Mülheim. . Nach dem massiven Bürgerprotest legen Mülheims Stadtplaner eine Alternative mit nur noch wenigen Baumfällungen an der Leineweberstraße vor.

  • Das Stadtplanungsamt hat Abstand genommen vom Vorhaben, die Allee an der Leineweberstraße deutlich zu lichten
  • Sie schlägt der Politik ein Alternativkonzept vor, das auch vom Naturschutzbeirat mitgetragen werden könnte
  • Stimmt der Planungsausschuss am 30. Mai nicht zu, hat die Bezirksregierung als Aufsicht das letzte Wort

Das Stadtplanungsamt hat auf den massiven Bürgerprotest und das angekündigte Veto des Naturschutzbeirates gegen die Lichtung der geschützten Allee an der Leineweberstraße reagiert und eine Alternativplanung vorgelegt, die die Baumfällungen weitestgehend zurücknimmt. Nun liegt der Ball wieder bei der Politik. Sie müsste ihren eigenen Beschluss zum Umbau der Straße wieder einkassieren.

Erneut werden Unterschriften gesammelt

Die Online-Petition der Baumwatch-Gruppe zum Erhalt der Allee, zu finden unter www.openpetition.de, zählte am Donnerstag mehr als 1300 Unterstützer aus der Stadt, am Donnerstag ab 11 Uhr werden auf der Straße erneut Unterschriften gesammelt. Initiatorin Melanie Wolters tat ihre Freude kund über die Unterstützung ihres Anliegens seitens des Naturschutzbeirates. Dieser hatte sich in seiner Sitzung am Mittwoch klar positioniert – für den Erhalt sämtlicher Alleebäume. Der Vorsitzende Dr. Peter Keil machte gegenüber dieser Zeitung deutlich, dass sein Gremium ein Vetorecht in dieser Frage habe, schließlich sei die Platanen-Reihe an der Leineweber im Alleekataster NRW gelistet und daher besonders geschützt.

So sieht die aktuelle Beschlusslage zur Allee an der Leineweberstraße aus. Kippt die Politik ihren eigenen Beschluss nun wieder?
So sieht die aktuelle Beschlusslage zur Allee an der Leineweberstraße aus. Kippt die Politik ihren eigenen Beschluss nun wieder?

Keil verweist auf die klimatische Bedeutung der Innenstadtbäume. Der bereits stark ausgedünnte Bestand habe die Funktion, im Hochsommer die Temperaturen, die in der City ohnehin einige Grad Celsius über dem Mittel lägen, zu senken. Auch helfe er bei der Feinstaub-Filterung und entfache bei Passanten „ein Wohlempfinden“. „Man sollte sehr genau überlegen, wie man in der Innenstadt zukunftsweisend den kleinklimatischen Anforderungen gerecht wird“, fordert Keil „ein grundsätzliches Konzept“ dazu.

Blick auf den Zugang zur Altstadt wird versperrt

Der Beirat verzichtete jedoch auf einen formalen Beschluss gegen die politisch bereits im November abgesegneten Baumfällungen. Er beließ es laut Keil bei der Aufforderung an die Planungspolitik, jenen Beschluss am 30. Mai aufzuheben und auf Basis des Alternativkonzeptes doch den umfassenden Erhalt der Allee zu ermöglichen.

Planungsamtschef Jürgen Liebich bestätigte, dass im neuen Konzept nur noch drei Bäume auf der Südseite der Leineweberstraße fallen sollen: einer direkt im Kreuzungsbereich am Kaiserplatz, einer wegen der vorgesehenen Verlegung der Straßenbahn-Haltestelle, einer, der am Kohlenkamp den freien Blick auf den Zugang zur Altstadt versperre. Liebich machte keinen Hehl aus seiner „Hoffnung, dass davon nun auch die Politik überzeugt sein wird“. Angesichts der Blockade im Naturschutzbeirat, sagt er, falle die Entscheidung pro oder contra Fällungen andernfalls bei der Bezirksregierung.

Mehrheit hängt an der CDU

Die MBI haben sich bereits klar für den Erhalt der Alleebäume positioniert, die Grünen hatten angekündigt, sich dem Votum des Naturschutzbeirates anzuschließen. Der Bürgerliche Aufbruch zweifelt den seinerzeit von seiner Fraktion mitgetragenen Beschluss zur umfangreichen Baumfällung nun, nach dem massiven Bürgerprotest, auch an und fordert die Verwaltung auf, noch einmal zu prüfen, ob den Anliegerinteressen (mehr Tageslicht, mehr Durchlüftung) nicht doch durch einen Baumkronenschnitt entsprochen werden kann.

Für die SPD machte deren planungspolitischer Sprecher Claus Schindler am Donnerstag deutlich, dass man zum ursprünglichen Beschluss stehe, er sei nach „reiflicher Abwägung“ getroffen worden, mit ihm bleibe der Alleecharakter auch erhalten. Christina Kaldenhoff machte für die CDU deutlich, dass man die Anliegerinteressen berücksichtigt sehen wolle, man das Alternativkonzept, weil nicht vorliegend, aber noch nicht bewerten könne. Bei der Mehrheitsfindung am 30. Mai ist die CDU nun wohl das Zünglein an der Waage.