Mülheim. . Gut 200 Cineasten genossen die Natur und trotzten dem Wetter zum Auftakt des Open-Air-Kinos an der Drehscheibe am Ringlokschuppen.
Drei Dinge braucht der hartgesottene Freiluft-Kinogänger: Sitzfleisch oder -kissen, Knabberzeug und regenfeste Kleidung. Dann allerdings kann der Mülheimer sein alljährliches Open-Air-Kino an der Müga-Drehscheibe mit allen Vorzügen genießen: freie Sitzwahl, gute Filme, und ganz wichtig – Zigarettchen.
3-D-Film ohne Brille
Und so startet die Kinosaison des Mülheimer „Ruhr-Sommers“ am Mittwochabend mit gemütlichem Rauch von unten und gelegentlichen Wassersprenkeln von oben. Eine Art 3-D-Kino gibt es zu bestaunen dank einer Leinwand, die sich in Böen den gut 200 Zuschauern entgegenwölbt – ganz ohne Brillenschnickschnack.
Für Steffanie Dorn und Freundin gehört das Wetter einfach zum Kinoerlebnis dazu. Eine breite Decke haben sie vorsorglich mitgenommen, ‘ne Tüte Chips und ein Päckchen Glimmstengel sind obligatorisch: „Ich finde es einfach total gut draußen zu sitzen und das Wetter zu genießen – ok, das ist gerade nicht optimal ...“, stimmt Steffanie Dorn zu, weil sich just graugelbe Wolken wie ein bauschiges Regenkissen auf die Drehscheibe zubewegen.
Das jedoch reißt kaum jemanden von den Sitzen, um zu gehen. Eher rückt man zusammen. Jennifer Bartsch ist ebenfalls von der Atmosphäre eines Open-Air-Kinos begeistert, besonders eben dieses an der Drehscheibe und „mitten in der Natur. Ich habe das eher zufällig im vergangenen Jahr entdeckt und fand es richtig schön hier.“
Kino als schöne Nebensache
Die Filme sind für Dorn und Bartsch aber nicht völlige Nebensache. Am Mittwochabend gibt’s „Paula“, die verfilmte Lebensgeschichte der modernen Künstlerin und Freidenkerin Paula Modersohn-Becker. Das Drama aus der Worpsweder Künstlerkommune im Wilhelminischen Zeitalter fasst die immer noch aktuellen Themen Emanzipation und Selbstverwirklichung in stimmungsvolle Naturbilder. So verblüfft kaum, dass es gerade Zuschauerinnen unter den freien Himmel gelockt hat.
„Die Auswahl war schon im letzten Jahr gut“, meint Bartsch, „es werden Filme gezeigt, die ich sonst nicht gesehen hätte oder verpasst habe.“