Mülheim. . Trotz leichten Nieselregens kamen rund 5000 Besucher zu den Spielorten in den Müga-Park, zur Camera Obscura oder in den Ringlokschuppen.
- Rund 5000 Besucher kamen zur 17. Extraschicht-Ausgabe an die Mülheimer Spielorte
- Camera Obscura, Ringlokschuppen, Müga und Aquarius-Wassermuseum boten Programm
- Optischer Höhepunkt war die Feuer- und Lasershow der „Firedancer“ im Müga-Park
Als eine von 21 Städten im Ruhrgebiet beteiligte sich auch Mülheim an der 17. Extraschicht-Ausgabe, der langen Nacht der Industriekultur. Etwa 5000 Besucher kamen am Samstag, 24. Juni, im Rahmen der Veranstaltungen laut Angaben des Mülheimer Stadtmarketings (MST) nach Mülheim. Der Müga-Park, die Camera Obscura und der Ringlokschuppen boten den Besuchern ein abwechslungsreiches Programm.
Der Müga-Park präsentierte sich in bunt illuminierter Kulisse, die Mauern des Schloß Broichs waren mit bunten Lichtern und Lasern in Szene gesetzt. Auf einer großen Bühne gaben die „Firedancer“ ihre Feuertraum-Performance zum Besten, eine Mischung aus Feuerkunst, Akrobatik und Lasershow. War die Wiese zwischen Schloss und Ringlokschuppen anfangs – wohl auch aufgrund des Wetters – noch eher leer, tummelten sich spätestens nach Anbruch der Dunkelheit zahlreiche Schaulustige vor der Bühne.
Acht Tonnen Reis im Schuppen
Im Ringlokschuppen hatte die britische Künstlergruppe Stan‘s Cafe etwa acht Tonnen Reis angehäuft. Je nach Fragestellung wiegen sie die Reiskörner ab, schichtet sie auf Papierflächen und machen so abstrakte Statistiken greifbar.
Die Künstler sind mit dieser Ausstellung in vielen Ländern unterwegs und präsentieren sich jeweils mit lokalem Bezug. So wurden beispielsweise die Anzahl der Mülheimer Bürger in Bezug zu der Anzahl der über 100-Jährigen oder unter 18-Jährigen gesetzt. Andere Reisberge stellten die Zahl der aktiven Bergarbeiter im Kontrast zu den Ehemaligen, Altbier-Trinker versus Kölsch-Liebhaber oder Mallorca-Touristen im Vergleich zu den Einheimischen dar.
Im Vorfeld hatte es zum Teil auch kritische Stimmen gegeben. Für einige Mülheimer hatte dies wenig mit Kunst zu tun, sondern grenzte an Lebensmittelverschwendung. Im Gespräch mit der WAZ versicherten die Künstler aus Birmingham nochmals, dass ihnen ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Lebensmitteln wichtig sei. So würden die noch verschlossenen Säcke gespendet, die übrigen gingen zur Verwertung an eine Biogasanlage.
Den Abend ausklingen lassen
Die Besucher indes waren begeistert von der Inszenierung. „Ich finde es eine richtig tolle Idee, die teils ernsten Sachverhalte so optisch darzustellen“, sagte eine Besucherin aus München. „Wir haben bislang sehr viel positives Feedback erhalten“, bestätigte denn auch eine Künstlerin.
Auch die Camera Obscura zog mit ihrer Sternenlounge viele Interessierte an. An die Decke des ehemaligen Wasserkessels wurden Sterne und Planeten projiziert, die passende sphärische Musik machte die Lounge zu einer Ruhe-Oase. Dazu lauschten die Besucher in kurzen Podcasts astronomischen Erklärungen. Wer es dagegen eher flott mag, konnte den Abend direkt zu den Füßen der Camera Obscura im „Heidi Hoh“ ausklingen lassen.
Eis-Landschaften am Styrumer Aquarius
Auch das Aquarius Wassermuseum in Styrum öffnet zur Extraschicht traditionell seine Pforten. Das Museum, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, präsentierte sich unter dem Motto „Eiszeit“. Optisches Highlight war eine zwei Meter hohe Eisfigur in Form des RWW-Maskottchens Erwin. Besucher konnten den Eisdesigner beobachten wie er den großen Eisklotz nach und nach in Form brachte.
Nach Einbruch der Dunkelheit erstrahlte Erwin mit bläulichem Licht in Szene gesetzt in seiner ganzen Pracht. „Das Besondere daran ist, dass es ganz klares Eis ist und keine Bläschen hat“, erklärt Museumspädagogin Beate te Kloot. Natürlich durfte aber auch das leckere Eis in der Waffel nicht fehlen.
Jazz-Bands begleiteten das Programm
Musikalisch wurde die Veranstaltung begleitet von den Students of Jazz sowie der Ruhr River Jazz Band. Zudem las der österreichische Autor Christoph Ransmayr passend zum Motto aus seinem Buch „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“. Leider spielte das Wetter in diesem Jahr nicht mit, während der Lesung setzte der Nieselregen ein. Dies tat der Stimmung aber keinerlei Abbruch. Für den Autor baute das Organisationsteam um te Kloot kurzerhand einen zusätzlichen Pavillon auf. Auch die Besucher ließen sich davon nicht vergraulen. Die Reihe der Wartenden schlängelte sich mittlerweile über den ganzen Vorplatz des Museums. Einige nutzten die Chance, sich vor dem Regen zu schützen, und bastelten im Foyer des Museums eine eigene Schneekugel.
Im über 100 Jahre alten ehemaligen Wasserturm des RWW erfuhren die Besucher bei einer Multimedia-Tour viel Wissenswertes über das nasse Element. Die Tour begann in luftiger Höhe von 35 Metern auf dem Ruhrlandpanorama. „Bei schönem Wetter hätte man hier sicherlich eine tolle Aussicht“, meinte eine Besucherin. Der Aufstieg habe sich aber trotzdem gelohnt. Bei Cocktails präsentierte das Museum dort eine Bildausstellung isländischer Eislandschaften. Auf den 14 Ebenen nach unten machten die Besucher unter anderem eine Reise durch das Ruhrtal, entspannten in der Aquaspäre oder nahmen an der Weltwasserkonferenz teil. Zum Ende der Führung können die Besucher als kleinen Denkanstoß ihren persönlichen Wasserfußabdruck ermitteln.