiedsamt ist denkbar unbürokratisch“, erklärt der Obmann der Mülheimer Schiedspersonen, Peter Pickert. Neben einem Antrag, der ausgefüllt wird, ist das Verdienst der Schiedsleute in den allermeisten Fällen aber die Tatsache, dass sich beide Streithähne (wieder) an einen Tisch setzen. „Wir machen das in Wohnzimmer-Atmosphäre“, sagt Peter Pickert und führt aus: „Zu 80 Prozent können wir vermitteln und eine Einigung erzielen.“ Und das in deutlich kürzerer Zeit, als wenn man direkt vor die Gerichte zöge, die aufgrund von Überlastung lange Vorlaufzeiten haben.
Einigung ist für die Beteiligten bindend
Die Einigung wird von der Schiedsperson schriftlich dokumentiert und ist für die Beteiligten bindend, ähnlich wie ein gerichtliches Urteil. „Manche Sachen aber“, hat der Obmann, der das Amt bereits seit rund 15 Jahren ausübt, die Erfahrung gemacht, „sind nicht zu regeln. Dann müssen die Parteien vor den Richter ziehen.“ In solchen Fällen, weiß Pickert, liegt dem aktuellen Streit meist ein langer Vorlauf – manchmal über Generationen hinweg – zugrunde.
Als Schiedsfrau, davon ist die Broicherin Claudia Lamers überzeugt, leistet sie nicht nur einen Dienst an der Gesellschaft, sondern erweitert auch ihre eigene Sichtweise: „Man hat so seinen kleinen Kosmos, in dem man lebt. Ich möchte auch für mich einen neuen Bereich erkunden. Das Rechtliche finde ich interessant.“
Einzige Frau unter den Mülheimer Schiedsleuten
Ab sofort ist sie im Dienst, wird aber zunächst von erfahrenen Schiedspersonen unterstützt, durchläuft Seminare und Lehrgänge, lernt zu schlichten. „Ich bin gespannt“, sagt Claudia Lamers, „ob die Methoden, die ich aus der Pädagogik kenne, auch bei Erwachsenen wirken.“ Dabei ist sie nicht nur die Jüngste unter den Mülheimer Schiedsleuten, sondern auch die einzige Frau.
Davon lässt sich Claudia Lamers nicht bange mache. Ganz im Gegenteil, sie ist sicher, das richtige Ehrenamt für sich – und für ihren Stadtteil, der ihr so vertraut ist – gefunden zu haben: „Ich bin ein sachlicher und ausgleichender Mensch.“ Und so sieht sie das auch mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement: „Jeder sollte im eigenen Leben gucken, wo er was für die Gemeinschaft verbessern kann – und nicht alles nur von anderen fordern.“
<<< INFO:
Die für den eigenen Wohnort zuständige Schiedsperson erfährt man beim Amtsgericht: 450 90 .