Mülheim. . Es pendeln zum Arbeiten fast so viele Mülheimer aus, wie Auswärtige ein. Die Zahl der Pendler geht auch in die Verkehrsplanung der Stadt mit ein.

  • Wie der „Pendleratlas NRW“ auflistet, verdienen 41 514 Mülheimer ihr Geld in den Nachbarstädten
  • Aber immerhin 37 930 Mülheimer arbeiten auch in der Stadt, in der sie leben und pendeln innerorts
  • Haushaltsbefragungen helfen, das Mobilitätsverhalten der Mülheimer Bürger einzuschätzen

Fast so viele Bürger, die zum Arbeiten ihre Heimatstadt Mülheim verlassen, pendeln von außerhalb zum Job nach Mülheim ein: Wie der „Pendleratlas NRW“ auflistet, verdienen 41 514 Mülheimer ihr Geld in den Nachbarstädten (Auspendler). Aus den umliegenden Städten pendeln 42 248 Menschen zum Arbeiten nach Mülheim (Einpendler). Aber immerhin 37 930 Mülheimer arbeiten auch in der Stadt, in der sie leben: Diese tauchen in der Statistik, für die IT NRW Daten aus 2015 verwendet, als innergemeindliche Pendler auf, da sie sich innerhalb der Stadtgrenzen zum Arbeitsplatz bewegen.

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In der Stadtverwaltung haben sie diese Verkehrsströme im Blick, so Ingo Kurosch vom Referat für Stadtforschung und Statistik. Große Arbeitgeber wie Siemens, die Aldi-Süd-Verwaltung, Vallourec, MGB oder die Hütte dürften viele Pendler in die Stadt locken.

Es pendeln mehr Frauen als Männer aus Mülheim aus

Interessant auch: Es pendeln vergleichsweise mehr Frauen aus Mülheim aus, nämlich 45 % aller Auspendler. Betrachtet man hingegen die Einpendler, so sind nur 37,8 % davon weiblich. Statistiker wissen auch, in welchem Bereich die Pendler tätig sind: Ingo Kurosch hat dem Pendleratlas entnommen, dass bei den Einpendlern 36,6 % im produzierenden Gewerbe tätig sind (63,4 % Dienstleistungen). Bei den Auspendlern sind es zehn Prozentpunkte weniger, nämlich 26,8 %. Kurosch schließt aus den vorliegenden Daten: Beim produzierenden Gewerbe stammen die Einpendler vor allem aus dem nördlichen Ruhrgebiet.

Für Christof Löchteken vom Bereich Verkehrsplanung im Tiefbauamt ist die Tatsache, dass nach Mülheim beinahe so viele Menschen ein- wie aus Mülheim auspendeln, nicht ungewöhnlich: „Mülheim liegt als Großstadt zentral“, sagt er. Die Lage, die Größe, bei den Nachbarstädten sei die Situation ja ähnlich: „Es gibt keine Notwendigkeit, den Wohnort zu wechseln“, so Löchteken. „Ob man von Dümpten bis zur Stadtmitte oder bis nach Essen fährt – das sind keine gravierenden Unterschiede.“

Verkehrsplaner nutzen die Zahlen für Straßenplanung

Die Verkehrsplaner nutzen die Pendlerzahlen indirekt für die Planung der Straßen. Denn auch der Pendlerverkehr geht als ein Faktor in das „Verkehrsmodell Mülheim“ ein, mit dem die Verkehrsaufteilung dargestellt und die Belastung auf den Straßen oder die Nutzung des ÖPNV errechnet werden kann.

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Für dieses Modell wurde das Stadtgebiet in 75 Verkehrszellen eingeteilt, das Umland in 43 Zellen. Denn der Durchgangsverkehr durch die Stadt muss bei den nicht unkomplizierten Berechnungen auch berücksichtigt werden. Wo der Verkehr in den Zellen endet, und von wo aus er startet, ist wichtig: Damit das Modell funktionieren kann, müssen die Verkehrsplaner das Mobilitätsverhalten der Mülheimer kennen. „Wir müssen wissen: Wie oft fährt jemand wohin, wie viele Fahrten werden gemacht“, erklärt Löchteken. Haushaltsbefragungen helfen, das Mobilitätsverhalten der Mülheimer Bürger einzuschätzen. „Aus den Haushaltsbefragungen wissen wir, wie mobil die Arbeitnehmer sind.“ Und auch, womit: So werden der Auto-/Individualverkehr, ÖPNV, Radverkehr und die Fußgängerbewegung wie ein Netz über das Verkehrsmodell gelegt. Auch Verkehrszählungen fließen mit ein.

Auf Datenbasis werden Takte für Busse und Bahnen berechnet

Klingt kompliziert, ist auch alles andere als einfach, denn viele verschiedene Größen müssen dabei berücksichtigt werden: „Wir müssen ja ein passendes Modell abbilden, damit wir prognosefähig sind“, erklärt Christof Löchteken.

So kann man, zum Beispiel, den Takt für Busse und Bahnen berechnen. Oder auch, welche Verkehrsverschiebungen es geben wird, wenn eine Straße künftig nicht mehr für den Verkehr zur Verfügung steht: etwa die Ruhrstraße nach dem Bau von Ruhrbania. Oder die Entwicklung des Verkehrs nach dem Abriss des Overfly an der Konrad-Adenauer-Brücke.