Mülheim. . Zum 150. Geburtstag des Künstlers Emil Noldes präsentieren das Kunstmuseum und die Sammlung Ziegler eine spannende Ausstellung - auch für Kinder.

  • Emil Nolde hatte früh eine Beziehung zum Ruhrgebiet, Karl Ernst Osthaus aus Hagen förderte ihn 1907
  • 1927, zur Hochzeit seiner Bekanntheit, erwarb das Mülheimer Kunstmuseum das Wasserrosen-Stillleben
  • Es wurde 1937 von den Nazis als entartete Kunst konfisziert und 1963 für die Sammlung zurück gekauft

Der Geburtstag Emil Noldes jährt sich am 7. August zum 150. Mal. Um eine derart konzentrierte Ausstellung seiner Werke zu erleben, wie die, die am morgigen Samstag um 18 Uhr im Kunstmuseum eröffnet wird, muss man im Jubiläumsjahr weit fahren. Der Schwerpunkt liegt hier zwar klar auf Grafik und Aquarellen, aber verdeutlichen die 44 Arbeiten gut Charakter, Entwicklung und die bevorzugten Themen des als Hans Emil Hansen geborenen und, wie Kurator Michael Kuhlemann betont, dänischen Künstlers. 15 Werke anderer expressionistischer Künstler werden diesen Werken ergänzend oder kontrastierend zugeordnet.

Nolde hatte eine enge Verbindung zum Ruhrgebiet und er spielte auch für das junge Kunstmuseum eine wichtige Rolle. Schon 1907, als er noch nicht anerkannt war, fand er in Karl Ernst Osthaus in Hagen einen frühen Förderer. In den 20er Jahren, als er dann zu den wichtigsten und populärsten Künstlern Deutschlands zählte, kaufte auch Werner Kruse ein großes Ölgemälde für das Mülheimer Museum, das zuvor noch eher den Charakter eines Heimatmuseums hatte, um es stärker auf moderne Kunst auszurichten.

Wasserrosen-Stillleben galt als entartete Kunst

Es war das berühmte, 1922 entstandene Wasserrosen-Stillleben, das zehn Jahre später zu den 20 Werken zählte, das von den Nazis als entartete Kunst aus dem Kunstmuseum entfernt wurde. Insgesamt wurden von Nolde, der selbst Mitglied der NSDAP war und sich verschiedene Male antisemitisch geäußert hat, 1000 Werke aus Museen entfernt. Über den Kunsthandel gelang es der langjährigen Museumsleiterin Christel Denecke dann 1963 mit Förderung des Landes NRW das Werk zurück zu kaufen. Für Karl und Maria Ziegler, die in den 50ern mit dem Aufbau ihrer Sammlung begannen, war Nolde ein Lieblingsmaler, so dass 27 der präsentierten Arbeiten aus dem Bestand der Stiftung Sammlung Ziegler stammen. 17 Werke der städtischen Sammlung ergänzen diese Arbeiten ausgezeichnet.

Nolde hatte Förderer, zu denen Mäzenin Rosa Schapire und der Richter Gustav Schiefler zählen. Schon 1921 erscheint das erste Buch über den nordischen Künstler, der ein Einzelgänger blieb. Schapire und Schiefler sind mit Portraits ebenso vertreten wie die Kritiker Lovis Corinth und Max Liebermann, der 1912 ein Werk Noldes für eine große Schau ablehnte, was diesen ins Mark traf und ein jahrelanges Zerwürfnis zur Folge hatte, das im biografischen Eingangsraum thematisiert wird.

Nachts zum Säurebad geeilt

„Nolde war ein begnadeter Grafiker“, schwärmt Kuhlemann, er wollte dem „Zufall die Zügel anlegen“, seinem Instinkt folgen und gleichzeitig auch den Akt der Bearbeitung nachvollziehbar machen. In seiner Autobiografie schildere er, wie er nachts aufgewacht, geistesgegenwärtig zum Säurebad geeilt sei, um die Grafikplatte gerade im richtigen Moment heraus zu ziehen. Mit unterschiedlichen Methoden verhindert er, dass Stellen im Säurebad reagieren und betont so den Hell-Dunkel-Kontrast.

Kurator Michael Kuhlemann zeigt die Portraits der Förderer: Rosa Schapire (von Karl Schmidt-Rottluff) und Gustav Schiefler.
Kurator Michael Kuhlemann zeigt die Portraits der Förderer: Rosa Schapire (von Karl Schmidt-Rottluff) und Gustav Schiefler. © Oliver Müller

Die Meisterschaft Noldes zeigt er an zwei Beispielen, dem bekannten Prophetenkopf, wo der Künstler der Holzmaserung folgt, so dass der Druck schon fast wie eine Arbeit auf Holz erscheint und dem Blatt „Reiherstiegdock“ aus dem Hamburger Hafen von 1910, das zu den Arbeiten gehört, die für die Ausstellung zur Restaurierung gingen. Wahre Wunder habe die Restauratorin bewirkt. Die Arbeit ist in mehrerlei Hinsicht wunderbar ausbalanciert: Rechts das dunkle, nach vorne drängende moderne Schiff dessen rauchender Schlot auf das Segelboot im lichteren Hintergrund verweist. Es ist bemerkenswert anders, als das, was zu dieser Zeit üblich ist. Spontaneität ging ihm vor Akkuratesse. „Je schneller, desto besser, war eine seiner Devisen. Einen eigenen Weg verfolgte er auch bei den Kinderportraits und den Tierdarstellungen, was der Vergleich zu Zeitgenossen deutlich macht.

Workshops für Kitas und Grundschulen

Zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 18 Uhr, sprechen Museumsleiterin Beate Reese, Kurator Michael Kuhlemann und Oberbürgermeister Ulrich Scholten. Der Eintritt ist frei.

Es gibt zwei unterschiedliche Workshops für Kitas und Grundschulen. Die Nachfrage ist bereits groß. Anmeldung, Barbara Thönnes: 455-4193