In dem seit vier Jahren leerstehenden ehemaligen Warenhaus wird inzwischen eifrig gearbeitet. Ein Rundgang mit dem Eigentümer und den Architekten
Nivo hieß der letzte Mieter, der 2013 aus dem Woolworth-Gebäude auszog, seitdem stand das 1928 für Woolworth gebaute Warenhaus leer. Die Werbung hängt noch, sie ist aber so schwer, dass sie nur mit einem Hubsteiger entfernt werden kann. Nun soll hier echtes Niveau einziehen. Seit einigen Wochen ist das Gebäude an der unteren Schloßstraße von einem Bauzaun umgeben. Von den Entkernungsarbeiten, die im Innern vor sich gehen, merken Passanten kaum etwas, es sei denn eine Ladung Schutt rauscht durch die gelben Schüttrohre und donnert in den Container. Christian Schweckhorst, dessen Mutter gebürtige Mülheimerin ist, möchte das Denkmal mit den Architekten Ralph und Martin Linge-Boom wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück versetzen und die 2200 Quadratmeter mit Wohnen, Gewerbe und Gastronomie/Handel füllen.
Mit brachialer Gewalt werden die nachträglich eingezogenen Zwischenwände eingerissen. Als Architekt Emil Fahrenkamp das Gebäude 1928 realisierte, war es in Form und Bauweise ausgesprochen modern. Die Dynamik sieht man der damaligen Konstruktionszeichnung an. „Tragwerke mit Beton hatte man gerade seit zehn, fünfzehn Jahren im Griff“, sagt Architekt Martin Linge-Boom. Das Haus wirkte leicht und elegant und hatte lichtdurchflutete Räume. Zeitgenössische Gebäude waren dagegen noch vielfach schwer und wuchtig. Durch die Skelettkonstruktion, die auf drei Stahlpfeilern ruht, seien die Grundrisse in den Obergeschossen besonders flexibel.
Der alte Bauherr, der Kaufmann Hugo Othegraven, ging durch dieses Treppenhaus zu seiner Wohnung im Obergeschoss. Die Treppe wird nach unten verlängert. Das Entree ist neben der Nationalbank, wo sich einst ein Zigarrenladen befand und später Obst gehandelt wurde. Ein großes O, die Initiale des ersten Bauherrn, wird dort prangen.
Noch ist die Dachterrasse im fünften Stock kein Ort, an dem man gerne verweilen möchte. In den 70er Jahren ist die Fassade mit Eternitplatten verkleidet worden. Das ist die Zeit, als Asbest und andere Schadstoffe verbaut wurden. „Asbest ist zu unserer Überraschung kein Problem“, freut sich Martin Linge-Boom. Aber Eternit besteht aus Fasern, die je nach Länge lungengängig sein können. Daher dürfen die Platten nicht zerschlagen werden. Es muss geschraubt werden. Welche Vorsichtsmaßnahmen nötig sind, prüfe gerade ein Labor, so Linge-Boom.
Von der künftigen Dachterrasse des zweistöckigen Penthouses hat man eine wunderbare Aussicht – noch kann man die Ruhr erkennen. Auf der anderen Seite ragen die beiden Kirchen und die Iduna-Hochhäuser aus der Dachlandschaft heraus. Derzeit sieht man gut den Baufortschritt im Stadtquartier Schloßstraße. „Ohne den Rückenwind durch dieses Großprojektes hätten wir die Revitalisierung des Woolworth-Hauses nicht in Angriff genommen“, so Schweckhorst.
Über diese geschwungene Treppe sind bereits unzählige Kunden gelaufen. Sie wurde 1955 nachträglich eingebaut. Eine attraktive Lichtkuppel musste dafür zurückgebaut werden. Wiederherstellen lässt diese sich leider nicht – da legten die Brandschützer der Stadt ihr Veto ein. Noch im nächsten Jahr soll die Renovierung des Hauses fertig sein.