Mülheim. . In acht Jahren hat Museumsleiterin Beate Reese das Haus weit nach vorne gebracht. Diskussionen um die Alte Post verunsichern.
- Besucherzahlen des Kunstmuseum konnten auf 23 000 gesteigert werden
- Beate Reese leitet das Haus a, Synagogenplatz seit nunmehr acht Jahren
- Seitdem wird über die ungewisse Zukunft des Kunstmuseums diskutiert
Beharrlich arbeitet Museumsleiterin Beate Reese an ihrem Konzept weiter, bereitet gerade die Ausstellung von Alice Könitz vor, die Anfang September starten soll. Aus Los Angeles ist die Tochter des Bildhauers Peter Könitz in Mülheim angereist. Seit Reese ihren Dienst vor acht Jahren antrat, wird über die Zukunft des Kunstmuseums diskutiert. Dabei ist es gerade ihre Beharrlichkeit, die das Haus weit nach vorne gebracht hat.
Sie sind aus Würzburg gekommen, wie finden Sie das Ruhrgebiet?
Ich finde das Ruhrgebiet als solches attraktiv. Es ist wegweisend, in dem Netzwerk der Ruhr-Kunst-Museen mitarbeiten zu können. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist sehr konstruktiv.
Sie leben in Mülheim, wie gefällt Ihnen die Stadt?
Mülheim ist eine charmante Stadt, gerade mit der Ruhr. Die Ruhrauen sind erholsam. Ich gehe gerne ins Müga-Gelände, in den Witthausbusch zu den Tieren. Ich hatte auch mal eine Tierpatenschaft für die Ziegen. Die Ziege ist ja ein Tier, das in der Kunst immer geliebt worden ist. Ab und zu gehe ich ins Naturbad schwimmen, in den Wasserbahnhof oder ins Eiscafé Plati.
So idyllisch wie die Lage, so kritisch wird die Innenstadt gesehen.
Natürlich macht mir die Innenstadtentwicklung Sorge. Die Situation ist schwieriger geworden, auch wegen der abnehmenden Frequenz. Sicherlich war es ein wichtiger Schritt, das Schloss-Quartier neu aufzubauen und eine Ruhrpromenade anzulegen. Man sollte mehr Verbindungen schaffen zwischen den Bereichen Synagogenplatz, Forum, Altstadt, und Ruhrpromenade. Auch die Altstadt ist ein charmantes Stück Mülheim.
Versprechen Sie sich davon mehr Besucher fürs Museum?
Für das Museum haben wir in den letzten acht Jahren eine enorme Aufbauarbeit geleistet. Als ich kam, waren die Besucherzahlen im freien Fall. Wir haben es geschafft, ca. 10 000 Besucher im Jahr mehr zu haben – ausschlaggebend positiv war natürlich die Macke-Ausstellung. Was gezeigt hat, dass das Kunstmuseum absolut Potenzial hat mit seinen herausragenden Sammlungen. Auch für die Angebote im Bereich Vermittlung gab’s großen Zuspruch. Wir hatten im letzten Jahr 23 000 Besucher.
Als Sie vor acht Jahren anfingen, standen Sie im Kunstmuseum vor einer Baustelle.
Es war eine schwierige Situation. Ich bin gestartet mit der Diskussion, dass das Museum Beiträge zur Sanierung des Haushaltes leisten soll, was sich 2010 fast zu einer Schließungsdebatte entwickelte. Auch die Situation, dass Umbaupläne, die es gab, sozusagen ad Acta gelegt worden sind.
Das Kunstmuseum trägt mit bei zum Sparhaushalt.
Ja, wir leisten unsere Sparbeiträge, was heißt, weniger Geld bei steigenden Kosten. Und hinzu kommt noch die Erwartung, dass wir attraktive Ausstellungen machen. Jedes Jahr haben wir Drittmittel für Ausstellungen und Projekte akquirieren können. Das ist sehr lobenswert und es ist vielen Menschen in dieser Stadt fast eine Ehre, sich für das Kunstmuseum zu engagieren. Ein toller Rückhalt.
Laut Gutachten der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) steht das Kunstmuseum erneut zur Disposition. Die Sanierung des Hauses ist für 2018 geplant. Was wird, werden die Etatberatungen im September zeigen. Wie geht es Ihnen in diesem ungewissen Zustand?
Es sind Situationen, die eine enorme Unsicherheit schaffen. Man muss auch die personelle Lage berücksichtigen. Es ist für die Menschen, die ständig hier ihren Dienst tun, nicht leicht, dauernd mit einer möglichen Schließung konfrontiert zu werden, und trotzdem mit Engagement und Freundlichkeit ihre Arbeit zu leisten. Auch für den Ruf des Hauses ist es nicht gerade zuträglich. Wir werden ja auch überregional wahrgenommen. Wenn Besucher solche Nachrichten lesen, heißt es: Da brauchen wir erst gar nicht hingehen, da ist sowieso bald alles vorbei.
Was würde es bedeuten, wenn die Sanierung eingespart wird?
Das hieße, dass wir im Grunde nicht mehr weitermachen können, weil die Klimaanlage die letzten Tage hat. Wenn es keine Klimaanlage gibt, können wir die Sammlung Ziegler, die Kunstwerke, die wir hier haben, nicht mehr zeigen, die müssten ausgelagert werden. Und wenn wir keinen Brandschutz erneuern, verlieren wir den Versicherungsschutz. Keine Sanierung heißt, auch kein Betrieb mehr. Wir warten ab, wie sich die Politik entscheiden wird und haben zur Kenntnis genommen, dass es auch sehr positive Signale gegeben hat.
>> ZUR PERSON
Beate Reese, geboren in Lemgo, studierte Kunstgeschichte, Neuere Geschichte und Soziologie an der Ruhr Universität Bochum. Ihre Laufbahn begann sie als Volontärin am Osthaus Museum in Hagen.
1995 wurde sie stellvertretende Leiterin und Kuratorin der Städtischen Galerie in Würzburg. Den Umzug der Städtischen Sammlung in das Museum in den Kulturspeicher 2002 hat Beate Reese aktiv mit begleitet.