Mülheim. . Andrea und Martin Behmenburg starteten vor 25 Jahren vom Wohnzimmer aus. Heute beschäftigen sie 80 Mitarbeiter. Tagespflege eröffnet im Sommer.

„Pflege zu Hause Behmenburg“ heißt ein Mülheimer Familienunternehmen, das vor 25 Jahren gegründet wurde, und zwar tatsächlich: zu Hause. In ihrem privaten Wohnzimmer an der Wallstraße bauten sich Andrea und Martin Behmenburg eine neue Existenz auf. Heute führen sie eine 600 qm große Firmenzentrale im Gewerbegebiet am Flughafen, beschäftigen rund 80 Mitarbeiter und verfolgen weitere Expansionspläne.

Noch in diesem Sommer wollen sie ebenfalls an der Brunshofstraße eine Tagespflege mit 18 Plätzen eröffnen. „Angepeilt ist der 1. August“, teilt Geschäftsführer Martin Behmenburg mit. Das Team soll zu diesem Zweck um fünf bis sechs Kräfte vergrößert werden.

Firmengründer-Paar kam aus der Krankenpflege

Das Ehepaar Behmenburg kam beruflich aus der Krankenpflege und hatte zwei kleine Kinder, als es im Frühjahr 1992 mit der eigenen Firma losging. Mit sieben Patienten, die sie in zwei Schichten versorgen, sei das Familieneinkommen zu sichern, lautete ihre ursprüngliche Kalkulation. Doch nur wenige Monate später standen doppelt so viele Adressen auf dem Plan, eine angestellte Pflegekraft entlastete das Paar. Der heutige Stand schaut so aus: Rund 80 Beschäftigte in der Pflege, Verwaltung und Tourenplanung betreuen 250 bis 270 Patienten. Zwölf junge Leute werden ausgebildet. Und Tochter Felicitas sowie Sohn Justus sind inzwischen ebenfalls in die Pflegedienstleitung hineingewachsen.

Diese sieben Menschen und etliche andere kommen in der eben erschienenen Jubiläumschronik vor: (v.li.) Felicitas und Martin Behmenburg, Autorin Gudrun Heyder, Peter, Justus und Andrea Behmenburg sowie Sozialarbeiterin Kathrin Zimmermann.
Diese sieben Menschen und etliche andere kommen in der eben erschienenen Jubiläumschronik vor: (v.li.) Felicitas und Martin Behmenburg, Autorin Gudrun Heyder, Peter, Justus und Andrea Behmenburg sowie Sozialarbeiterin Kathrin Zimmermann. © Oliver Müller

Nach Raadt zog Pflege zu Hause (PzH) Behmenburg Ende 2013. Zuvor schlug das Herz der Firma zwei Jahrzehnte lang am Sunderplatz, und in diese Zeit fallen wichtige Zäsuren der Unternehmensgeschichte. Besonders hebt Martin Behmenburg die Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung 1995 hervor, in deren Zuge ihre Arbeit standardisiert, der durchschnittliche Zeitaufwand für einzelne Tätigkeiten definiert wurde. Früher konnte die Betreuung der Patienten pauschal abgerechnet werden, „eine Stunde Spazierengehen auf Kosten der Krankenkassen war nun nicht mehr möglich...“

Von Anfang an auch Sozialarbeiter beschäftigt

Um menschliche Nähe nicht ersatzlos streichen zu müssen, ist der Pflegedienst auch in der Netzwerkarbeit äußerst aktiv. „Ganzheitliche Versorgung“ wird versprochen. „Wir haben von Anfang an auch Sozialarbeiter beschäftigt“, berichtet Martin Behmenburg, „das ist für einen Pflegedienst schon etwas Besonderes.“ Als Sozialarbeiter gehört sein Bruder Peter seit 1995 zum Team. Er sagt: „Etwa 20 Prozent der alten Menschen haben sonst niemanden, der sich kümmert. Wir müssen das Umfeld, die Nachbarn, mit einbeziehen.“ Als erstes Stadtteilprojekt, dem vielfältige folgten, wurde 1996 ein Seniorentreff für isoliert lebende Menschen in den Firmenräumen am Sunderplatz eröffnet.

Auf Quartiersentwicklung zielt auch ein Zukunftsprojekt von Behmenburg: In Kooperation unter anderem mit MWB wird an der Hingbergstraße im Wohnquartier Heißen ein „Nachbarschaftshaus“ für alle Generationen errichtet. Auf etwa 200 ebenerdigen Quadratmetern gibt es künftig Mittagstisch, Familienaktionen oder Bewegungsangebote für Senioren. „Schlüsselübergabe soll im März sein“, so Peter Behmenburg.

>>> ÄLTESTER PRIVATER PFLEGEDIENST WIRD BALD 30

Als „ältester privater Pflegedienst in Mülheim“ bezeichnet sich die Häusliche Krankenpflege Streckel, die bereits 1988 gegründet wurde. Firmensitz ist auf der Kirchstraße in Broich. Auch die Pflegepartner GmbH an der Hingbergstraße in Heißen, die seit 1992 besteht und nach eigenen Angaben rund 150 Mitarbeiter beschäftigt, steuert auf ihr 25-jähriges Jubiläum zu. Es wird im September gefeiert.

Zur Zeit sind in Mülheim nach Auskunft der städtischen Heimaufsicht 33 ambulante Pflegedienste am Markt. 17 von ihnen bilden eine trägerübergreifende Arbeitsgemeinschaft.