Mülheim. . 261 gestohlene Räder wurden der Polizei im ersten Halbjahr 2017 gemeldet.2016 erreichte Fallzahl ein Rekordhoch, das noch getoppt werden könnte.

  • 2016 erreichte die Zahl der gestohlenen Zweiräder die höchste Fallzahl der letzten zehn Jahre
  • Es könnte ein Phänomen der allgemeinen Kriminalität sein, schätzt die Polizei
  • Vorbeugend sollte man sein Zweirad gut sichern und nicht am hochwertigen Schloss sparen

Wer sein Fahrrad liebt – der sollte es gut sichern: In Mülheim werden immer mehr Fahrräder gestohlen. Schon im vergangenen Jahr hatte die Zahl der bei der Polizei angezeigten Raddiebstähle mit 563 geklauten Zweirädern ein Rekordhoch erreicht – es war die höchste Fallzahl der letzten zehn Jahre.

Diese Zahl könnte am Ende des Jahres möglicherweise noch getoppt werden. Denn 261 gestohlene Räder wurden der Polizei bereits im ersten Halbjahr 2017 gemeldet. Zum Vergleich: Vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2016 waren es nur 208 gestohlene Fahrräder.

Die Polizei hat keine wirkliche Erklärung dafür. Das sei nicht auf eine bestimmte Tätergruppe zurückzuführen, sagt Polizeisprecherin Sandra Steinbrock. Es könnte ein „Phänomen der allgemeinen Kriminalität“ sein, schätzt sie, möglicherweise nähmen in anderen Jahren andere Delikte wie etwa Ladendiebstahl zu.

Hochwertige Schlösser sind wichtig

Doch auch Gelegenheit macht Diebe: So rät die Polizei, das Zweirad gut zu sichern, und nicht am hochwertigen Schloss zu sparen. „Die Räder werden immer hochwertiger – an den Sicherungen hingegen wird oft gespart“, weiß Sandra Steinbrock. Dabei gelte hier auch, was die Polizei seit Jahren für die Sicherung der Fenster und Türen predigt: Wenn ein Dieb sich zu lange mit einem Schloss abmühen muss, gibt er sein Vorhaben schneller auf. Dafür spricht auch, dass Räder nach Aussage der Polizei häufiger aus dem öffentlichen Raum gestohlen werden – „die Zahl der Kellerdiebstähle ist deutlich geringer“, so die Polizeisprecherin.

Wenn das Rad einmal weg ist, ist die Chance, es wiederzubekommen, recht gering. Die Aufklärungsquote beim Raddiebstahl lag in den letzten Jahren stets unter 8%. Im vergangenen Jahr konnten 40 Täter ermittelt werden – elf davon waren jünger als 21 Jahre.

Gestohlene Räder werden selten gefunden

„Das sind ja oft Zufallsfunde“, sagt Sandra Steinbrock. Etwa, wenn ein Rad nach „Gebrauch“ einfach in ein Gebüsch geworfen wird. Oder, wenn einer Streifenwagenbesatzung auffällt, dass ein hochwertiges Rad irgendwie nicht zum Fahrer passen will, der da gerade draufsitzt. Und überprüft, ob das Rad als gestohlen gemeldet ist.

In so einem Fall ist es natürlich hilfreich, wenn man bei der Anzeige nicht nur Hersteller und Farbe, sondern auch die Rahmennummer angeben kann, damit das Rad später identifiziert werden kann. „Heften Sie alle Unterlagen ihres Rades nach dem Kauf gut ab“, empfiehlt die Polizeisprecherin. Auch bei Versicherungsfragen könnte das ja vielleicht einmal wichtig werden.

Die Polizei unterscheidet in der Kriminalitätsstatistik nicht zwischen dem einfachen Rad und dem hochwertigen Renngerät oder einem teuren Pedelec oder E-Bike. Der Schaden über alle im vergangenen Jahr geklauten 563 Zweiräder beläuft sich auf 446 123 Euro. Das bedeutet einen durchschnittlichen Wert von 792 Euro pro entwendetem Fahrrad. Im Jahr 2015 lag der Gesamtschaden bei 337 036 Euro. Wie die Zahl am Jahresende 2017 aussieht, bleibt noch abzuwarten.

Stadt muss häufig Schrotträder entfernen

Geklaute Räder werden häufig zu Fundsachen, und darum muss sich dann die Stadt kümmern. Oft ist aber nur noch Schrott übrig – in diesem Fall wird das Rad entsorgt.

Was dem Außendienst des Ordnungsamtes mehr Arbeit macht, sind Räder, die über Monate am Straßenrand, am fremden Zaun oder in öffentlichen Radständern geparkt und vergessen werden. „Das nimmt in den letzten zwei, drei Jahren zu“, schätzt Außendienstleiter Erich Oesterwind. „Meist melden uns die Bürger solche Räder.“

Sechs Wochen Frist zum Abholen

Das Ordnungsamt prüft, ob es sich um ein fahrbereites Rad oder nur noch um ein Wrack handelt. Im letzten Fall wird das Rad entsorgt. In erstem Fall bekommt das Zweirad einen städtischen Aufkleber, auf dem der Besitzer aufgefordert wird, das Fahrrad zu entfernen. Sechs Wochen Frist werden ihm gelassen – „Dann holen wir das Rad dort weg.“ Wenn sich auch später kein Besitzer meldet, landet das Rad wie andere Fundsachen letztlich in der jährlichen Online-Versteigerung.

Rund 20 Räder sind das pro Jahr, sagt Außendienstler Lutz Panitz. Es waren vor einiger Zeit mehr, als die Stadt Schrotträder am Hauptbahnhof teils per Bolzenschneider entfernen musste. Einige davon, erinnert er sich, standen schon zwei Jahre und länger dort. Nicht mehr vollständig, Sattel oder Lampe hatten schon Abnehmer gefunden.