Mülheim. . Der Kuli-Treff ist eine Erfolgsgeschichte. Er sollte die Innenstadt schmackhaft machen und wurde zu groß. Heute wird an der Ruhr gespeist.

  • 1998 startete der kulinarische Treff mit einer einfachen Idee: die City schmackhaft zu machen
  • Acht Restaurants und rund 20 Helfer waren zum Startschuss im August auf dem Kurt-Schumacher-Platz bereit
  • Zum fünften Treff 2003 knackte man die 30 000-Besucher-Marke

Vielleicht gibt es zu wenig echte Erfolgsgeschichten über die Mülheimer Innenstadt – der Kulinarische Treff ist aber zweifellos eine. Zwei Jahrzehnte Gaumenfreuden macht der „Kuli-Treff“ in diesem Jahr rund, der 1998 mit einer einfachen Idee und Idealismus startete: die City schmackhaft zu machen.

Aber wie? Was 1997 beim Brainstorming den Mitgliedern der Werbegemeinschaft Innenstadt (WGI), Hartmut Mäurer, Theodor Damann und Jürgen Bosch, gereicht wurde, ist nicht überliefert. Doch sie brauten damals das Rezept für den Kuli-Treffs nach Bochumer Vorbild. „Es gab dort den Gourmet-Markt, wo wir uns logistischen Rat geholt haben“, schildert Mäurer.

1997 braut sich was zusammen: WGI auf der Bochumer Gourmetmeile.
1997 braut sich was zusammen: WGI auf der Bochumer Gourmetmeile. © Oliver Mueller

Unterstützung für seine Idee fand das Trio beim städtischen Veranstaltungsmanagement. Die Werbegemeinschaft Innenstadt packte zum großen Teil selbst an und musste sogar den Mülheimer Gastronomen das Angerichtete noch schmackhaft machen.

Gastronome scheuten Aufwand

„Keine Frikadellen- und Bratwurst-Kultur“, schrieb die Speisekarte vor, wobei: „Nichts gegen Bratwurst“, stellt Mäurer klar, doch dafür gab es bereits Veranstaltungen in der Stadt. Einfach war’s dennoch nicht, Gastronomen für die kulinarische Hochkultur zu gewinnen. Mancher scheute den Aufwand neben dem Tagesgeschäft. Zunächst. Acht Restaurants und rund 20 Helfer waren zum Startschuss im August 1998 auf dem Kurt-Schumacher-Platz bereit.

Nachschlag für den Kuli-Treff: 2000 - zwei Jahre nach dem Startschuss - war die Nachfrage auch unter den Köchen groß.
Nachschlag für den Kuli-Treff: 2000 - zwei Jahre nach dem Startschuss - war die Nachfrage auch unter den Köchen groß. © Oliver Mueller

Die anfängliche Skepsis wich aber schnell: „Schon im zweiten Jahr mussten wir Interessenten abweisen“, erzählt der ehemalige Vorsitzende der Werbegemeinschaft nicht ohne Stolz. Bewusst blieb man jedoch in den Folgejahren beim „intimen Rahmen“.

Zum fünften Treff 2003 knackte man die 30.000-Besucher-Marke. „Mehr als zufrieden“, zitierte die Tagespresse. Inzwischen bemühten sich auch „auswärtige“ Gourmets um ein Tischchen beim Mülheimer Gaumenschmaus, Hackbarths aus Oberhausen etwa.

40.000er Marke geknackt

In den Anfängen kostete der Hochgenuss noch zwischen fünf und zehn Mark – heute ist man günstigstenfalls mit etwa fünf Euro (Vorspeise) dabei, Hauptgerichte liegen um zehn Euro. Mancher schnalzt da mit der Zunge. Weggeblieben sind die Gäste deswegen nicht.

Im Gegenteil: 2004 wuchs der Kuli-Treff und zog auf den Viktoria-Platz. Blitz und Donner - das kräftige Gewitter zum Umzug - wertete man nicht als böses Omen. Um den Hajek-Brunnen und sogar darauf versammelte man sich. Ein Jahr später strömten statt Regenmassen die Besucher rein: 40.000 Gäste.

Der Treff verband die gehobene Gaumenfreude erstmals mit einem guten Zweck. Wer das Leihbesteck für einen Euro in einen Kasten warf, spendete den Pfand. Mäurer: „Mit langen Gummihandschuhen haben wir die benutzten Bestecke gezählt.“ Rund 5800 Euro kamen für Defibrillatoren zusammen, im Folgejahr für bedürftige Kinder.

Innenstadt ist ein schwieriger Patient geblieben

Und wie steht’s um die erhoffte Wohltat für die City? 20 Jahre Kuli-Treff sind ebensolange Belebungsversuche des Einzelhandels. Die Innenstadt ist ein schwieriger Patient geblieben, wie jüngste Besucherzählungen auf der Schloßstraße zeigen. Der Kuli-Treff aber musste abermals wandern – weil er zu erfolgreich und damit zu groß wurde für die City. Ironie des Schicksals?

Seit 2009 findet man ihn ab vom Zentrum an der Ruhr. Nicht unumstritten war diese Entscheidung damals in der Werbegemeinschaft und nicht weniger beim Publikum, auch, weil sie dem ursprünglichen Anliegen der Belebung im Grunde widersprach. Die Entscheidung von einst für den Ortswechsel aber findet Mäurer heute richtig, denn der Platz biete viel Grün, Atmosphäre und Fläche für die Weiterentwicklung mit Musik und Spielplatz – „ein idealer Standort.“ Und von dem Gründungsziel sieht Mäurer im Kern den Grundgedanken erhalten: „Mülheim trifft sich – das ist doch das Schöne.“

Weitere Infos und die diesjährige Speisekarte gibt es online.