Mülheim. . Gregor Keppel und sein Landrover übernehmen in der Tacho-König-Konkurrenz die Führung. Rund 474 500 Kilometer haben die beiden bereits abgespult.
Gemütlich ist anders. Wenn Gregor Keppel in seinen Landrover steigt, ist Klettern angesagt. Einen Fuß aufs Trittbrett, den anderen so geschickt unter dem Lenkrad hergeschwungen, dass er sich vor dem Hinsetzen nicht den Kopf stößt: Gekonnt ist gekonnt. Immerhin begleitet ihn der Defender, so lautet der Modellname dieses englischen Gefährts, schon seit elf Jahren. Rund 474 500 Kilometer haben die beiden inzwischen abgespult.
Als Treppenbauer pendelt Keppel nicht nur vom Büro zu Baustelle, sondern auch von Kunde zu Kunde. „180 Kilometer sind das jeden Tag“, sagt er. Immer mit dabei: sein „Landi“, wie er den schwarzen Geländewagen liebevoll nennt. Und es war wirklich Liebe auf den ersten Blick. „Eigentlich habe ich immer einen BMW gefahren. Aber dann bin ich mal mit einem Verkäufer nicht klar gekommen, bin zum nächsten Händler gegangen, und da stand er“, erzählt der Treppenbauer. „Er war da, ich brauchte ein Auto, und hab’ ihn, so wie er da stand, mitgenommen.“
Ausfahrt ins Sauerland mit sechs Personen
Apropos Liebe: „Als ich den Wagen 2006 abgeholt und eine erste Spritztour mit meiner Frau unternommen habe, war sie entsetzt“, erinnert er sich. Es habe im Auto geklappert und gezogen, gerauscht, und sowieso habe ihr der Landrover einfach nicht gepasst. Keppel: „Sie hat dann gesagt, mit dem Wagen fahren wir nie wieder.“ Er macht eine kurze Pause. „Was soll ich sagen, den Wagen hab’ ich noch, die Frau nicht mehr“, ergänzt er mit einem Schmunzeln.
Seine neue Lebensgefährtin und „Landi“ kommen hingegen bestens aus. Freudig erzählt sie von einer Ausfahrt ins Sauerland. Zu sechst, wohlgemerkt. Zu sechst?! Keppel öffnet die Heckklappe seines Wagens und präsentiert die vier Sitze im Kofferraum, wobei „Sitz“ ein wenig übertrieben ist. Sitzgelegenheit trifft es wohl besser. Denn die vier mit Stoff bezogenen Holzbretter, die sich von den Seiten nach unten klappen lassen, komplettieren das ansonsten ebenfalls spartanisch gehaltene Innenleben des Wagens.
Für Gregor Keppel ist es der Traumwagen
Airbag? Fehlanzeige! Klimaanlage? „Es gibt doch Fenster!“ Luxus ist also nicht sein Ding, und auch mit dem Öl hat der Defender, mit obligatorischem Ersatzrad am Kofferraum, so seine Probleme. Dennoch ist er für Gregor Keppel der „absolute Traumwagen“. Verkaufen? Steht nicht zur Debatte. „Den fahr ich, bis er auseinanderfällt“, verspricht er. Allzu viele Touren werden die beiden aber nicht mehr unternehmen. „Ich werde im Sommer 66. Irgendwann wird es auch mal Zeit, sich zur Ruhe zu setzen.“ Das gilt dann wohl auch für „Landi“, der den Treppenbauer all die Jahre begleitet hat, der sich Geländer aufs Dach hat schnallen lassen und Stufen kistenweise im Kofferraum durch Mülheim chauffierte.
Landrover führt die Rangliste an
Noch führt Gregor Keppels Landrover die Rangliste im Kampf um den Tacho-Thron an. Aber man rechnet mit starker Konkurrenz. „Ich glaube, dass es noch so manch einen Wagen in Mülheim gibt, der vielleicht noch mehr Kilometer auf dem Buckel hat.“ Taxifahrern, die selbstständig unterwegs sind und ihr Auto gut pflegen, räumt Gregor Keppel die größten Chancen auf den Titel ein. „Aber jetzt sind wir erst mal vorne“, sagt er und klopft seinem treuen „Landi“ liebevoll auf die Motorhaube.