Es gilt als nahezu ausgeschlossen, dass Menschen aus Albanien in Deutschland als Flüchtlinge anerkannt werden. Das war auch schon im Mai 2015 so, als Familie R. nach Deutschland gekommen ist. „Dass die Chancen für eine Anerkennung sehr gering sind, ist allgemein bekannt. Trotzdem versuchen es viele“, sagt Udo Brost, Leiter der Ausländeramtes. „Sie denken: Vielleicht könnte es ja doch klappen.“ Auch Familie R., Vater, Mutter und zwei Kinder, erhielt gut ein Jahr nach ihrem Antrag im Juni 2016 die Ablehnung ihres Asylantrages. Sie hatten als Grund für ihr Gesuch angegeben, dass ihr Leben durch eine Blutrachefehde bedroht sei. Der Fall der Familie ist interessant, weil an ihm beispielhaft deutlich wird, wie belastend die Umstände für die Beteiligten sind.

Es gilt als nahezu ausgeschlossen, dass Menschen aus Albanien in Deutschland als Flüchtlinge anerkannt werden. Das war auch schon im Mai 2015 so, als Familie R. nach Deutschland gekommen ist. „Dass die Chancen für eine Anerkennung sehr gering sind, ist allgemein bekannt. Trotzdem versuchen es viele“, sagt Udo Brost, Leiter der Ausländeramtes. „Sie denken: Vielleicht könnte es ja doch klappen.“ Auch Familie R., Vater, Mutter und zwei Kinder, erhielt gut ein Jahr nach ihrem Antrag im Juni 2016 die Ablehnung ihres Asylantrages. Sie hatten als Grund für ihr Gesuch angegeben, dass ihr Leben durch eine Blutrachefehde bedroht sei. Der Fall der Familie ist interessant, weil an ihm beispielhaft deutlich wird, wie belastend die Umstände für die Beteiligten sind.

Nachdem die Familie die Nachricht bekommen hatte, ist die Frau in eine schwere Depression verfallen. Im Dezember wurde sie zur stationären Behandlung in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des St. Marien-Hospitals aufgenommen. In einem Gutachten hatte der behandelnde Arzt festgestellt, dass im Fall einer Abschiebung oder einer erzwungenen Reise mit „einer suizidalen Verzweiflungshandlung“ gerechnet werden müsse, auch sei sie angesichts der schweren Depression für die Dauer von sicherlich sechs Monaten nicht reisefähig. Auf der Basis dieses Attestes beantragte die Familie Anfang Januar 2017 ihre weitere Duldung. Doch gut einen Monat später stehen zwei Mitarbeiter und zwei Polizisten um sechs Uhr morgens vor der Tür. Die Familie soll abgeschoben werden. Allerdings ist auch ein Arzt dabei. Der rät schließlich, nachdem die Frau einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, dazu, die Aktion zu unterbrechen. Sie wird in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie eingeliefert. Ein Richter ordnet noch am gleichen Tag an, dass sie dort verbleiben soll. Wieso wurde das Attest bei dieser Aktion nicht berücksichtigt? Es sei nicht unüblich, dass solche ärztlichen Gutachten eingereicht würden, um eine Abschiebung zu verhindern, berichtet Brost. Daher würden solche Atteste immer noch zusätzlich von anderen medizinischen Fachleuten auf ihre Relevanz geprüft.

Dabei ginge es etwa um die Schwere der Depression oder um die Frage, ob eine solche psychische Erkrankung im Heimatland behandelt werden könnte. In diesem Fall sei man offenbar zu dem Schluss gekommen, dass die Betroffene reisefähig sei. Allerdings sei ja auch ein Arzt anwesend gewesen, um bei Problemen sofort reagieren zu können. Solange die Betroffene nun in Behandlung ist, wird die Abschiebung natürlich nicht durchgeführt. Letztlich sei die aber eben nur aufgeschoben.

„Eine Abschiebung ist für alle Beteiligten belastend, auch für meine Mitarbeiter“, so Brost. Die Empfehlung an alle Albaner, deren Antrag abgelehnt worden ist: Sie sollten freiwillig zurückkehren. Letztlich kämen sie so auch ihrem eigentlichen Ziel näher, nämlich in Deutschland eine Arbeitsstelle zu bekommen. Sollten sie abgeschoben werden, würde nämlich eine Aufenthaltssperre von 31 Monaten für Deutschland verhängt. Oft hätten sie aber auch Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern aufgenommen, die könnten sie dann nicht weiterverfolgen. Wenn sie jedoch freiwillig ausreisen, können sie in der deutschen Botschaft in Tirana ein Visum beantragen und wieder zurückkehren. Außerdem erhalten sie ein Übergangsgeld von 900 Euro, damit sie nicht vollkommen mittellos starten. Wie viele Betroffene sich aktuell in der Stadt aufhalten, konnte Brost nicht sagen. Seit die sogenannte Balkanroute geschlossen sei, kämen keine neuen Albaner mehr dazu.