„Altersarmut könnte ein wichtiges Thema des nächsten Bundestagswahlkampfes werden“, sagte der Vorsitzende der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft 60 Plus, Ulrich Schallwig. Deshalb luden die SPD-Senioren vor einem Jahr auch zu einer Diskussion über das Thema in den Bürgergarten ein. Etwa 100 Mülheimer kamen. Die Zahlen sahen noch nicht besorgniserregend aus, dennoch sagte Elke Dormann-Jurkiewicz, Sozialarbeiterin in der Seniorentagesstätte der Arbeiterwohlfahrt: „Altersarmut ist kein Thema von Morgen. Sie ist schon jetzt da. Vor allem viele Witwen sind betroffen, die nicht mehr die Heizung aufdrehen und sogar am Essen und an Medikamenten sparen.“

„Altersarmut könnte ein wichtiges Thema des nächsten Bundestagswahlkampfes werden“, sagte der Vorsitzende der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft 60 Plus, Ulrich Schallwig. Deshalb luden die SPD-Senioren vor einem Jahr auch zu einer Diskussion über das Thema in den Bürgergarten ein. Etwa 100 Mülheimer kamen. Die Zahlen sahen noch nicht besorgniserregend aus, dennoch sagte Elke Dormann-Jurkiewicz, Sozialarbeiterin in der Seniorentagesstätte der Arbeiterwohlfahrt: „Altersarmut ist kein Thema von Morgen. Sie ist schon jetzt da. Vor allem viele Witwen sind betroffen, die nicht mehr die Heizung aufdrehen und sogar am Essen und an Medikamenten sparen.“

Helmut Storm, Vorsitzender des Seniorenbeirates, pflichtet ihr bei. „Altersarmut sieht man nicht, weil sich viele Betroffene zurückziehen.“ Sozialamtsleiter Klaus Konietzka und der Vorsitzende des Sozialausschusses im Rat der Stadt, Sascha Jurczyk, beschrieben zwar Ansätze, wie man, etwa mit breit gestreuter Information, dem Netzwerk der Generationen oder stadtteilorientierter Sozialberatung versucht, die Menschen aus der Scham-Falle zu befreien. Beide räumten aber ein, „dass wir als Stadt Mülheim am Ende der politischen und finanziellen Nahrungskette stehen und das Problem der Altersarmut nicht lösen können.“ Für den DGB-Vorsitzenden Klaus Waschulewski ist massenhafte Altersarmut nur abzuwenden, wenn die 2001 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossene Rentenreform revidiert wird. Denn erst durch diese Reform war eine schrittweise Absenkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent des letzten Arbeitseinkommen auf den Weg gebracht worden. Dass Geld nicht das Problem ist, wenn es um die Bekämpfung der Altersarmut geht, zeigt sich für Awo-Geschäftsführer Lothar Fink daran, „dass die 2015 um 90 Milliarden Euro angestiegenen Unternehmensgewinne in Deutschland mit nur 21 Prozent, die Arbeitseinkommen aber mit bis zu 49 Prozent besteuert werden.“

Ulrich Schallwig empfahl den Blick nach Österreich, in die Niederlande oder nach Dänemark. Dort gebe es eine steuerfinanzierte oder durch alle Bürger beitragsfinanzierte Volksrente. Arbeitsmarkt-Expertin Jutta Schmitz von der Universität Duisburg-Essen plädierte dafür, an der beitrags- und umlagefinanzierten Rente festzuhalten und diese wieder auszubauen, da sich private und betriebliche Altersvorsorge als nicht krisenfest erwiesen hätten.

Das Thema ist hoch aktuell. Erst kürzlich zeigte eine Studie der renommierten Bertelsmann-Stiftung, dass rund 20 Prozent der heute Ende Vierzigjährigen bei Renteneintritt von Armut bedroht sind. Das heißt, jeder Fünfte, der zwischen 2031 und 2036 in Rente geht, muss statistisch gesehen im Alter deutlich kürzertreten. Mehrere Jobwechsel und Phasen der Arbeitslosigkeit, Leiharbeit, befristete Verträge, dazu niedrige Löhne – das gehört für immer mehr Arbeitnehmer zum Alltag. Nach Ansicht der Studienautoren sind diese Faktoren die Hauptgründe für die wachsende Altersarmut. Außerdem sinkt das Rentenniveau durch die demografische Entwicklung. Auch im Rentensystem trifft es zumeist die sozial Schwächeren. Vor allem Frauen, insbesondere alleinstehende Frauen. Laut Studie steigt der Anteil der Single-Frauen, die von staatlichen Leistungen abhängig werden, weil ihr Einkommen nicht fürs Leben reicht, von heute 16 auf nahezu 28 Prozent im Jahr 2036 an. Betroffen von Altersarmut sind außerdem Menschen ohne Berufsausbildung, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund. Laut der Prognosen könnten bis zum Jahr 2036 sieben Prozent der Neurentner komplett auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, hieß es. Die Politik müsste zielgenaue Lösungen für Risikogruppen finden, fordern die Forscher. „Wir brauchen weitere Reformen für den Ruhestand: Wenn die Babyboomer-Generation in Rente geht, könnte es zu einem bösen Erwachen kommen. Um das Alterssicherungssystem zukunftsfest zu gestalten, müssen wir es heute an die veränderten Rahmenbedingungen der Arbeitswelt anpassen“, sagt Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.