Mülheim. . Das Wodo Puppenspiel zeigt an sechs Samstagen beliebte Stücke. Format hat sich etabliert. Gratis-Vorstellungen im Ladenlokal am Synagogenplatz.

  • In den großen Feriengibt es Sommertheater im Ladenlokal gegenüber vom Medienhaus
  • Zum Repertoire zählen Klassiker, aktuelle Kinderliteratur und Stücke mit gesellschaftlichen Themen
  • Ziel ist, dass die Menschen die Aufführungen zum Anlass nehmen, wieder in die Innenstadt zu gehen

Generationen von Mülheimern sind mit den Geschichten vom Wodo Puppenspiel aufgewachsen. Seit 33 Jahren gibt es die kleine Bühne von Dorothee Wellfonder und Wolfgang Kaup-Wellfonder. Zum Repertoire zählen Klassiker wie Pippi Langstrumpf, aktuelle Kinderliteratur wie „Conni“ und Stücke mit gesellschaftlichen Themen wie Klima und Integration. Immer in den großen Ferien ist Sommertheater im Ladenlokal vis-a-vis vom Medienhaus angesagt.

Wie läuft das Sommertheater?

Wolfgang Kaup-Wellfonder: Besser denn je, es wird immer stärker frequentiert. Pippi Langstrumpf am vergangenen Wochenende war außergewöhnlich gut besucht. Aus versicherungstechnischen Grünen ist die Obergrenze im Laden 190 und die hatten wir erreicht. Wir sind sehr zufrieden, wenn wir auf 350 Besucher für drei Vorstellungen an einem Vormittag kommen.

Erwachsene sind immer in den Vorstellungen

Sind Eltern dabei, die samstagvormittags shoppen möchten und ihre Kinder derweil gut unterhalten wissen wollen?

Nein. Die meisten Erwachsenen gucken mit, das ist ja bei uns immer der Fall. 60 Prozent Erwachsene sind immer in den Vorstellungen, deshalb nennen wir uns auch nicht Kindertheater, sondern Familientheater. Unser Publikum ist zwischen zwei und 102 Jahren.

Ihre feste Spielstätte ist die Studio-Bühne im Ringlokschuppen. Warum gehen Sie mit den Stücken in den Ferien in die Innenstadt?

Mein Konzept, das ich mir damals dafür ausgedacht hatte, ist aufgegangen: Unser Ziel war, dass die Menschen unsere Aufführungen zum Anlass nehmen, wieder in die Innenstadt zu gehen. Wir ziehen auch Leute aus den Stadtteilen, die sonst selten in die Innenstadt kommen, und selbst aus Nachbarstädten, an. Das ist der Hintergrund, warum wir das Konzept damals mit der MST entwickelt haben.

Wie lange gibt es das Sommertheater in der Innenstadt schon?

Seit 2009. Wir haben damals ganz klein angefangen mit einem Ladenlokal an der Wallstraße und dann auch wieder gewechselt, haben ein paar Mal an der Schloßstraße gespielt, um das ein bisschen auszuprobieren. Wobei die Ladenlokale an der Wallstraße einfach zu klein waren.

Vor der Aufführung Stegreifspiele

Hat sich das Vorstellungsangebot mit Puppenspiel an sechs Samstagen in den Ferien etabliert?

Mittlerweile stelle ich mich vor den Aufführungen eine halbe Stunde vor den Laden, dann sind schon so viele Leute da, dass ich eine Viertelstunde meine Stegreifspiele machen kann, bevor es losgeht.

Der Eintritt zu den Vorstellungen ist frei. Wie finanziert sich das Sommertheater?

Das Ganze wird finanziert von der MST, der Volksbank Rhein Ruhr, und unserem Förderverein.

Wie viele Stücke haben Sie mittlerweile im Repertoire?

Wir haben insgesamt 62 Inszenierungen in unserem Theaterleben gemacht und 25 davon sind noch spielbar im Repertoire.

Sind es immer bekannte Kinderbücher, die die Vorlage dazu liefern?

Ja, wenn sich das ergibt. Aber letztens habe wir eine neue Inszenierung gemacht, da kennt das Buch kaum ein Mensch. Das Kinderbuch „Finn der Feuerwehr-Elch“ hat die englische Autorin Sharon Rentta geschrieben. Das Stück kam zustande, weil sich Kinder gewünscht haben: Macht doch mal was mit der Feuerwehr.

Wir spielen in ganz Deutschland

Wie schwierig ist es, die Rechte für eine Aufführung zu bekommen?

Als wir an die Rechte für Pippi Langstrumpf kommen wollten, da war es noch schwierig, weil wir weltweit die ersten waren, die es als Figurentheater gemacht haben. Mittlerweile ist es für uns meist nicht mehr ganz so schwierig. Auch von unserer Reputation her. Wenn die Rechte zu kriegen sind, und die nicht weltweit an eine Agentur verkauft sind oder wir an Disney-Sachen ranwollten, haben wir relativ wenig Probleme.

Neben der festen Studiobühne im Ringlokschuppen sind Sie mit Gastspielen unterwegs.

Ja, klar, das ist ja das, von dem wir leben. Wir spielen in ganz Deutschland mit unserem Theater – immer da, wo man uns engagiert. Wir werden immer gebucht.

Kinder sitzen wie gebannt davor

Wir leben im digitalen Zeitalter. Was reizt Kinder heute noch am Figuren- oder Marionettentheater?

Aus meiner Sicht ist das ungebrochen, wenn nicht gar zunehmend, dass sie zu uns kommen. Vielleicht, weil es auch diese analoge Geschichte ist. Wir stellen nicht fest, dass Medien uns Publikum nehmen, ganz im Gegenteil. Ich bin manchmal selbst ganz überrascht, wie das wirkt. Beim Feuerwehr-Elch sitzen die Kinder wie gebannt davor.

Sie hatten früher eine Spielstätte im Kammermusiksaal der Stadthalle, sind seit 2014 im Ringlokschuppen. Wer zahlt die Miete?

Es ist ein städtisches Gebäude. Wir kriegen die Räumlichkeit mietfrei und dafür müssen wir sie bespielen. Wir stehen im Haushalt mit 30 000 Euro, die wir aber nicht sehen, sondern die der Ringlokschuppen erhält, um das städtische Gebäude zu betreiben. Für mich ist es mietfrei, und anders ginge das auch gar nicht. Denn ich würde nirgendwo in Deutschland zu den Bedingungen arbeiten, wie hier in Mülheim.