Mülheim. . Ingrid Kocks (89) zog als Kind im Krieg von Duisburg ins sicherere Rumbachtal. Ihr hellblaues Heigei-Fahrrad bekam sie 1939 zu Weihnachten.
- Wer hat das älteste Fahrrad in Mülheim? Bei unserem Bietspiel hat sich Ingrid Kocks gemeldet
- Die 89-Jährige, die im Rumbachtal wohnt, hat einen hellblauen Drahtesel der Firma Heigei in ihrem Wintergarten stehen
- Der hat 78 Jahre auf dem Buckel – damit liegt Ingrid Kocks aktuell vorn.
Wer hat das älteste Fahrrad in Mülheim? Bei unserem Bietspiel hat sich Ingrid Kocks gemeldet. Die 89-Jährige, die im Rumbachtal wohnt, hat einen hellblauen Drahtesel der Firma Heigei in ihrem Wintergarten stehen, der 78 Jahre auf dem Buckel hat – damit liegt sie aktuell vorn.
„An Heiligabend 1939, da war ich elf Jahre alt, zog mein Vater plötzlich ein Tuch weg und darunter war mein Rad – ich habe mich wahnsinnig gefreut.“ Schon Monate zuvor habe sie ihre Eltern immer wieder gebeten ihr ein Fahrrad zu kaufen. „Meine Freundin hatte bereits eins und ihre Mutter hat dann ein gutes Wort für mich bei meinen Eltern eingelegt“, erinnert sich Kocks. Ihr Vater sei stolz gewesen, dass es ein leichtes modernes Rad mit einem Aluminiumrahmen sei.
Mit Rad und Freundin zum Eisessen
Wahrscheinlich war es die letzte Fuhre vor dem Krieg, die die Duisburger Firma Heinz Geiling (Heigei) auslieferte, vermutet Kocks. Für damalige Verhältnisse müsse es teuer gewesen sein. „Meiner Freundin und mir stand uns plötzlich die Welt offen“, erinnert sich Kocks. Mit dem Rad ging es zu Veranstaltungen in der Umgebung und zum Eisessen. Die Beiden sind immer noch befreundet. „Früher war es noch leichter Radzufahren, denn die Stadt war noch nicht so dicht bebaut und es gab weniger Autos.“
Geboren und aufgewachsen ist sie in Duisburg, wo ihr ein Pony gehörte. „Ich bin jeden Tag nach der Schule eine halbe Stunde zum Reitstall geradelt“, erinnert sich Kocks. Ihr Vater hat sich dann 1936 das Bauernhaus im Mülheimer Rumbachtal gekauft, um auf dem Anwesen eine kleine Obstplantage aufzubauen. Das Haus wurde als Ferienwohnung genutzt.
Im Krieg war Mülheim sicherer
„1942 im Krieg wurde es dann für uns zu unsicher in Duisburg und wir sind nach Mülheim gezogen“, berichtet die 89-Jährige. Kurze Zeit später wurde das Gymnasium in Mülheim geschlossen, da es auch dort zu unsicher wurde. „Aber ich musste ja zur Schule gehen“, erklärt Kocks. Da ihr Vater einen Schuldirektor aus Düsseldorf kannte, konnte Ingrid Kocks in seiner Schule unterkommen.
So fuhr sie jeden Morgen mit dem Fahrrad von Zuhause zum Hauptfriedhof. Dort habe sie das Rad sicher im Treibhaus abstellen dürfen. „Dann ging es weiter mit der Straßenbahn bis Stadtmitte, dann weiter mit der S-Bahn nach Duisburg und dann in die D-Bahn nach Düsseldorf.“
Das leicht rostige Rad ist noch fahrtüchtig
Rund zwei Stunden sei sie täglich für eine Stunde gependelt. „Ich war froh, mit dem Fahrrad fahren zu können und nicht heimlaufen zu müssen.“ Wenn es im Winter stockfinster war, kamen die Eltern, die kein Auto hatten, zu Fuß und holten Ingrid Kocks ab. Das Rad mit der Stempelbremse hat zwar ein paar rostigen Stellen, ist aber noch fahrtüchtig. Ihre erwachsenen Kinder hatten ihr noch vor ein paar Jahren eine Dreigangschaltung eingebaut. Auch die Reifen und der Sattel wurden ausgetauscht. „Aber leider kann ich inzwischen in meinem Alter nicht mehr Radfahren, weil das Aufsteigen schwierig ist“, sagt Kocks. Nun steht ihr Wegbegleiter in Kocks Wintergarten und erinnert sie an ihre Kindheit.
>>> WER BESITZT DEN ÄLTESTEN DRAHTESEL? BIETEN SIE MIT!
Vor 200 Jahre wurde das Fahrrad erfunden. Zu diesem Anlass wollen wir wissen: Wer hat das älteste Rad in Mülheim? Melden Sie sich unter Tel.: 44308-31 oder redaktion.muelheim@waz.de.
Momentane Platzierung:
1. Platz: Ingrid Kocks (78-jähriges Rad)
2. Platz: Thomas Wegner (77-jähriges Rad)
3. Platz: Thomas Reith (68-jähriges Rad)
4. Platz: Ursula Küpper (56-jähriges Rad)
5. Platz: Manfred Mons (53-jähriges Rad)