Mülheim. . Gebäude entsteht an der Hingbergstraße, das Raum bieten soll für Begegnung, Beratung, Kurse und private Feiern. Eröffnung für März 2018 geplant.

  • Nachbarschaftsverein, Familiennetzwerk und Pflegedienst arbeiten eng zusammen
  • Baustart soll noch im Sommer sein, die Fertigstellung ist für März 2018 geplant
  • Wohnungsbaugenossenschaft investiert 500 000 Euro in den Neubau

In ihrem Wohnblock ist sie so etwas wie die gute Seele. Annegret Gensinger hilft ihren Nachbarn, wo sie kann, füllt Formulare aus, ordert auch mal den Transport zum Arzt, hat immer ein offenes Ohr. „Alles aber“, sagt die Rentnerin, „weiß ich auch nicht.“ Nur gut, dass ab dem nächsten Jahr ein Nachbarschaftszentrum, gebaut von der Genossenschaft Mülheimer Wohnungsbau (MWB), diese Lücke füllen soll.

Jetzt stellten die Akteure die Planung vor. An der Hingbergstraße, auf dem Grundstück neben Haus Nummer 309, wird ein eingeschossiges Gebäude mit einer Größe von 200 Quadratmetern entstehen, 100 Quadratmeter davon wird alleine ein Veranstaltungsraum einnehmen, den Bürger auch für ihre privaten Feiern mieten können.

Nachbarschaftszentrum soll Anlaufstelle für Heißen sein

Wochentags aber, da soll das Nachbarschaftszentrum Anlaufstelle sein für alle – nicht nur für MWB-Mieter, sondern für alle Heißener, wie Wilfried Cleven, Vorsitzender des Vereins Mülheimer Nachbarschaft, betont. Beratung soll es geben – etwa durch Mitglieder des Sozialverbandes Deutschland oder den Pflegedienst „Pflege zu Hause“ Behmenburg, der auch maßgeblich am Konzept des Nachbarschaftszentrums mitgewirkt hat.

„Seit fünf Jahren sind wir miteinander im Gespräch“, sagt Peter Behmenburg mit Blick auf die Kooperation mit dem MWB und dem Familiennetzwerk Heißen. Aus seiner Arbeit mit Senioren weiß Behmenburg, was diese brauchen: Hilfestellung im Alltag etwa. „Wenn das Taxi zwar kommt, um jemanden zum Arzt zu fahren, muss der es aber erst mal schaffen, die Stufen von seiner Wohnung runterzukommen“, nennt Behmenburg ein Beispiel. Zudem helfe bereit ein gutes Verhältnis unter den Nachbarn dabei, kleinere Probleme aus der Welt zu schaffen. Auch um den Kontakt der Anwohner untereinander zu intensivieren, sei das Nachbarschaftszentrum gedacht, so Behmenburg.

Mehr als die Hälfte der Einwohner ist über 60 Jahre alt

Beweggrund für die Gründung eines Nachbarschaftszentrums ist das durchschnittlich hohe Alter der MWB-Mieter, verdeutlicht Wilfried Cleven und sagt: „Mehr als die Hälfte der Einwohner ist über 60 Jahre alt.“ In Heißen habe MWB zudem mit rund 900 Wohnungen den größten Wohnungsbestand, entsprechend groß rechnen sich die Akteure den Bedarf für ein derartiges Begegnungszentrum aus. Hinzu komme, dass die MWB-Immobilien größtenteils nicht barrierefrei sind – alltagsnahe Hilfen daher deutlich häufiger in Anspruch genommen würden.

Bauherr ist der MWB, der auch die Kosten für die Errichtung – rund 500 000 Euro – trägt. Natürlich sind nicht alle Heißener Feuer und Flamme, was das neue Nachbarschaftszentrum angeht, räumt Wilfried Cleven ein und verschweigt nicht, dass es auch Kritiker gibt. Doch der Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins ist überzeugt: „Je mehr hier passiert, desto geringer werden die Hürden.“ Dass viel passiert, dafür werden auch Alexandra Teinovic vom Nachbarschaftsverein und Isabelle Wojcicki vom Familiennetzwerk Heißen sorgen.

Anwohner wurden gefragt, welche Angebote sie wünschen

Eine Befragung der Anwohner hat gezeigt, was diese sich wünschen und was ein derartiges Zentrum bieten sollte. Annegret Gensinger weiß, was sie und ihre Nachbarn wollen: „Ein bis zwei Mal die Woche die Möglichkeit, dort zu frühstücken und kostengünstig Mittag zu essen. Auch Spiele-, Handarbeits- oder Tanznachmittage sind gefragt, Gymnastikstunden und Vorträge übers Alter.“ Das Meiste davon sieht der Belegungsplan schon jetzt vor für das Haus, das im März 2018 öffnen soll.