Mülheim. . Eine Aktion für bessere Bedingungen in der Massentierhaltung brachte Greenpeace am Wochenende auch nach Mülheim. Im Fokus: der Discounter Lidl.

  • Eine Aktion für bessere Bedingungen in der Massentierhaltung brachte Greenpeace am Wochenende auch nach Mülheim
  • „Nach wie vor ist für Kunden nicht nachvollziehbar, wie die Tiere gehalten werden“, so Miriam Köneke von Greenpeace
  • Markige Sprüche wie „Schweineladen – für Lidl lohnt’s sich“ sorgten für die gewünschte Aufregung

Mit gut 100 Unterschriften und einem positiven Resümee hat das Mülheimer Team von Greenpeace seine Aktion am Samstagmittag vor dem Discounter Lidl in Saarn abgeschlossen: „Wir haben gegen Billigfleisch und für eine klare Kennzeichnung geworben. Der Einzelhandel gibt sich mit seiner Initiative Tierwohl auf Fleischprodukten einen grünen Anstrich, nach wie vor ist für Kunden nicht nachvollziehbar, wie die Tiere gehalten werden“, erläuterte Miriam Köneke, Organisatorin der Aktion, das Anliegen.

Die gesetzlichen Standards für Massenhaltung sind aus Sicht von Greenpeace zu schwach, die Vorgaben der seit 2015 bestehenden Initiative Tierwohl kaum besser. Vier Cent pro verkauftem Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch führen Unternehmen wie Lidl, Aldi, Netto oder Rewe an die Initiative ab. Damit sollen Tierhalter für das Umsetzen von verbesserten Haltungsbedingungen honoriert werden. Die Tierhalter bestimmen die Maßnahmen zum Teil selbst, weiter drückten die Discounter auf den Einkaufspreis.

Organisation hält Tierwohl-Siegel als Verbrauchertäuschung

Problem dabei ist vor allem der Verpackungshinweis: „Diese Information bedeutet nicht, dass die erworbenen Produkte bereits vollständig aus teilnehmenden Betrieben der Initiative stammen.“ Im Klartext: Das unter dem Siegel Tierwohl verkaufte Schwein könnte ebenso in einem konventionellen Betrieb gehalten worden sein, unter üblichen Bedingungen wie kupiertem Schwanz, Stehen im eigenen Kot auf engstem Raum. Für Greenpeace-Koordinator Oliver Riemann ist das Siegel reine Werbemasche: „Eine angebliche Verbesserung ohne Nachweis? Das ist wie ,Trinken für den Regenwald’ – für uns grenzt das an Verbrauchertäuschung.“

Vor der Saarner Filiale von Lidl verteilten die Aktivisten Info-Material und Postkarten, mit denen Kunden eine bessere Kennzeichnung fordern konnten. Markige Sprüche wie „Schweineladen – für Lidl lohnt’s sich“ und ein Schwein aus Pappmaché sorgten für die gewünschte Aufregung nicht nur bei manchen Kunden. „Der Filialleiter hat unsere Presseinfo nicht angenommen und war auch nicht bereit, mit uns zu reden“, bedauert Riemann. Vor allem junge Kunden hätten aufgeschlossen gegenüber der Aktion reagiert, mancher jedoch meinte: „Das bringt nichts.“

Greenpeace: Lidl zeigt in Dänemark, wie es besser geht

Zehn Handelsunternehmen finanzieren die Initiative Tierwohl – die Greenpeace-Aktion, übrigens am vergangenen Samstag bundesweit durchgeführt, hätte also auch den Aldi-Discounter gegenüber treffen können. „Greenpeace hat bewusst Lidl ausgesucht, weil der Discounter etwa in Dänemark gezeigt hat, dass er es besser kann“, sagt Riemann. Dort kennzeichne und verkaufe Lidl Fleisch von Schweinen, die unter anderem kein Antibiotikum bekommen haben und die ihre Schwänze behalten dürfen.