Mülheim. . Mülheim zieht die Option und stärkt ihre Beteiligung an Medl und SWB. Das Investitionspaket ist 21,5 Mio. Euro schwer.

  • Die Stadt Mülheim trennt sich von 1,4 Millionen RWE-Aktien, um in andere Beteiligungen zu investieren
  • Sie erhöht ihre Beteiligung am Mülheimer Energiedienstleister Medl um 10 Prozent und erwirbt SWB-Anteile zurück
  • Das Investitionspaket ist 21,5 Millionen Euro schwer und wurde bereits vom Stadtrat abgesegnet

Die Stadt hat ihre Option aus dem umstrittenen Deal zur Fortsetzung der Partnerschaft mit dem Essener Energiekonzern RWE (jetzt Innogy) beim Mülheimer Energiedienstleister Medl gezogen: Für einen Millionenbetrag sichert sich die Stadt so weitere Anteile an der Medl, aber auch an der Wohnungsbaugesellschaft SWB. Sie gibt dafür 1,4 Millionen RWE-Aktien auf.

Es war im Dezember 2016 heiß umstritten, ob die Stadt der RWE-Abspaltung Innogy weiter eine Beteiligung von 49 Prozent an der ertragreichen und mit einer stolzen Eigenkapitalquote ausgestatteten Medl gewähren sollte. Mit einem kriselnden Konzern, der weiter mit klimaschädlichem Kraftwerksbetrieb am Markt agiert, den Weg in die lokale Energiewende weiterbeschreiten? Das war vielen suspekt.

Stadt hatte sich Option einräumen lassen

Immerhin hatte sich die Stadt in den Verhandlungen mit den Essenern die Option einräumen lassen, einige RWE-Anteile zurückzuerwerben. Das wird jetzt vollzogen. Der Stadtrat hat in nichtöffentlicher Sitzung im Juli still und heimlich Millionentransfers dafür verabschiedet.

Zum Inhalt: Die städtische Beteiligungsholding übernimmt rückwirkend zum 1. Januar 2017 weitere zehn Prozent der Innogy-Anteile an der Medl. Dafür zahlt die Stadt, basierend auf einem gutachterlich ermittelten Ertragswert der Medl in Höhe von 150 Millionen Euro, rund 15 Millionen Euro an Innogy (plus eine Million Euro für die indirekte Beteiligung von Innogy an der SWB).

21,5 Mio. Euro, um Beteligungen neu zu strukturieren

Letzteres rührt daher, dass die Medl 50,1 Prozent an der städtischen Wohnungsbaugesellschaft hält, somit Innogy hierfür auch zu entschädigen ist. Auch in die Beteiligungsstruktur der Wohnungsbaugesellschaft greift die Stadt gemäß Ratsbeschluss ein. Lagen bislang 49,9 Prozent der Anteile bei der Beteiligungsholding und 50,1 Prozent bei der Medl, so übernimmt die Beteiligungsholding weitere 22,2 Prozent der Anteile zum anteiligen Buchwert von einer Million Euro von der Medl und vergütet Innogy deren indirekte Beteiligung mit einer Einmalzahlung von rund 4 Millionen Euro.

Alles in allem nimmt die Stadt 21,5 Millionen Euro in die Hand, um ihre Beteiligungen neu zu strukturieren. Um das finanzieren zu können, veräußert sie RWE-Stammaktion zu einem Wert von 21,5 Millionen Euro, heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat, der dieser Zeitung vorliegt.

Höherer Anteil an Ausschüttungen

Mit der Transaktion sichert sich die Stadt gleichsam einen höheren Anteil an den Ausschüttungen der profitabel aufgestellten Unternehmen Medl und SWB. Sie befreit sich damit auch ein Stück weit von der Abhängigkeit des Dividendenflusses aus dem RWE-Aktienbesitz. Das Risiko unzureichender Ausschüttungen ist nun breiter gestreut.

Zufrieden zeigt sich aktuell die Fraktion von Bündnis’90/Die Grünen mit dem Erwerb eines weiteren Zehn-Prozent-Anteils an der Medl. „Das war Bestandteil des von Grünen, SPD und Linken eingebrachten Haushaltsbegleitantrages“, erinnert Fraktionsvize Franziska Krumwiede-Steiner. Die Medl-Ausschüttung liege höher als beim RWE. „Einen Ticken“ sei die Rendite höher, hatte Kämmerer Frank Mendack unlängst im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt. Im vertraulichen Papier zum Ratsbeschluss ist von einer positiven Gesamtrendite der Umstrukturierung in Höhe von 4,5 Prozent die Rede.

Die Grünen wollen übrigens mehr: 60 Prozent Beteiligung an der Medl sollten „langfristig nicht der letzte Schritt sein“, so Krumwiede-Steiner.