Mülheim. . Mit ihrem Magazin gewannen Jugendliche der Schule am Hexbachtal einen angesehenen Preis. Aber vor Ort findet die Zeitung kaum noch Interesse.

Auf beeindruckender Bühne im Deutschen Bundesrat wurde kürzlich das Mülheimer Schülermagazin „Schwamm drüber“ ausgezeichnet (wir berichteten). Beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder 2017 gewann das Blatt der Schule am Hexbachtal den dritten Preis in der Kategorie Hauptschulen. Sieben Jugendliche fuhren nach Berlin. Beim Festakt mit prominenten Journalisten gratulierte ihnen Bundesratspräsidentin Malu Dreyer.

Schon 2014 war eine Jungredakteurin von „Schwamm drüber“ mit einem Sonderpreis gewürdigt worden: Ihr Artikel gegen Mobbing und Gewalt überzeugte. Einiges spricht also dafür, dass die Zeitung von einer engagierten Mannschaft gemacht wird. Doch vor Ort erweist sich: So einfach ist es leider nicht.

Das Redaktionsteam glänzt durch Abwesenheit

Zum vereinbarten Pressetermin in der Schule am Hexbachtal erscheint nur Lehrerin Jutta Breil-Lahmer, die das Projekt seit neun Jahren mit einer – momentan erkrankten – Kollegin betreut. Das Redaktionsteam glänzt durch Abwesenheit, die meisten Jugendlichen fehlen unentschuldigt. „Sie identifizieren sich nicht damit“, sagt Jutta Breil-Lahmer. Und Zuverlässigkeit sei ohnehin „ein großes Thema“. Eigentlich ist „Schwamm drüber“, dessen neueste Ausgabe gerade druckfrisch vorliegt, Teil des regulären Unterrichtes. Neuntklässler können die Zeitung als Wahlpflichtfach belegen, das auch benotet wird. Im laufenden Schuljahr waren zehn Jugendliche dabei. Das vorherige Team, dessen Magazin groß geehrt wurde, verlässt die Schule in Kürze.

Das aktuelle Heft umfasst 86 DIN-A4-Seiten, erscheint in einer Auflage von 500 Exemplaren und bietet einen bunten Mix aus dem Schulleben: Berichte über Ausflüge, Lehrerinterviews, Rezepte, Sportlersteckbriefe und Rubriken wie „Berufswahl“ oder „Probleme bei uns und anderswo“. Die meisten Artikel würden jedoch aus den Klassen zugeliefert, erklärt die Lehrerin. Was sie vermisst: eigene Ideen.

Im Leben Jugendlicher spielt Schreiben geringe Rolle

Die Zeitung finanziert sich aus schuleigenen Mitteln und über Anzeigen, um deren Akquise sich die Kollegin kümmert. Im Leben der Jugendlichen spiele aber Schreiben und Lesen jenseits sozialer Netzwerke eine immer geringere Rolle. „Das war vor zehn Jahren noch anders“, meint Jutta Breil-Lahmer. „Die Schere zwischen dem Bildungsbürgertum und unseren Schülern geht immer weiter auseinander.“ Auch die Mitschüler, von denen jeder ein Exemplar bekommt, würden sich kaum noch für „Schwamm drüber“ interessieren.

Das Wahlpflichtfach muss möglicherweise überarbeitet werden. „Ob und wie es im nächsten Schuljahr mit der Zeitung weitergeht, ist noch nicht geklärt“, so Breil-Lahmer.