Mülheim. . Werner Schmidt sammelt mit seinem kraftvollem Kunststück Spenden für kranke Kinder. Innerhalb von zwei Jahren hat er 10 000 Euro eingenommen.
- Werner Schmidt aus Speldorf schwingt Zehn-Kilo-Hammer und sammelt damit Spenden
- Der Erlös aus seinem Kunststück kommt dem Verein „Wünsch dir was“ zugut, der kranken Kindern hilft
- Innerhalb von zwei Jahren hat der 69-Jährige fast 10 000 Euro eingesammelt
Man möchte die Hände vor die Augen schlagen und bloß nicht hingucken, ein Schauer läuft dem Betrachter über den Rücken, und doch kann man den Blick nicht abwenden von dem Spektakel: Mit seiner prankenhafte Hand umschließt Werner Schmidt – ein Mann wie ein Bär – den hölzernen Stiel seines riesigen Vorschlaghammers, dann spannen sich alle Sehen und Muskeln des rechten Arms an und nach einer kurzen Konzentration „wuppt“ Schmidt, 67 Jahre alt und Kfz-Meister, den „Mottek“, wie er seinen Zehn-Kilo-Hammer nennt, mit „Schmackes“ in die Höhe.
Sein Antrieb ist die Dankbarkeit
Mit ausgestrecktem Arm hält er das brachiale Werkzeug für einen kurzen Moment in der Luft, ganz ruhig, kein Zittern. Alleine das wäre schon einen Applaus wert. Doch das eigentliche Kunststück folgt dann erst: Ganz gemächlich senkt Werner Schmidt den Hammer in Richtung seines Gesichts ab. Langsam und kontrolliert lässt Schmidt den zehn Kilogramm schweren Hammerkopf auf seine Nase herab, bis er schließlich auf seinem Nasenrücken ruht. Wer sich fragt, wie der Mann danach aussieht: Unversehrt, so wie vorher. Warum – um alles in der Welt – macht einer solch einen Quatsch?
Weil er für jeden Spaß zu haben ist, sagt der Speldorfer breit grinsend und schiebt deutlich ernster hinterher: „Der liebe Gott hat es wirklich gut mit mir gemeint, mein Arzt sagt, ich bin kerngesund. Dafür bin ich dankbar – das will ich Kindern, denen es nicht gut geht, weitergeben.“ Vor etwa zwei Jahren stand Schmidt mit seiner Hammer-Nummer zum ersten Mal in der Zeitung, seitdem holt er zum Rundumschlag aus: Führt sein kraftvolles Kunststück vor auf Familienfesten, bei Fußballturnieren oder an seiner Speldorfer Kfz-Werkstatt.
Kranke Kinder können eine schöne Zeit verbringen
Neuerdings fährt er dazu auch mit einem kleinen selbstgebauten Trecker vor, der klingt, als steckten zehn Harleys in ihm. Steigt der 69-Jährige davon ab, schwingt er die Keule, wie er schelmisch sagt und bittet die Zuschauer um Spenden. Das Geld geht an den Verein „Wünsch dir was“, der schwerkranken Kindern Herzenswünsche erfüllt. Fast 10 000 Euro hat Hammer-Werner, wie er sich selbst nennt, in den vergangenen zwei Jahren erschwungen. Das Geld hat dazu beigetragen, berichtet der Verein, dass beispielsweise Erik mit seiner Familie ein Wochenende im Legoland verbringen konnte, dass Fabian einen Tag lang Feuerwehrmann sein durfte, Justin sich im Freizeitpark Tropical Islands erholen konnte und gleich sechs Mädchen zur Aufzeichnung der Sendung „The Voice of Germany“ nach Berlin fahren konnten, wo sie auch die prominenten Jury-Mitglieder kennengelernt haben.
Sein Engagement, das Gute, was er damit bewirken kann, sagt Schmidt, sei sein Ansporn: „Das ist mein Motor.“ Die Gewissheit, kranken Kindern helfen zu können, hypnotisiere ihn: „Die Kinder geben mir die Kraft dazu. Ich lass nicht locker und mach weiter, bis ich nicht mehr kann.“ Bedeutet auch: Die Zehn-Kilo-Trainingshantel jeden Tag 2000 Mal zu stemmen. Schmidt weiß, wofür er den Kraftakt auf sich nimmt: „Die Leute, die Geld geben, helfen den Kindern – ich bin nur das Abschleppseil dafür.“
>> AUSZEICHNUNG BEIM BÜRGEREMPFANG
Die WAZ hat mit der Aktion „Menschen machen’s möglich“ gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) aufgerufen, Mülheimer zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten stehen nun fest, die wir nacheinander in der WAZ in einem Portrait vorstellen.
Nach der Vorstellung aller Ehrenamtler und ihrer vorbildlichen Projekte können Sie, liebe Leser, für einen der Kandidaten stimmen. Die drei Mülheimer mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise, die beim Bürgerempfang am 5. September durch Oberbürgermeister Ulrich Scholten übergeben werden.