Selbeck. . Der Altenhilfebereich des Fliednerdorfs begrüßte 1992 seinen ersten Besucher. Manche Bewohner und Mitarbeiter sind von Anfang an dabei.
- Der Altenhilfebereich des Fliednerdorfs feiert Jubiläum
- Das „Wohnen im Alter“ nahm 1992 die ersten Bewohner auf
- Manche der Mitarbeiter und Bewohner sind seit der ersten Stunde dabei
„Hier gibt es so viele mitmenschliche Kontakte und Angebote direkt vor der Tür. Das hilft, den Alltag zu gestalten“, sagt Annemarie Hahn. Die 75-Jährige ist eine der Bewohnerinnen der ersten Stunde des Altenhilfebereichs „Wohnen im Alter“ des Fliednerdorfs. Vor genau 25 Jahren ist der Bereich des Dorfes als ganzheitliche Einrichtung für ältere Menschen mit Pflegebedarf eröffnet worden. Mit einem Tag der offenen Tür wird das Jubiläum gefeiert.
Seit über 20 Jahren lebt Annemarie Hahn bereits im Fliednerdorf. Durch einen Unfall ist sie halbseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. 1994 zog die Düsseldorferin, die zuvor in Kaiserswerth lebte, im Dorf ein. „Ich habe es kennen und lieben gelernt“, sagt die ältere Dame heute mit einem Lächeln. Früher, da hat die ehemalige Kindergärtnerin im Dorf Kindergruppen betreut, hat mit den Töchtern und Söhnen der Mitarbeiter gemalt und gebastelt.
Arbeit und Privatleben ganz nah beieinander
Auch die Töchter von Gaby Quendt waren dabei. Heute sind beide jenseits der 20, gehen ihre eigenen Weg, „kommen aber immer wieder gerne ins Dorf zurück“, erzählt Gaby Quendt, die als Pflegefachkraft im Altenhilfebereich arbeitet. Sie ist mit ihrer vierköpfigen Familie 1992 im Dorf eingezogen, als das „Wohnen im Alter“ gerade eröffnet wurde, und hat begonnen dort zu arbeiten. „Damals waren die Wege noch nicht gepflastert, es war matschig und die Hecken waren noch so niedrig, dass man uns ins Haus gucken konnte.“
Bis zu ihrer Arbeitsstelle hat Gaby Quendt geschätzte hundert Schritte zurückzulegen. „Manche haben damals mit dem Kopf geschüttelt und gesagt: Das könnte ich nicht – Arbeit und Privatleben so nah beieinander“, blickt die 53-Jährige zurück. Für sie und ihre Familie aber, so schätzt es Gaby Quendt heute ein, war es genau richtig so. „Jeder in der Nachbarschaft achtet auf den anderen, gerade auch auf die Kinder, es geht sehr familiär zu.“
Genau das war es auch, was Sebastian Zorn zurück gezogen hat ins Dorf. Der 33-Jährige ist im Fliednerdorf aufgewachsen und hat eine Zeit lang außerhalb gewohnt. „Da hat mir etwas gefehlt“, sagt der junge Mann, der inzwischen mit seiner kleinen Familie – Tochter Noée ist ein gutes Jahr alt – im Dorf lebt. „Ich hatte hier eine unbeschwerte Kindheit, das wollte ich für meine Tochter auch“, sagt er. Mittlerweile arbeitet Sebastian Zorn als Haustechniker im Fliednerdorf und ist mehr als zufrieden damit: „Es spart mir den Arbeitsweg. Und es ist, als würde ich in meinem eigenen Wohnzimmer arbeiten.“ Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist es, was dem Selbecker besonders wichtig ist: „Hier ist man Teil des Ganzen.“
So fühlt sich auch Sigrid Jaeger, die bereits seit 35 Jahren bei Fliedner arbeitet und seit zehn Jahren den Laden, in dem die Dorfbewohner einkaufen – und quatschen – können, betreut. Auch sie lebt mit ihrer Familie im Dorf – schon seit 1988. Lässt sie die Jahre und Jahrzehnte Revue passieren, erkennt sie eine Entwicklung: „Mittlerweile gibt es deutlich mehr Angebote – etwa einen Frisör. Früher haben wir den Damen noch selbst die Haare aufgedreht.“ Dass auch ihre Kinder davon profitiert haben, im integrativen Dorf aufzuwachsen, davon sind Sigrid Jaeger und Gaby Quendt überzeugt – ihre Töchter machen Ausbildungen zur Altenpflegerin und zur Krankenschwester.
>> Info: Tag der offenen Tür im Altenhilfebereich
Der Altenhilfebereich „Wohnen im Alter“, der jetzt sein 25-jähriges Bestehen feiert, verfügt über 200 Plätze, von denen derzeit nicht alle besetzt sind.
Beim Tag der offenen Tür am Samstag, 6. Mai, stellt sich „Wohnen im Alter“ vor. In der Zeit von 14 bis 17 Uhr können Besucher sich einen Eindruck vom Leben dort verschaffen und durchs Dorf bummeln. Dort gibt es nicht nur Führungen, sondern auch Aktionen wie seniorengerechtes Zirkeltraining und Trommelworkshops sowie offenes Singen und eine Modenschau.
Das Dorf der Theodor Fliedner Stiftung mit seinen integrativen Wohnformen gilt immer noch als beispielhaft, wie Michaela Küpper, die den Bereich „Wohnen im Alter“ leitet, berichtet. Regelmäßig kämen nationale und internationale Experten – etwa aus Japan, Argentinien, Türkei oder Frankreich – zu Besuch, um sich das integrative Konzept vor Ort ansehen. Neben der stationären Pflege hält das Fliednerdorf auch 20 Einheiten mit betreutem Wohnen im angrenzenden Waldhof bereit. Zu erreichen ist der Bereich „Wohnen im Alter“ über die Straße Am Mühlenhof.