mülheim. . Großunternehmen möchten den Ausbildungs- und Industriestandort Mülheim sichern. Ministerpräsidentin Kraft und OB Scholten stellten die Pläne vor.
- Vallourec verlagert seine Ausbildung ab 2019 zur Gänze nach Düsseldorf. Stadt und Land reagierten darauf
- Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Ulrich Scholten stellten nun das Programm vor
- Vallourec möchte Ausbildungsplätze für Mülheimer reservieren, dazu bilden Großunternehmen einen Verbund
Was Gewerkschaften, Stadt und nicht zuletzt die Landesregierung in den vergangenen Monaten alarmierte, ist Gewissheit: Vallourec gibt sein Ausbildungszentrum in Mülheim auf und verlegt es ab 2019 nach Düsseldorf. Um den Wegfall der Ausbildungsplätze in Mülheim zu kompensieren, waren aber besonders in den vergangenen zwei Monaten Kräfte aus Stadt und Landesregierung aktiv. Und am Ende waren sie auch erfolgreich.
Jetzt stellten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Mülheims Oberbürgermeister Ulrich Scholten im Rathaus gemeinsam mit den Unternehmen Vallourec, Salzgitter Mannesmann-Röhrenwerke, Georgsmarienhütte Guss, Thyssen Krupp Steel und Hüttenwerke Krupp Mannesmann ein Ausbildungsplatzprogramm für Mülheim vor, das aus vier Elementen besteht.
Zwölf Plätze werden für Mülheimer reserviert
Darin verpflichtet sich Vallourec, an seinem Düsseldorfer Standort zwölf Ausbildungsplätze konkret für Mülheimer zu reservieren, die nach ihrer Lehre im Mülheimer Vallourec-Werk eingesetzt werden sollen. Gleichzeitig wird die Salzgittergruppe zwölf Azubis pro Jahr, deren Ausbildung bislang Vallourec dienstleisterisch übernimmt, ab 2018 von einem anderen Vertragspartner in Mülheim ausbilden lassen. Gespräche werden derzeit geführt.
Drittens konzentriert die Georgsmarienhütte Guss GmbH, zu der auch die Friedrich-Wilhelms-Hütte gehört, ihre Ausbildung in NRW in einer eigenen Mülheimer Aus- und Weiterbildungseinrichtung und schafft so eine Kapazität für rund 30 Jugendliche.
Lob gab es für die Kooperationsbereitschaft
Viertes Standbein wird ein kooperativer betrieblicher Ausbildungsverbund sein. Darüber sollen noch einmal 25 Ausbildungsplätze für Mülheimer Jugendliche entstehen. Ein außerbetrieblicher Träger, der die Ausbildungsverträge abschließt, wird noch gesucht, die genannten Unternehmen übernehmen die Ausbildung der jungen Leute, die parallel das Berufskolleg besuchen und am Ende ihre Prüfung vor der IHK ablegen. Diese Ausbildungsverhältnisse bezuschusst das Land mit 11 000 Euro.
Ein ähnliches Modell gebe es bereits im Zusammenhang mit dem Ende der Steinkohleförderung, allerdings nicht in diesem Umfang, sagte Dr. Wilhelm Schäffer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, der vor allem die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen lobte.
Weniger Lehrstellen hätten Zukunftschancen verringert
Das gesamte Programm soll ein deutliches Signal für den Ausbildungsstandort Mülheim und zugleich ein Treuebekenntnis zur klassischen Industrie sein. „Wir sind Industriestandort und wollen das auch bleiben“, sagte die Ministerpräsidentin, die nicht verhehlte, dass die Ankündigung Vallourecs, den Ausbildungsstandort aufzugeben, ihr einige Sorgenfalten bereitet hat. Auch wenn sie es aus ökonomischer Sicht nachvollziehen könne. Doch für Mülheim hätte der Verlust der Ausbildungsplätze gleichzeitig die Zukunftschancen für Mülheimer Jugendliche gemindert.
„Der Exodus einer Ausbildungsstätte wäre das völlig falsche Signal gewesen“, sagte auch Oberbürgermeister Ulrich Scholten. Am Ende verliere man die jungen Leute nicht nur an einen anderen Betrieb, „sondern auch an eine andere Stadt“. Nun aber werde der Standort Mülheim durch den Verbund und die Vernetzung gestärkt, so Scholten weiter, der die „Old Economy immer noch einen hochattraktiven Bereich“ nannte.
Mehr Ausbildungsplätze dazugewonnen
Fehlen noch geeignete Bewerber, um die Stellen zu besetzen. Dass dies nicht immer einfach sei, sagte Vallourec-Arbeitsdirektor Dr. Herbert Schaaff. Er sei aber zuversichtlich, sagte Staatssekretär Wilhelm Schäffer. In den kommenden Wochen wird die Berufsberatung nach geeigneten Jugendlichen suchen und nimmt Bewerbungen entgegen.
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Laut Vallourec-Arbeitsdirektor Herbert Schaaff gewinnt der Standort Mülheim mehr Ausbildungsplätze als er verliert. Dadurch, dass zwölf Ausbildungsplätze bereits nach Düsseldorf verlagert worden seien und zwölf weitere für Mülheimer reserviert würden, fehlten in Mülheim nur noch 26 Ausbildungsplätze pro Jahr, so Schaaff. Durch die neuen Maßnahmen würden aber gleichzeitig mehr als 50 Ausbildungsplätze in Mülheim geschaffen.