Innenstadt/Broich. . Im Oktober erfolgt die Freigabe der Langsamfahrstrecke des Radschnellweges zwischen Hauptbahnhof und Ruhr. Radler testen schon mal.
„Warum kann man hier nicht über die Brücke fahren?“ „Weil Arbeiter da unten ein Gerüst anbauen.“ Eine Gruppe Radfahrer kurvt von der Heinrich-Melzer-Straße durch die Bahnbögen und steht vor dem gläsernen Aufzugturm neben der Ruhrpromenade. Die Radler wollten mit ihren Drahteseln den neuen Abschnitt bis zur Hochschule nach Broich abfahren. Sie müssen das mindestens noch um ein Jahr verschieben. Das Teilstück vom Bahnhof bis zum Aufzug am Ruhrufer wird im Oktober eröffnet.
Das hält viele Radler jedoch nicht davon, schon mal zu gucken. Einige sind den Autos der Handwerker nachgefahren. „Das sind völlig neue Ausblicke. So kannte ich die Stadt bisher gar nicht“, sagt eine Radlerin. Sie steht oben neben dem Aufzug vor dem Bauzaun. Sie muss mit ihrem Rad wieder zurückfahren. „In knapp zwei Monaten geht der Aufzug in Betrieb. Auf der Rückseite entsteht ein Treppenabgang“, sagt Horst Chluba kommissarischer Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau.
Aufzug geht in zwei Monaten in Betrieb
Der hellgraue Asphalt für die Fahrbahn ist bereits aufgewalzt, in den nächsten Tagen markieren Arbeiter die Querstreifen in der dunkleren Farbe Anthrazit auf die Fläche. Sie sollen Radler veranlassen, auf der Hochstrecke langsam zu fahren. Der Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Müga-Park ist als Langsamfahrstrecke des Radschnellweges (RS 1) deklariert. Ob sich Radfahrer daran halten, wird sich später zeigen.
Einige Testfahrer sind etwas zerknirscht, dass sie die Strecke über die 32 Viaduktbögen wieder zurückstrampeln müssen. „Das sollte doch schon im Juli freigegeben werden“, sagt der nächste, der am Bauzahn vor der Ruhrbrücke steht. „Es hat Verzögerungen bei den Materiallieferungen gegeben. Darum hatten wir leider nicht eingeplante Baupausen“, erklärt Horst Chluba.
Stepping-Stones werden bepflanzt
Bis zur Freigabe werden auch die so genannten Stepping-Stones bepflanzt sein. Das sind eingefasste Beete, in deren Bewuchs sich Amphibien und Insekten aufhalten können. Die kurzen Strecken zwischen den Beeten können sie überwinden. „Auch auf der Ruhrbrücke bauen wir die Stepping-Stones später ein“, sagt Cluba.
Neben den Beeten sind bereits Sitzgelegenheiten installiert. Das Dach über dem Stadtbalkon folgt später. In Höhe des Rathausmarktes ist die Hochpromenade um 1,5 Meter breiter. Einige Besucher haben bereits entdeckt, dass ein Baum auf der Bahnstraße den freien Blick vom Stadtbalkon aus verdeckt. „Bisher gibt es keinen Vorschlag, den Baum zu entfernen“, ergänzt der Brückenbauingenieur. Die Radlergruppe am Aufzug beschließt, zum Bahnhof zu fahren. „Von dort aus können wir dann schon mal von oben schauen und die Probefahrt genießen“, sagt der Tourleiter. Einige Mitfahrer haben bereits ihre Mobiltelefone ausgepackt. „Für mich wird das eine Premierenfahrt, sagt der Bochumer. „Das muss ich festhalten.“
Es darf kein Material in die Ruhr fallen
Damit Radler im nächsten Herbst auf dem Radschnellweg bis zur Hochschule Ruhr West durchfahren können, haben bereits die Arbeiten zur Sanierung der Ruhrbrücke begonnen. Dafür wird die Brücke von 1866 mit einem Gerüst komplett umbaut (eingehaust). „Wir müssen bei den Sandstrahlarbeiten sicherstellen, dass kein Material in die Ruhr fällt“, beschreibt Horst Cluba den Aufwandt. Alle Arbeiten an der Brücke seien mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg abgesprochen und terminiert.
Parallel dazu laufen die Planungen für die Viaduktstrecke durch den Müga-Park und den daran anschließenden Abschnitt von der Brücke über die Bergstraße bis zum Hochschul-Campus in Broich. „Wir möchten demnächst die Ausschreibungsbedingungen veröffentlichen und die Aufträge an Bewerber vergeben“, erläutert der Brückenbaufachmann.
Dabei wird die Stadt jedoch vom aktuellen Bauboom, steigenden Preisen und Materialknappheit getroffen. Daher könne es zu Verzögerungen kommen, weil Firmen zu viel für die Arbeiten verlangten, sagt Chluba. Die Stadt ist jedoch bereit, das Projekt vorzufinanzieren, „wenn wir das Geld zurückbekommen“, sagt Baudezernent Peter Vermeulen. Das werde in den nächsten Wochen verhandelt, um den Zeitplan zu halten.