Mülheim. . Das Styrumer Ensemble mit Schloss und Wasserturm waren zuletzt gesucht. Früher waren die Ruhrwiesen davor ein beliebtes Spielgebiet.

  • Schloß Styrum und den Wasserturm zeigte unser letztes Foto aus einer seltenen Perspektive
  • Das Styrumer Schloss blickt heute auf eine fast 1000 Jahre andauernde Geschichte zurück
  • Industriebaron August Thyssen baute sich in Styrum sein eigenes Wasserwerk

An die ehemaligen Ausflugslokale der Stadt, die wir in den vergangenen Wochen gesucht haben, konnten sich viele Mülheimer erinnern. Damals waren sie mit ihren Eltern dort, später auch mit ihren Kindern. Was die alte Postkarte aus der vorherigen Folge zeigt, war eigentlich auch eine leichte Aufgabe. Aber offensichtlich haben alte Mülheimer in ihrer Kinder- oder Jugendzeit kaum auf den Styrumer Ruhrwiesen gespielt. Hier die Auflösung: Schloß Styrum und der Wasserturm sind aus einer seltenen Perspektive auf der Karte zu sehen.

Das Styrumer Schloss blickt heute auf eine fast 1000 Jahre andauernde Geschichte zurück. Urkundlich wird das Schloss erstmals im Jahre 1067 erwähnt. Das Gebäude ist die Geburtsstätte der Herrschaft Styrum. Wenig später nehmen es die Grafen von Limburg-Styrum zum Stammsitz. Der stark verwitterte Wappenstein der Grafenfamilie befindet sich auf der Südseite oberhalb des Rundbogenportals im ehemaligen Torhaus. Er ist kaum noch als Hinweis auf das Adelsgeschlecht zu erkennen.

1809 verliert Schloss als Herrschaftssitz seine Bedeutung

Nach dem Ableben des letzten Grafen, Ernst Maria von Limburg-Styrum, verliert das Schloss 1809 als Herrschaftssitz seine Bedeutung. Zeitweilig ist es unbewohnt. Erst 1890 kauft der Ruhrindustrielle August Thyssen den heruntergekommenen Besitz mit Umfassungsmauer und ehemaligem Befestigungsturm, um ihn als Wohnsitz für die Generaldirektoren seiner stark expandierenden Röhren- und Walzwerke herzurichten und zu nutzen. Dazu lässt er die Gebäude nach dem Geschmack der damaligen Baumode sanieren und erweitern. Bis heute hat sich das vor 127 Jahren restaurierte Aussehen des Ensembles erhalten. Auch der im Stil eines englischen Landschaftsparks errichtete Schlosspark stammt aus dieser Zeit.

Schloß Styrum und der Wasserturm von der Ruhr aus gesehen. Dazu hatten unsere Leser bisher nichts zu erzählen.   
Schloß Styrum und der Wasserturm von der Ruhr aus gesehen. Dazu hatten unsere Leser bisher nichts zu erzählen.   © Sammlung G.-W. Scholl

Seit 1959 besitzt die Stadt Mülheim das Schloss an der Moritzstraße. Für die Landesgartenschau 1992 wurden die unter Denkmalschutz stehenden Bauten renoviert. Der Park ist Bestandteil und nördliches Eingangstor zu den ausgedehnten Müga-Anlagen. Heute sind dort Künstlerateliers, eine Altentagesstätte und Ausstellungsräume des Aquarienvereins untergebracht. Das Schloss beherbergt im Erdgeschoss eine Gaststätte mit Gartenterrasse.

In der Kapelle trauen Standesbeamte Paare

In der Kapelle des Schlosses trauen Standesbeamte Paare, ebenso auf der gläsernen Plattform des Aquarius Wassermuseums direkt nebenan. Den denkmalgeschützten Turm hat die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) saniert und ihn zur Landesgartenschau 1992 als Wassermuseum eröffnet. Mehrmals ist das interaktive Museum in 25 Jahren nach dem aktuellen Stand der Technik erneuert worden.

Als August Thyssen mit der Styrumer Schlosssanierung fertig war, legte er nebenan den Grundstein für den Wasserturm. Arbeiter mauerten ihn 1892/93 nahe der Ruhr auf. Er hat eine Höhe von 49,5 Metern. Das Spitzdach trägt eine Windrose. 50 0000 Liter fasste der Wasserbehälter. 1982 legte die RWW den Wasserspeicher still.

Industriebaron Thyssen baute sein eigenes Wasserwerk

Seit seiner Inbetriebnahme vor 125 Jahren ist der rote Ziegelzylinder ein Blickfang in Styrum. Er entstand, weil das städtische Wasserwerk Thyssen für sein Eisenwerk kein Wasser zur Verfügung stellen, nicht abhängig von einem Großabnehmer sein will. Darum lässt der Industriebaron an der Ruhr sein eigenes Wasserwerk bauen.

Einsprüche benachbarter Wasserversorger halten ihn nicht auf. Thyssen wird bald zum Wasserlieferanten für benachbarte Hüttenwerke und die Styrumer. Er baut eine Transportleitung nach Bottrop. Als sich 1912 die RWW gründet, gehört dazu das Thyssen-Wasserwerk in Styrum mit dem Turm.