Mülheim. . Mit einer Matinee zu den ersten Premieren und der Erforschung eines Begriffs startet die Spielzeit

Es überrascht nicht, dass sich das Theater an der Ruhr als Spielzeitmotto „Das Lob der Provinz“ gesetzt hat und das nicht nur ironisch verstehen will. Der Begriff der Provinz soll in seiner ganzen Zweideutigkeit ausgelotet werden. Man darf ja nicht vergessen, dass Roberto Ciulli und Helmut Schäfer vor über 35 Jahren von Düsseldorf nach Mülheim gekommen sind, um von hier aus auch Mehrzweckhallen und kleine Bühnen von Remscheid bis Solingen zu bespielen. Die Provinz, nicht das Provinzielle, denn das meint schon etwas anderes, war also von Beginn an Programm.

Aber das Motto und der Bezug zum Ruhrgebiet, das sich in Sonntagsreden immer gerne als Ganzes versteht, was im Alltag oft auf Grenzen in den Köpfen oder institutionelle Grenzen stößt, provoziert. Das gelinge sogar schon im Ensemble, stellt Sven Schlötcke erfreut fest.

Als Bekenntnis zur Region gibt es Pommes rot-weiß

Die Provinz ist also ein Thema. Den thematischen Einstieg leistet am Sonntag bei einer Matinee um 12 Uhr im Theaterfoyer (Eintritt frei, Akazienallee 61) die dreiköpfige künstlerische Leitung selbst. Und als Bekenntnis zur Region gibt es dazu Pommes rot-weiß und die Bandonion Freunde Essen musizieren. Roberto Ciulli, selbst Mailänder, weist darauf hin, dass inzwischen wieder die Lebensqualität außerhalb der von Hektik geprägten Großstädte gesucht werde. Da mag auch mit dem Mietniveau und dem Erholungswert zu tun haben. Außerdem gibt es überall das Besondere und Einzigartige, das es zu entdecken gilt. Sind die Regionen in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung überhaupt von den Strömungen in den Großstädten abgehängt. In einer Gesprächsreihe, in der die Meinung des Publikums gefragt ist, will Helmut Schäfer diesen Fragen nachgehen. Gerburg Jahnke ist am Montag, 9. Oktober um 18 Uhr, sein erster Gesprächspartner.

Die ersten Inszenierungen über die am Sonntag gesprochen wird, zeigen dagegen die mentale Welt der Kleinbürger aus der Sicht eines Weltbürgers: Woody Allens „Tod“ (15. September) und Daniel Kehlmanns Heilig Abend (22. September).