Mülheim. Für 2016 stehen erneut 1,4 Millionen Euro Defizit beim Hafenbetrieb zu Buche. Eine Lösung ist nicht in Sicht, die Strukturmängel sind groß.
- Das Geschäft mit dem Hafenbetrieb bleibt für die Betriebe der Stadt Mülheim ein äußerst verlustträchtiges
- Für das Jahr 2016 steht wieder ein dunkelroter Millionenbetrag als Defizit zu Buche
- Ein wirtschaftlicher Betrieb erscheint auf Sicht nicht möglich, weil vor Ort die Infrastruktur-Nachfrage fehlt
Das Geschäft mit dem Hafenbetrieb bleibt für die Betriebe der Stadt ein äußerst verlustträchtiges. Für das Jahr 2016 steht wieder ein dunkelroter Millionenbetrag als Defizit zu Buche. Damit ist der Hafen für die Stadt verlustträchtiger als etwa der Flughafen, der aus Gründen fortdauernder Unwirtschaftlichkeit bekanntlich aufgegeben werden soll.
Der Hafenbetrieb ist Verlustbringer Nummer 1 im Portfolio der städtischen Betriebe. Noch einmal fuhr dieser ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr ein. Ein Minus von knapp 1,4 Millionen Euro stand am Ende des Jahres zu Buche. Ein wirtschaftlicher Betrieb erscheint auf Sicht nicht möglich, weil unter anderem die städtische Ansiedlungspolitik in der Vergangenheit selbst verursacht hat, dass vor Ort zu wenige Unternehmen ansässig sind, die für Umschlag am Hafen sorgen, ob über Hafenbahn oder Verladung per Schiff.
Große Umschlagsfläche liegt brach
Nun sind im Vorjahr die Umsatzerlöse noch einmal gesunken – von 2,3 auf unter 2,2 Millionen Euro. „Die Umschläge bleiben mit rund 1,3 Millionen Tonnen auf niedrigem Niveau“, musste die Betriebsführung um Geschäftsführer Joachim Exner jüngst erst bilanzieren. Er zieht als Erklärung dafür insbesondere heran, dass mit dem 33.000 Hektar großen Areal des ehemaligen Schrottbetriebs Jost an der Weseler Straße eine große Umschlagsfläche brachliegt.
Die Stadt hatte sich in jüngerer Vergangenheit zwar dagegen gesperrt, dass sich auf der Fläche Baumarkt, Tankstelle und Fastfood-Kette ansiedeln, um nicht weitere Umschlagspotenziale einzubüßen. Doch etwas im Sinne der Stadt scheint sich für die Gewerbefläche auch noch nicht aufgetan zu haben. „Vom Eigentümer ist nichts dergleichen an die Verwaltung herangetragen worden“, sagte Planungsamtschef Jürgen Liebich zuletzt auf Anfrage. Immerhin: Gegen die von der Stadt erlassene Veränderungssperre, die eine Handelsansiedlung auf dem Areal verhindern soll, hatte Jost bis dato keine Klage eingereicht.
Hafenbetrieb steht vor Mammutaufgabe
Insgesamt steht der Hafenbetrieb aber weiter vor der Mammutaufgabe, fehlbelegte Gewerbeflächen hafenaffin besetzt zu bekommen. Exner nennt diese Hausaufgabe, die sich auch der Wirtschaftsförderung stellt, als „dringend. Nur so kommen wir zur ursprünglichen Tonnage zurück.“ Anfragen für Umschlagsflächen gebe es, nur müssten die jeweiligen Eigentümer auch mitspielen wollen. Alles wäre leichter, hätte die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten mehr darauf geachtet, wer für welchen Zweck etwa auch städtische Grundstücke erwerben konnte.
So steckt der Hafenbetrieb aktuell im Dilemma, noch über Jahre kräftig in die sanierungsbedürftige Hafen-Infrastruktur investieren zu müssen, obwohl die Umsätze nicht zur Gegenfinanzierung reichen. Rücklagen dafür wurden in der Vergangenheit nicht gebildet, fortschreitend wurde der Substanzverlust billigend in Kauf genommen.
FDP schüttelt nur mit dem Kopf
So kommt Exner heute zu der Erkenntnis, dass die Einnahmen unter gegebenen Umständen zwar „wirklich gut“ seien, doch das Ergebnis aufgrund von Zinsen (826.000 Euro in 2016) und Abschreibungen (524.000 Euro) extrem belastet sei. Zu jener Betrachtungsweise schüttelt FDP-Fraktionschef Peter Beitz regelmäßig nur den Kopf. Eine solche Rechnung könne sich kein privates Unternehmen leisten.