Mülheim. . Beim Besuch der Flugschulen am Flughafen bekamen 20 Teilnehmer unserer Aktion „WAZ öffnet Pforten“ Einblicke in eine besondere Ausbildung.
- Bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ besuchten 20 Leser die Flugschulen am Flughafen
- Die Nachfrage an Verkehrspiloten ist derzeit hoch, erfuhren die Teilnehmer
- Zudem gab es Einblicke in den Flugsimulator und in die Flugzeughallen
Mit leuchtenden Augen kommt Horst Biesgen aus dem Flugsimulator. Die Beech King Air, ein zweimotoriges Turboprop-Flugzeug, steht – zumindest auf dem Bildschirm – auf der Landebahn des Flughafens Köln-Bonn. „Eigentlich wollte ich auch noch den Flugschein machen, nachdem ich den Jagdschein in der Tasche hatte“, erzählt der Mittsiebziger. So weit ist aber nicht gekommen, denn: „Hätte ich das gemacht, hätte meine Frau sich scheiden lassen.“ Jetzt aber besuchen die Biesgens gemeinsam den Flughafen Essen/Mülheim, sind dabei, als die WAZ die Pforten öffnet zu den dort ansässigen Flugschulen.
Allein bei der Flugschule FFL, neben der TFC Käufer GmbH eine der beiden Schulen für die Ausbildung von Berufs- und Linienpiloten am Flughafen, sind bislang über 6500 Verkehrspiloten ausgebildet worden. „Es gibt derzeit einen Riesenbedarf an Verkehrspiloten“, weiß Frank Peylo, Sprecher der Gemeinschaft „Wir sind Flughafen“ und meint: „In Zukunft wird noch mehr geflogen.“
FFL ist die zweitälteste Flugschule Deutschlands
Die Flugschulen bedienten diese Nachfrage, ordnete Peylo ein: „Die FFL ist nach der Lufthansa die zweitälteste Flugschule Deutschlands, sie wurde 1963 gegründet“, erklärt Frank Peylo, der die 20 WAZ-Leser mitgenommen hat auf den Rundgang durch die Räume der Flugschulen, durch die Flugzeug-Halle und auch zum Luftschiff Theo. Und Peylo hat noch mehr Infos dabei: „Der Flughafen Essen/Mülheim bildet damit einen Schwerpunkt in der Ausbildung für Verkehrspiloten – es gibt kaum eine Fluggesellschaft, die ihre Piloten nicht hier ausbilden lässt.“ Auch angehende Berufsflieger aus dem benachbarten Ausland würden hier geschult.
Hier könnte auch ein Airbus landen
Nicht nur die Ausbildung im Flugsimulator, sondern auch der praktische Teil der Pilotenausbildung wird am Flughafen auf den Ruhrhöhen trainiert, berichtet Florian Käufer von der TFC Flugschule, die bei der Pilotenausbildung Kooperationspartner zahlreicher Fluggesellschaften ist. Frank Peylo macht zudem das Potenzial des Geländes deutlich: „Hier könnte auch ein Airbus landen.“
Einen Airbus hat sie zwar noch nicht in Mülheim landen sehen, vielerlei Erinnerungen aber verbindet Beate Düster mit dem Flughafen – sie ist gegenüber aufgewachsen, ihre Mutter hat bei Theo Wüllenkemper gearbeitet. „Als kleines Mädchen hat mich Herr Wüllenkemper mitfliegen lassen. Seitdem bin ich von der Welt von oben fasziniert“, erzählt die 57-Jährige und blickt zurück: „Wir konnten die Flugzeuge aus dem Wohnzimmer aufsteigen sehen.“ Und auch die kaputte Halle, die der schwere Sturm 1972 zerfetzte, hat Beate Düster noch vor Augen.
Erinnerungen an den Flughafen
Erinnerungen an den Flughafen hat auch Magdalena Lixenfeld. Einige Jahre hat die 88-Jährige dort gearbeitet, in den 70er-Jahren war das. „Damals habe ich die Prüfungsaufgaben für die Flugschüler abgetippt“, erzählt die Seniorin, ihr Arbeitsplatz damals war der Tower. „An Heiligabend 1971 bin ich dann das erste Mal mitgeflogen, an dem Tag war schönstes Wetter.“ Der jüngste Besucher von „WAZ öffnet Pforten“ war an diesem Nachmittag Nolik, der seinen Opa begleitete. Ob er denn jetzt, nach dem Rundgang, wohl Pilot werden wolle? Der 15-Jährige schüttelt den Kopf: „Das hatte ich mal vor, aber ich hab eine Farbenschwäche.“ Seine berufliche Alternative aber ist nicht weniger ambitioniert: „Meeresbiologe!“