mülheim. . Brigitte Fontein wurde durch die Sammel-Container auf den Künstler aufmerksam. Jetzt bemalt er mit Schülern eine Wand am „Elsa“ in Oberhausen.
Hardy Bock ist wohl der Mülheimer Künstler, der mit seinen Werken am stärksten im öffentlichen Raum vertreten ist. Neben der gigantischen Arbeit am ehemaligen Frauengefängnis verleiht er den mehreren hundert Altkleidercontainern des Diakoniewerks mit phantastischen Figuren ein charakteristisches Aussehen, das respektiert wird und sie vor Beschmierungen oder Beschädigungen schützt.
Dass diese plakativen Darstellungen Begehrlichkeiten wecken, war sicher nur eine Frage der Zeit. Brigitte Fontein waren die Altkleidercontainer in ihrem Viertel schon vor einiger Zeit aufgefallen. „Schlicht, aber aussagekräftig“, urteilt die 63-Jährige, die in Oberhausen das Elsa-Brandström-Gymnasium leitet, das von jeder Seite aus attraktiv aussieht. Als die Arbeiten am ehemaligen Frauengefängnis begannen, nahm sie Kontakt zu dem 38-jährigen Künstler auf. „Ich wollte unbedingt wissen, wer der Künstler ist.“
Die Karawane der Mutigen
Ein Konzept war schnell entwickelt, bereits im Herbst konnte Bock erste Entwürfe und einen griffigen Namen vorlegen: Die Karawane der Mutigen. Das Oberhausener Gymnasium ist eine Schule ohne Rassismus, aber mit Courage – da lag es für beide nahe, diese Haltung durch eine Wandgestaltung auch nach Außen zu dokumentieren.
Lehrer, Eltern und Schüler zeigten sich begeistert von der Idee, mit einer Malerwerkstatt konnte ein erster Sponsor und mit der Weltbaustelle, die schon beim Projekt Frauengefängnis im Boot war, ein Partner gefunden werden. Im Gegensatz zum Mülheimer Projekt wird er aber in der Nachbarstadt mit Schülern zusammenarbeiten.
150 Schüler wollten mitmachen
Auf der 120 Quadratmeter großen Fassade an der viel befahrenen Havensteinstraße direkt am Polizeipräsidium sollen Portraits von 27 beispielsetzenden Persönlichkeiten. Wer dazu gehört, ist noch nicht ganz entschieden. Es zählen neben lokalen Vorbildern wie die Sängerin und Kämpferin für den Frieden, Fasia Jansen, die Widerstandskämpferin Maria Rentmeister und natürlich der Regisseur Christoph Schlingensief weltbekannte Persönlichkeiten wie etwa die Namenspatronin der Schule und Anne Frank, Nelson Mandela und Mahatma Ghandi dazu.
„Wir müssen immerfort Deiche des Mutes bauen gegen die Flut der Furcht“, dieses Zitat von Martin Luther King, der selbstverständlich auch auf der Wand zu sehen sein wird, bringt es für Fontein gut auf den Punkt, welches Ziel das Projekt verfolgt.
Es wirkt aber vielfältig. Auf einen ersten Aufruf hatten sich 150 interessierte Schüler aller Stufen gemeldet, die mitmachen wollten. Darüber hat Bock sich sehr gefreut, ebenso wie über die positive Reaktion, als er mit Schülern eines Workshops über Nachhaltigkeit zum Frauengefängnis fuhr. „Was sie für große Augen gemacht haben“, freut er sich. „Sie waren mehr als fasziniert, vor allem von dem Löwen.“
Die Fenster befinden sich im Kopf der Figur
Positive Reaktionen erhält er für seine Koproduktion mit dem Kenianer Adam Masava vielfach, einige danken ihm ausdrücklich. „Die Resonanz war so groß, dass wir noch einen zweiten Workshop einrichten mussten“, freut sich Fontein. „die Schüler haben großen Spaß an Aktivitäten, bei denen sie nicht nur den Kopf, sondern auch die Hände einsetzen.“
Am Dienstag startet das Projekt mit Reinigung und Grundierung der Mauer. Gestalterisch hat Bock die Fenster integriert, setzt die Figuren nicht dazwischen, Die Figur wird von den Fenstern unterbrochen. „Die, die aus dem Fenster schauen, werden zur Figur in der Figur“, erklärt Bock. Sie schauen aus den Vorbildern, die zur Identifikation einladen. Es ist ein Anstoß, sich mit den Biografien auseinander zu setzen und sie auf die Gegenwart zu beziehen.
Richtig zur Sache wird es dann nach den Osterferien gehen. Bock rechnet mit etwa einem Monat Malzeit - bei hoffentlich besserem Wetter als beim Frauengefängnis.