Saarn. . Sozialdemokraten in Broich, Saarn-Selbeck-Mintard und Speldorf appellieren an die Ratsfraktion, die Schienenpläne aufzugeben.

  • Saarner, Broicher und Speldorfer Sozialdemokraten fordern eine Kehrtwende ihrer Ratsfraktion
  • Die Stadt könne das nicht stemmen und die breite Masse der betroffenen Bürger sei dagegen
  • Die SPD-Ratsfraktion wird in einer Sondersitzung am Mittwoch über das Thema sprechen

Wenn es nach den SPD-Ortsvereinen Saarn-Selbeck-Mintard, Speldorf und Broich geht, sollte die Ratsfraktion die Idee für eine Straßenbahn nach Saarn ab sofort fallenlassen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung appellieren die jeweiligen Ortsvereinsvorsitzenden, Marc Dissel (Saarn), Silvia Richter (Speldorf) und Cem Aydemir (Broich), an ihre Genossen, in der nächsten Ratssitzung am 13. Juli den Beschlussvorschlag abzulehnen, demzufolge ein tiefergehendes Gutachten in Auftrag gegeben werden soll.

Zum einen, so Saarns OV-Vorsitzender Dissel, seien in den bisherigen Gutachten Varianten vorgestellt worden, die vor allem hohe Kosten verursachen würden: „Kosten, die die Stadt jetzt und in Zukunft nicht tragen kann.“

„Zum Scheitern verurteilt“

Zum anderen stelle man sich mit diesen Plänen gegen den Bürgerwillen, ergänzt die Speldorfer Vorsitzende Silvia Richter: „Zweistellige Millionenbeträge für ein Projekt auszugeben, welches von einer breiten Masse der betroffenen Bürgerinnen und Bürger abgelehnt wird, ist schlichtweg nicht im Interesse der Stadt.“

Grundsätzlich räumen die drei Ortsvereinsvorsitzenden einer Straßenbahn nach Saarn keinerlei Chancen auf Erfolg ein. Die SPD-Fraktion müsse sich „deutlich vor Augen führen, welche finanziellen Aufwendungen noch für ein Projekt getätigt werden sollen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist“, schreiben Dissel, Richter und Aydemir unter anderem.

Die Vorbehalte der SPD-Ortsvereine in Saarn-Selbeck-Mintard, Speldorf und Broich zu diesem Thema sind nach eigener Aussage nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr habe man seine Vorbehalte dagegen geäußert, sagte Marc Dissel gestern auf Anfrage. „Intern haben wir das auch häufiger getan.“ Nach dem neuen Gutachten der Ingenieurgruppe IVV Aachen/Berlin und vor der anstehenden Entscheidung im Rat sei es aber nun ein guter Zeitpunkt gewesen, die Meinung der drei Ortsvereine öffentlich nach vorne zu bringen. Und er hoffe, dass die Fraktion zum selben Schluss komme, sagt Marc Dissel.

Grundsätzliche Meinungsänderung?

Die SPD-Ratsfraktion bespricht das Thema und ihre zukünftige Positionierung unterdessen am morgigen Mittwoch in einer Sondersitzung. Eingeladen ist auch Roland Jansen vom Tiefbauamt. Das kündigte Fraktionschef Dieter Spliethoff gestern im Gespräch mit der Redaktion an. Grundsätzlich sei die Meinung der drei Ortsvereine dazu nicht überraschend, so Spliethoff weiter. „Ich hätte aber vorher ganz gerne noch mit ihnen darüber gesprochen.“

Es ist ein spannender Vorgang: Nun muss sich die SPD-Fraktion mit der grundsätzlichen Frage befassen, ob sie ab sofort eine 180 Grad-Drehung bei einem Thema vollführen soll, für das sie vor allem gemeinsam mit den Grünen in den vergangenen Jahren gekämpft hat. Unter anderem hatte sie eine Bürgerversammlung dazu initiiert.