Mülheim-Speldorf. . Die Stadt Mülheim will Flächen südlich des Güterbahnhofs Speldorf entwickeln – insbesondere für Ausgliederungen der jungen Hochschule Ruhr West.

  • Das Stadtplanungsamt will einen Bebauungsplan für die Fäche südlich des ehemaligen Güterbahnhofes erarbeiten
  • Hochschulnahes Gewerbe soll dort ansiedeln können, ein Innovationszentrum für Gründer ist im Gespräch
  • Gleichzeitig sollen mit den Planungen die Trassen der Güterbahn und des künftigen Radschnellweges gesichert werden

Wächst die Hochschule Ruhr West alsbald am Güterbahnhof Speldorf über sich hinaus? Dieses Ziel jedenfalls verfolgt das Stadtplanungsamt, das der Bezirkspolitik heute erste Pläne für die Entwicklung der Flächen zwischen Hafenbahntrasse sowie Wissoll- und Liebigstraße präsentiert, die auch die Strecke des künftigen Radschnellweges sichern sollen.

Ein Bebauungsplan soll nach Wünschen der Stadtplaner die Möglichkeit schaffen, vor Ort hochschulnahes Gewerbe anzusiedeln. „Insbesondere durch die positive Entwicklung der Hochschule besteht der Bedarf nach gewerblichen Grundstücken“, heißt es dazu. Wünschenswert sei auch ein Innovationszentrum, in dem Unternehmensgründer, die etwa eine Forschungs- und Laborinfrastruktur benötigen, Platz finden. Um diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, schwebt der Stadt eine Kooperation mit Industriebetrieben vor. So soll das länger schon ausgerufene Ziel näherrücken, Wissenschaft und Wirtschaft vor Ort stärker zu verzahnen.

Weitere Flächen für Ausgliederungen

Der ehemalige Güterbahnhof Speldorf bietet ringsum Entwicklungspotenziale.
Der ehemalige Güterbahnhof Speldorf bietet ringsum Entwicklungspotenziale. © Hans Blossey

Überlegungen gibt es da noch weitere, etwa auf dem spitz zulaufenden Grundstück, das an der Duisburger Straße direkt an die Hochschule angrenzt. Dafür ist bereits ein Bebauungsplan aufgestellt, laut Planungsamtsleiter Jürgen Liebich „tut sich da was. In drei bis fünf Jahren werden die Flächen so langsam volllaufen.“ Im Masterplan zur Hochschulansiedlung ist etwa auch die Sportplatzfläche auf dem Tengelmann-Areal an der Wissollstraße als Potenzialfläche ausgewiesen. Um das Stagnier-Areal nördlich des Güterbahnhofes mit einer adäquaten Zufahrt als weitere Potenzialfläche erschließen zu können, strebt die Stadtverwaltung dort einen Flächentausch mit Grundstückseigentümern an.

Studenten und Professoren suchen Büroraum

Der Bedarf an Technologie-Ausgründungen im Hochschulumfeld sei schon heute merklich spürbar, sagt Liebich. Sowohl Studenten als auch Professoren, die ein zweites Standbein aufbauen wollen, drängten zurzeit in die umliegenden Wohngebiete. Sie suchten in der Regel kleinere Büroflächen zwischen 100 und 150 Quadratmetern.

Zurück zum Areal südlich der Güterbahnstrecke: Weil im westlichen Bereich bestehende Wohnbebauung zu schützen ist, soll ringsum nur wohnverträgliches Gewerbe ansiedelt werden. Grabeland-Parzellen und qualitativ wenig wertige Nutzungen sollen weichen. Um das Areal zu entwickeln, sind noch verschiedene Gutachten nötig, etwa zur Verkehrsbelastung, aber auch zu Altlasten.

Areal wurde bis 1930 als Güterbahnhof genutzt

Die sind auf Teilstücken des Areals, das bis 1930 als Güterbahnhof und nach dem Krieg bis 2004 als Schrottplatz genutzt wurde, in erheblichem Ausmaß ausgemacht. Es heißt gar, ohne dass Liebich ins Detail gehen kann: „Für mehrere Parameter werden die Prüfwerte für die gewerbliche Nutzung überschritten.“ Noch, sagt der Planungschef mit Blick auf eine tiefergehende Altlasten-Untersuchung, sei nicht klar, ob sich Gewerbe auf den betroffenen Flächen ansiedeln könne – oder ob dort nur öffentliche Grünflächen möglich seien. Kosten für etwaige Gutachten und Untersuchungen wird die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft tragen; die DB Netz AG ist Eigentümerin eines Großteils der Fläche.

Ein Viertel der Bebauungsplanfläche wird weiterhin als Bahnfläche benötigt für den Güterverkehr in und aus dem Hafengebiet heraus, der laut Stadt etwa sechs Züge täglich umfasst.

Trasse für Radschnellweg soll gesichert werden

Auch soll im Laufe Verfahrens, das die Politik nun in Gang setzen soll, die Trasse des künftigen Radschnellweges gesichert werden. Er soll südlich der Gleise in Richtung Tengelmann-Klimamarkt verlaufen und hinter dem Handelsstandort in eine größere Fläche münden, die für rastende Radfahrer „gegebenenfalls“ als attraktive Aufenthaltsfläche hergerichtet werden könnte.

Von Plänen für einen zentralen Jugendsportpark am ehemaligen Bahnhof, vor Jahren mal im Gespräch, ist lange schon keine Rede mehr – weil sich jenes Projekt mit Parkour in Styrum und Skatepark an der Südstraße anderweitig, nämlich dezentral orientiert hat – und für die Zukunft noch der Sportpark an der Von-der-Tann-Straße in Styrum geplant ist.

Gleich drei Zufahrten sind übrigens für den Radschnellweg an der Liebigstraße angedacht – auf einer Strecke von nur rund 300, 400 Metern. Der Radweg soll bekanntlich über die Heerstraße hinaus weiter entlang der Bahntrasse gen Rheinpark in Duisburg geführt werden.