Mülheim. . An Hallen-Kapazitäten mangelt es nur im Winter. Studie: Sportstätten sollten komfortabler werden, weil der Altersdurchnitt der Nutzer steigt.

  • Forscher der Uni Wuppertal haben sich mit der Zukunft des Müheimer Sports beschäftigt
  • Versorgung mit Sporthallen ist nicht schlecht, im Winter gibt es Engpässe bei der Belegung
  • Mülheimer Sportservice will Menschen für die Vereine gewinnen

Wenn im Winter die Freilluftsportler wie etwa die Leichtathleten ins Warme flüchten, dann wird es in einigen Mülheimer Sporthallen ziemlich voll. Zusätzliche Trainingseinheiten vor wichtigen Meisterschaftsspielen oder für den Kampf um den Aufstieg sind kaum möglich. Der Zeitplan ist stets ein straffer, denn vor der Tür wartet schon die nächste Gruppe. Eine Studie hat bestätigt, dass ein Wegfall von Turn- oder Sporthallen in der Stadt aktuell nur schwer aufgefangen werden könnte. Allerdings wird sich die Art der Hallennachfrage in Zukunft verändern.

Die Forscher der Bergischen Universität Wuppertal haben ermittelt, dass die Auslastung vor allem in den großen Zwei-, Drei- und Vierfachsporthallen sowohl im Schul- als auch im Vereinssport nah an die 100-Prozent-Marke reicht. Nur in den kleineren Turnhallen und Gymnastikräumen sind noch Kapazitäten frei. Der Bedarf im Badminton, Handball, Basketball, Hallenhockey und Volleyball kann nur mit Einschränkungen abgedeckt werden. Auch für den Schulsport haben die Experten einen Fehlbedarf ermittelt. Ihr Bericht mit Befragungen aus dem Jahr 2014 kommt am 28. April vor den Sportausschuss.

Im Vergleich zu anderen Städten gut aufgestellt

„Insgesamt sind wir im Vergleich zu anderen Städten gut aufgestellt“, sagt Martina Ellerwald, Amtsleiterin des Mülheimer Sportservices. Gemeint sind dabei sowohl Quantität als auch Qualität. Denn laut der Studie haben fast 70 Prozent der Befragten den Zustand der Mülheimer Sportstätten als gut oder sehr gut bezeichnet. Dies betrifft vor allem die Sportplätze und Hallen, die Bäder werden kritischer gesehen. „Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen, sondern müssen weiter investieren. In den vergangenen Jahren sind ja schon etliche Hallenmaßnahmen erfolgt“, sagt Ellerwald. Und es soll nicht immer nur bei Renovierungsmaßnahmen bleiben.

An der Prinzess-Luise-Straße denkt die Stadt aktuell über einen Neubau nach. Genau dies wird auch im Papier der Wuppertaler Forscher empfohlen. Allerdings beinhaltet diese Handlungsempfehlung auch, bei Neubauten das sich wandelnde Sportverständnis zu berücksichtigen. Horst Hübner und Oliver Wulf prognostizieren, dass vor allem die Bereiche Fitness und Gesundheitssport in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, weil die Altersgruppe der 61- bis 70-Jährigen – vor allem gegenüber der Zahl der Jugendlichen – anwachsen wird. Verbesserter Komfort in Sporthallen wird also in Zukunft ein wichtiger Faktor.

Ballsportarten könnten Probleme bekommen

Gleichzeitig stellt die Studie den klassischen Mannschaftssportarten wie Basketball, Handball oder Volleyball eine schwere Zukunft in Aussicht, weil sich die Zahl der Interessierten durch den demografischen Wandel verringern wird. Die Stadt Mülheim sieht sich in ihrer Linie bestätigt, zwar eine neue Dreifachsporthalle bauen zu wollen, gleichzeitig aber auch durch Projekte wie „Sport im Park“ die Aktivitäten auf andere Bereiche in der Stadt zu verlagern. „Es müssen nicht immer nur die genormten Sportstätten sein“, weiß Ellerwald.

Bei „Sport im Park“ sollen Räume der Stadt genutzt werden. Die MSS-Leiterin betont aber, dass dabei immer die Vereine mit im Boot sitzen. „Ohne sie geht es nicht. Unser Ziel ist es schon, die Bevölkerung wieder in die Vereine zu bringen“, erklärt Martina Ellerwald. Laut der Studie besitzt der Verein vor allem bei den Jugendlichen und bei Senioren einen hohen Stellenwert. Bei den 30- bis 49-Jährigen ist er aber bereits hinter kommerzielle Anbieter zurückgefallen.

Perspektivkonzept Fußball vor Abschluss

Als die Wuppertaler Forscher im Jahr 2002 schon einmal eine Studie für den Mülheimer Sport durchführten, kam am Ende das „Perspektivkonzept Fußball“ heraus. Dies steht in diesem Jahr vor seinem Abschluss.

Bei insgesamt 13 Plätzen – davon elf mit Kunstrasen, Nummer zwölf folgt in diesem Jahr an der Bruchstraße – kann der Bedarf an Fußballtraining und Spielen aktuell gedeckt werden. Schnelle Veränderungen sind allerdings erkennbar. Wird die Sportanlage an der Hardenbergstraße in dem Papier noch zu den Plätzen mit mittlerer Auslastung gezählt, ist sie heute sehr viel mehr gefragt. Der SV Heißen tut sich schwer, alle Mannschaften vernünftig unterzubringen.

Unter dem Strich ist Mülheim im Fußball aber gut aufgestellt, bedenkt man, dass 2005 noch kein einziger Kunstrasenplatz existierte. Der Mülheimer Sportservice (MSS) muss jetzt nur den Wechsel der Oberbeläge im Auge behalten. Bei Kunstrasen wird von einer Nutzungsdauer von 13 bis 15 Jahren ausgegangen. „Außerdem werden wir beobachten, ob weitere Fusionen wegen der demografischen Entwicklung sinnvoll sein können“, sagt MSS-Leiterin Martina Ellerwald.