Mülheim. . „Dass alle zu allen nett sind, hat man sonst eher selten.“ Und das noch in Berlin... Doch der Kirchentag macht’s möglich, erzählen Mülheimer.
- Der Evangelische Kirchentag 2017 findet noch bis Sonntag in Berlin und Wittenberg statt
- Teilnehmer der vom Evangelische Kirchenkreis Mülheim organisierten Fahrt begeistert die Atmosphäre
- Gespräch mit Barack Obama und Konzert der Wise Guys waren erste Höhepunkte
Augen auf, heißt es beim Evangelischen Kirchentag. Noch bis Sonntag findet der in Berlin und Wittenberg statt und steht unter der Losung „Du siehst mich“. Zum Hingucken, Wahrnehmen, sich nicht Abwenden fordert diese etwa auf – doch kann sie auch wörtlich genommen werden. Denn Besucher des Kirchentags sind sichtbar auf Berlins Straßen. „Wir tragen alle orangefarbene Bänder und wenn man sich begegnet, sagt man ,Hallo’“, berichtet Elena Schramm. Die 16-Jährige ist mit einer Fahrt des Evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr in die Hauptstadt gereist und wie andere Mitglieder der Mülheimer Gruppe beeindruckt sie dort vor allem eines: das unheimliche Gemeinschaftsgefühl.
Kirchentage sind kein Alltag. Im Gegenteil: Sie sind echte Ausnahmesituationen – im positiven Sinne, wie Kathrin Kranz erzählt: „Sie sind immer heile Welt. Dass alle zu allen nett sind, hat man sonst eher selten.“ Und das noch in Berlin! Doch eben dort sitzt die Mülheimerin mit ihrem zehnjährigen Sohn Lasse gerade in der U-Bahn und hat erlebt, wie Passagiere, um für einen Kinderwagen Platz zu machen, aussteigen und auf die nächste Bahn warten. Für Kathrin Kranz ist das ein Beispiel für diese besondere Atmosphäre.
Stets willkommene Inspirationsquelle
Mutter und Sohn sind gerade auf dem Weg zu einem „Gottesdienst für Klein und Groß“. Anregungen möchte sich Kathrin Kranz dort holen, leitet sie in Mülheim doch den „Gottesdienst für kleine Leute“. Da ist der Kirchentag für sie stets willkommene Inspirationsquelle: „Es gibt hier tolle Literatur.“ Und besondere Angebote für Kinder, etwa im Kinderzentrum. Ein Besuch im „Improvisationstheater“ steht auf jeden Fall noch an, das hat Lasse sich gewünscht.
Ein besonderer Programmpunkt war für die Kranz’ das Konzert der Band „Wise Guys“ am Donnerstag. Die Kölner A-Cappella-Formation gab auf dem Kirchentag vor 55 000 Menschen ein Abschiedskonzert. Dorthin zu gehen, „war Pflicht“, sagt Kathrin Kranz und spricht auch für Elena Schramm. Die Jugendliche war auch dort und ist begeistert von der Band, von der Stimmung und von Gänsehautmomenten als alle gesungen haben. „Einen besonderen Moment“ verspricht sich die Jugendliche auch vom Abschlussgottesdienst, der Sonntag in Wittenberg stattfindet – in jener Stadt, wo Luther vor 500 Jahren seine Thesen anschlug. Die Mülheimer Reisegruppe wird Sonntag dorthin reisen, wie Olaf Schulze berichtet. Für den 20-Jährigen ist es bereits der dritte Kirchentag und stets begeistert ihn „das Flair, das sich auf die Stadt legt“. Die Besucher, ihre „Lebensfreude“ seien jedes Mal besonders.
Bis zum Ende genießen
Einmalig war für ihn jedoch der Anblick eines einstigen US-Präsidenten. Olaf Schulze besuchte die Gesprächsrunde, an der Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor teilnahmen. „Es war ungewohnt, ein Gesicht, das man aus den Medien so gut kennt, in echt zu sehen“, sagt Olaf Schulze, zeigt sich aber beeindruckt von Obama, der auf ihn „sympathisch“ und „authentisch“ wirkte und Themen ansprach, „die viele Jugendliche beschäftigen“. Ein toller Anfang war das für ihn, „aber es kommt ja noch so viel“. Den Kirchentag, weiß er aus Erfahrung, muss man bis zum Ende genießen.