Mülheim. . Warteliste für ein Spenderorgan ist lang. Ein Gespräch mit dem Transplantations-Beauftragten des St. Marien-Hospitals zum Tag der Organspende.

  • Seit 1983 wird der Tag der Organspende an jedem ersten Samstag im Juni begangen
  • Spendenbereitschaft knickt ein, sobald das sensible Thema schlechte Schlagzeilen bekommt
  • Nur ein kleiner Teil der Patienten, etwa 15 Prozent, hat eine Verfügung

Es ist ein sensibles, ein heikles Thema, denn es geht ja um nichts weniger als um Leben und Tod. Zum Tag der Organspende am Samstag werden Selbsthilfeverbände, Dialyseeinrichtungen, Transplantationszentren wieder informieren und aufklären, werden versuchen, Vorurteile und Ängste abzubauen. Seit 1983 wird der Tag der Organspende an jedem ersten Samstag im Juni begangen. Wenn die Medizin mit ihren Möglichkeiten, Leben zu verlängern, in den vergangenen drei Jahrzehnten auch einen Quantensprung gemacht hat, so ist doch geblieben, dass viele sich nur ungern gedanklich mit dem eigenen Ableben beschäftigen.

Die Spendenbereitschaft knickt ein, sobald das Thema Organspende schlechte Schlagzeilen bekommt, weiß Prof. Dr. Jörg Vettermann. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie am St. Marien-Hospital ist Transplantations-Beauftragter des katholischen Hauses und erinnert sich gut, wie Manipulationsvorwürfe ­­­ge­genüber Transplantationszentren in Deutschland vor einigen Jahren die Spenderzahlen haben einbrechen lassen.

Vermittler zur Transplantationszentrale

Transplantations-Beauftragte gibt es an jedem Krankenhaus, sie sind die Vermittler zur Transplantationszentrale, zur Deutschen Stiftung Organtransplantation. Sie melden hirntote Patienten, die als spenderfähig eingeschätzt werden. Immer vorausgesetzt, dass der Spender es verfügt hat (per Organspendeausweis oder Patientenverfügung) oder Angehörige zugestimmt haben. Erst dann werden die Patienten abschließend von zwei Experten, einem Intensivmediziner und einem Neurologen/Neurochirurgen untersucht.

„Nur ein kleiner Teil der Patienten, etwa 15%, hat eine Verfügung“, weiß Vettermann. In diesem Jahr wurden bereits zwei Organspender gemeldet, im Schnitt sind es pro Jahr ein bis drei am Marien-Hospital. Das Evangelische Krankenhaus meldet im Schnitt null bis einen Patienten an die DSO.

Schwierige Situation für die Angehörigen

Krankenhäuser mit einer Neurochirurgie oder einem Traumazentrum, die viele Patienten haben, bei denen nach einem Unfall oder einer Hirnblutung die Gehirnfunktion unumkehrbar ausgefallen ist, melden mehr, sagt Vettermann. Ausschlusskriterien sind manche Tumorleiden oder bakterielle Infektionen, auch ein hohes Alter.

Jörg Vettermann kennt die schwierige Situation der Angehörigen, die neben dem Verlust eine Entscheidung treffen müssen. Und er weiß um die Not der potenziellen Empfänger. 10 500 Schwerkranke warten hierzulande auf ein Spenderorgan, viele davon erleben das aber nicht mehr, denn es gab im vergangenen Jahr nur rund 900 Spender. Ein Organspender kann – statistisch – dreieinhalb Leben retten. Ist der Spender noch jung, kann auch leberkranken Kindern geholfen werden. „Eine Leber kann man teilen. Je nachdem, wie die Blutgefäße verlaufen, können mehr als ein Empfänger profitieren“, sagt Vettermann. Das am häufigsten transplantierte Organ ist die Niere, erklärt der Arzt, gefolgt von Herz, Leber, Lunge, Dünndarm.

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Die Organspende ist hierzulande zustimmungspflichtig.

In Österreich gilt eine Widerspruchsregelung, das heißt: Wer keinesfalls spenden will, muss den Widerspruch schriftlich dokumentieren.

Bei der Spenderstatistik rechnet man die Zahl der Spender auf zehn Millionen Mitbürger. Vettermann: „Wir sind da schon im unteren Viertel.“ Deutschland habe zehn Millionen Spender, Österreich 25, Spanien 37, USA 27, nennt er Beispiele.