Mülheim. Bürger haben sich schon seit Jahrzehnten für den Abriss eingesetzt. Die MVG will hohe Sanierungskosten sparen und die Station neu gestalten.
- Als ab Anfang der 1970er Jahre die Stadtbahnstrecke geplant wurde, sollten die Stationen Glanzpunkte setzen
- Die erste „Käseglocke“ neben der Heißer Kirche verschwand schon 1988 unter Beifall der Bevölkerung
- Nun soll auch die zweite Kuppel weg und durch einen neuen Zweckflachbau ersetzt werden
Die letzte „Käseglocke“ im Heißener Zentrum kommt weg. Das haben die Mitglieder des Aufsichtsrates der Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft (MVG) beschlossen. Das Gebäude über dem östlichen Eingang der U-Bahn-Station ist nach 40 Jahren undicht und baufällig.
Ein neuer Zweckflachbau soll an die Stelle des poppig-bunten Treppenüberbaus rücken. Viele Heißener und Mülheimer atmen nun auf. Sie haben sich seit Jahren für den Abriss der Kuppel eingesetzt.
Verbindungen der Plexiglasteile sind undicht
Bisher hat die MVG das Vorhaben unter der Glocke gehalten. Klar ist jedoch: Die Verbindungen der Plexiglasteile haben Risse. „Bei heftigem Regen kann man auch auf der Treppe darunter duschen“, sagt eine Heißenerin. „Ich nehme lieber den Eingang auf der anderen Seite des Kreisverkehrs.“ „Ich glaube das erst, wenn das Ding wirklich aus dem Blickfeld verschwunden. ist. Hoffentlich klappt der Abriss wirklich bald“, fügt ein Mann hinzu, der neben der blauen Wand auf seinen Anschlussbus wartet.
Als ab Anfang der 1970er Jahre die Stadtbahnstrecke von Mülheim nach Essen (ehemalige Straßenbahnlinie 8/18) geplant wurde, sollten die Stationen auch über der Erde Glanzpunkte setzen.
Nach Folgekosten wurde in den 1970er Jahren nicht gefragt
Architekten entwarfen für das Heißener Zentrum zwei Kuppelbauten, die Treppen und Fahrgäste vor Regen und Wind schützen sollten. Der Volksmund taufte sie bald auf „Käseglocken“. Einfach einen schmiedeeisernen Zaun um die U-Bahn-Abgänge zu ziehen, wie in Berlin, Madrid oder Paris – das erschien den Stadtbahnbauern im Ruhrgebiet damals zu schlicht. Wo Platz fehlte, wie an den Stationen Mühlenfeld oder Christianstraße, blieben offene Treppen. Bauzuschüsse gab es genug aus Bundes- und Landestöpfen. Die Folgekosten waren damals nicht gefragt.
Wegen hoher Instandhaltungskosten aus den vergangenen Jahren hat die MVG bereits Ende 2016 die Notbremse gezogen. „Die unausweichliche Sanierung der ,Käseglocke’ käme fast so teuer wie ein Neubau“, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Daher wolle die überschuldete MVG sich von der Kuppel im Heißener Zentrum trennen. Die erste „Käseglocke“ neben der Kirche verschwand bereits 1988 unter Beifall der Bevölkerung.
Seit fast drei Jahrzehnten bekommt die Glocke Gegenwind
In den fast drei Jahrzehnten danach gab es immer wieder Bestrebungen, auch die zweite Glocke aus dem Heißener Ortsbild zu drängen. Mehrmals nahm die Bezirksvertretung 1 dazu einen Anlauf. Aber die Kuppel blieb stehen.
Jetzt stellte die CDU den Antrag, gläserne Wartehäuschen an der Bushaltestelle Heißen Kirche aufzustellen, weil Fahrgäste bei Regen immer im Eingang des Kuppelbaus Schutz suchen. In diesem Zusammenhang war aus den SPD-Reihen vom Abrissbeschluss zu hören. Wie die MVG den neuen Flachbau mit Sozialraum für Busfahrer und die Haltestelle gestalten will, war am Wochenende nicht zu erfahren.
Mitglieder des SPD-Ortsvereins begrüßen den Abriss der „Käseglocke“. „Wir haben mehr als 20 Jahre darauf hingearbeitet. Nun haben wir das Ziel vor erreicht“, sagt der Vorsitzende Daniel Mühlenfeld. Mit einer Umgestaltung der Umsteigestation neben dem Kreisverkehr sei ein guter Wetteschutz für Fahrgäste machbar.