Mülheim. . Vor dem Maifeiertag fordern die Gewerkschaften vehement ein Umdenken bei der Rente. Andernfalls drohe vielen Menschen ein sozialer Absturz.

  • Bei der diesjährigen Maikundgebung der Gewerkschaften wird die Rente ein zentrales Thema sein
  • Der DGB fordert ein Umdenken und ein Rentenniveau von mindestens 50 Prozent des letzten Einkommens
  • Die DGB-Jugend beklagt marode Schulbauten und Unterrichtsausfall an den Berufskollegs

Eines der zentralen Themen bei der diesjährigen Maikundgebung der Gewerkschaften wird die Rente sein. Sollte sich nichts ändern, drohe eine Armutswelle im Alter, die viele sich noch nicht vorstellen könnten, warnen Henrike Eickholt, Geschäftsführerin des Verdi Bezirks Mülheim-Oberhausen, und der Vorsitzende des DGB Mülheim, Klaus Waschulewski.

Eine weitere Abwertung des Rentenniveaus auf bis zu 43 Prozent würde insbesondere für viele Frauen gravierende Folgen haben. Der DGB spricht von einem sozialen Absturz. „Wer heute 800 Euro Rente bekommen will, muss mindestens 2500 Euro brutto verdient haben. Jeder zweite Arbeitnehmer hat das nicht“, sagt Henrike Eickholt.

Versicherungsfremde Leistungen verändern

Der DGB habe Vorschläge gemacht, wie ein Rentenniveau von etwa 50 Prozent des letzten Einkommens zu erreichen sei, erklärt Waschulewski. Voraussetzung dafür sei unter anderem, dass versicherungsfremde Leistungen nicht mehr aus der Rentenkasse, sondern von Steuergeldern finanziert würden. Richtung Bundestagswahl im September wollen die Gewerkschaften die Altersversorgung breit in der Öffentlichkeit diskutieren.

Ein weiteres Thema, das den Gewerkschaften große Sorgen bereitet, ist die Tarifflucht. Insbesondere im Handel befänden sich etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer nicht mehr in einem tarifgebundenen Beschäftigungsverhältnis. Lohn, Urlaubs- oder auch Weihnachtsgeld – alles müsse dort frei verhandelt werden. Die Gewerkschaften wollen verstärkt für allgemeinverbindliche Verträge kämpfen.

Mehr Investitionen in die Berufskollegs gefordert

Die Gewerkschaftsjugend fordert zum 1. Mai deutlich mehr Investitionen in die Berufskollegs „Marode Schulgebäude und Unterrichtsausfall sind bei uns leider an der Tagesordnung“, erklärt Jan Mrosek, DGB-Jugendbildungsreferent und spricht gezielt die Berufskollegs in Mülheim an: Eine zeitgemäße Ausstattung müsse auf die künftigen Anforderungen der Ausbildungsbetriebe und der Digitalisierung vorbereiten. Eine weitere Forderung der DGB-Jugend betrifft den ÖPNV: „Wir brauchen in NRW ein Azubi-Ticket, welches die Auszubildenden günstig erwerben können“, betont Mrosek. Ihm schwebt ein Modell analog zum Semesterticket für Studenten vor.

Mit Blick auf die Landtagswahl werben die Gewerkschaften darum, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen – auch, um die AfD möglichst gering zu halten. Noch bestehe die Chance, dass diese Partei mit ihrem rechtsextremen Gedankengut nicht in den künftigen Landtag einziehe, hofft Silvia Rölle, Kreisvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und des Bundes der Antifaschisten (VNN-BdA).

Maikundgebung auf dem Rathausmarkt

Die AfD, sind sich die Gewerkschafter einig, wolle auch die Rechte der Arbeitnehmer schwächen, gesellschaftliche Freiheiten einschränken und den Staat aus der sozialen Verantwortung nehmen. Im Rahmen der Maikundgebung auf dem Rathausmarkt wird der VNN eine Fotoausstellung präsentieren, deren Ziel es ist, die AfD mit ihrem Gedankengut zu entlarven, so Silvia Rölle. „Es soll niemand sagen können, er habe nicht gewusst, in welchem Beziehungsgeflecht sich die AfD bewegt und worin ihre konkreten Ziele bestehen.“

>>> PROGRAMM AM MAIFEIERTAG

Um 10.30 Uhr startet ein Demonstrationszug von der Wiesenstraße mit musikalischer Begleitung zum Rathausmarkt.

Nach einem Grußwort von OB Ulrich Scholten um 11 Uhr spricht Silke Zimmer, Fachbereichsleiterin Handel, Verdi NRW.

Es folgt ein buntes Familienprogramm.