Mülheim. . Initiatoren einer Petition kämpfen um die zur Fällung bestimmten Alleebäume an der Leineweberstraße in Mülheims City. Gerade noch rechtzeitig?
- Initiatoren einer Petition kämpfen um die zur Fällung bestimmten Alleebäume an der Leineweberstraße in Mülheims City
- Insgesamt sollen an der Leineweberstraße am Ende des Umbaus nur noch 31 statt 46 Platanen stehen, fünf davon neu gepflanzt
- Stadtverwaltung und SPD sehen im beschlossenen Entwurf eine gute Kompromisslösung, die Petitionäre nicht
Knapp ein halbes Jahr, nachdem die Pläne zur Fällung von 19 Bäumen an der Leineweberstraße bei einer einzigen Gegenstimme der MBI von der Planungspolitik abgesegnet worden sind, hat sich doch noch Widerstand formiert. Vertreter der Mülheimer Baumwatch-Gruppe haben eine Online-Petition zum Erhalt aller Alleebäume gestartet, die vor der Bürgerversammlung am Donnerstag (18 Uhr, Dezentrale, Leineweberstraße 15-17) für Aufregung sorgt.
Im November hatte der Planungsausschuss den Baubeschluss zur Umgestaltung von Leineweberstraße, Kaiserplatz und Anbindung zum Kirchenhügel beschlossen. Ab 2018 soll nach überarbeiteten Plänen des Siegerentwurfs aus dem städtebaulichen Wettbewerb (Reicher Haase Associierte, Landschaftsarchitektur Hammer, Ingenieurbüro Kuhnert) und mit Städtebaumitteln des Landes gebaut werden.
Am Parkplatz Kaiserplatz sollen Bäume fallen
Zunächst einmal soll der nördliche Bereich der Leineweberstraße umgebaut werden. Allein dort sollen zwölf von 27 Platanen gefällt werden, zwei neu gepflanzte Platanen sollen laut Stadtplanern eine gelichtete „Allee“ mit 16 Metern Abstand zwischen den einzelnen Bäumen ergeben. Insgesamt sollen an der Leineweberstraße am Ende des Umbaus nur noch 31 statt 46 Platanen stehen, fünf davon neu gepflanzt. Dafür soll die Allee über den Kaiserplatz hinaus am Dickswall eine Fortsetzung erfahren, allerdings nicht mit Platanen, sondern mit zwölf zum Bestand zu pflanzenden anderen Bäumen. Am Parkplatz des Kaiserplatzes sollen zudem sämtliche fünf Bäume fallen.
Erinnerung ans Klima-Leitbild
Für den Erhalt aller Alleebäume an der Leineweberstraße kämpfen nun die Initiatoren einer Online-Petition, es handelt sich dabei um die örtliche, seit einigen Jahren bestehende Baumwatch-Gruppe, die den schleichenden Verlust von Stadtbäumen beklagt. „Wenn die ersten zwölf Platanen fallen“, schreiben die Petitionäre zur Begründung, „ist es nicht mehr weit, dass auch der Rest fällt.“ Sie kritisieren, dass die Fällaktion nicht mit dem stadtklimafreundlichen Leitbild der Stadt übereinstimme und beklagen, dass schon mit dem Ruhrbania-Projekt das Gartendenkmal Ostruhranlagen und damit wesentliches Grün aus der Innenstadt verschwunden sei. Seit dem 22. April haben bereits mehr als 900 Menschen der Petition ihre Unterstützung gegeben. Die Macher der Website openpetition.de werden bei 1600 Unterstützern aktiv – und würden von Mülheims Ratspolitikern eine Stellungnahme zur Petition einfordern. Bis zum 19. Mai bleibt den Initiatoren noch Zeit, um weitere 700 Unterstützer zu gewinnen.
Während die MBI aktuell auch wegen der groß angelegten Baumfällungen am Bahndamm der Müga, am Finkenkamp (Heimaterde) und in den Ruhranlagen scharfe Kritik üben, betont die SPD, an der Leineweberstraße sei ein ausgewogener Kompromisses zwischen „städtebaulichen und ökologischen Notwendigkeiten“ gefunden.
Wenig Interesse bei Bürgerversammlung in 2016
Das hebt auch Felix Blasch vom Stadtplanungsamt hervor. Die Verwaltung sei von Beginn an bemüht gewesen, die Atmosphäre vor Ort zu erhalten, „obwohl die großkronigen Plantanen dort nicht die richtige Baumart sind“. Lichte man die Reihen, hätten die verbliebenen Bäume bessere Entwicklungsmöglichkeiten. „Mal schauen, was die Bürgerversammlung ergibt“, wollte Blasch am Mittwoch Änderungen nicht partout ausschließen. Verwaltung und offenbar auch die politische Mehrheit hielten die aktuellen Pläne aber für sinnvoll.
Bei einer Bürgerversammlung zum Umbau des Innenstadtbereichs im April 2016 waren gerade mal zwei Bürger gekommen – einer für den Erhalt aller Bäume, einer für den Kahlschlag. Petentin Melanie Wolters sagt, von jener Veranstaltung, unter anderem in dieser Zeitung angekündigt, seinerzeit nichts erfahren zu haben. Deswegen sei die Petition erst spät an den Start gegangen. Sie hofft: nicht zu spät. „Wir wollen an den Umbauplänen nichts ändern, nur die Bäume sollen erhalten bleiben. Das bekommen fähige Architekten schnell hin.“