Mülheim. . 15 Schüler der Grundschule an der Zunftmeisterstraße sind bei einem Theater-Workshop einem Gefühl auf der Spur und genießen es sichtlich
- „Die Glücksforscher“ von Marc Becker ist der Anlass, bei einem Workshop ein Gefühl auszuloten
- Acht Mal kommt Theaterpädagogin Lisa Hetzel in die Grundschule an der Zunftmeisterstraße
- Was sie mit den Schülern entwickelt, wird am Mittwoch beim Grundschul-Kulturtag in der Stadthalle gezeigt
Es ist vielleicht die wichtigste Frage im Leben überhaupt: Was macht Glück aus? Franzi und Didi betreiben das quasi professionell. Sie sind die Glücksforscher in Marc Beckers gleichnamigen Kinderstück, das in der Inszenierung des Oldenburgischen Staatstheaters bei den Kinder-Stücken am 16. Mai zu sehen sein wird. Und so zentral die Frage ist, so naheliegend ist es dann auch für die Theaterpädagogin Lisa Hetzel gerade dieses Stück aus dem Festivalreigen als Vorlage für einen Workshop mit Grundschülern zu nutzen, das nach acht Terminen am Mittwoch beim Grundschulkulturtag in der Stadthalle präsentiert wird.
Dass auch Theater zu Glücksbringern zählen, zeigt sich schon daran, dass einige der 15 zehnjährigen Teilnehmer der Grundschule an der Zunftmeisterschule gelost werden mussten. Und erst recht spürt man es an ihrer Begeisterung, wenn sie erst einmal loslegen. Den Text parat zu haben, ist zwar nicht immer so einfach, aber die Bewegungsabläufe sitzen schon viel besser. Man sieht, das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen ist recht ausgeglichen.
Nicht nur materielle Dinge
Die Frage, was denn für sie Glück sei, war auch der Auftakt zu diesem Theater-Workshop, dessen Antworten dann in den Text eingeflossen sind. „Es waren nicht nur materielle Dinge“, erinnert sich die Theaterpädagogin Lisa Hetzel, die seit vier Jahren zum Stücke-Team zählt. „Als mein Bruder zur Welt kam, als ich mein erstes Handballtor geworfen habe oder ganz einfach, Glück ist Musik“, zählt die 30-Jährige einige Beispiele auf. Später wird dann der melancholische Song „What Happiness means to me“ von Amy Macdonald laufen, in dem die schottische Sängerin ihrem vergangenen Glück nachhängt. „Kann man Glück kaufen? Klar, im Supermarkt in Dosen“, heißt es einmal ironisch. Und ohne ein Handy geht es natürlich auch nicht. Sei es, um damit Selfies der Glücksmomente zu schießen oder sich vorzustellen bei einer App, mit einem Strohhalm den Saft aus dem Apparat zu saugen.
Wie beim Fußball ein Team
Dann wandeln die Schüler im Glücksautomaten ihr Gefühl in Gesten des Glücks um, recken die Arme, klatschen und blecken die Zähne und springen vor lauter Freude in die Luft und umarmen sich. Irgendwann kommt der Punkt, da erstarren die Schüler in der Bewegung wie Statuen. Neben dem Einfrieren lässt Hetzel die Kinder sich auch gerne in Zeitlupe bewegen, was ihnen sichtlich Spaß macht. „Mit dem ganzen Körper mitgehen, auch die Arme einsetzen“, animiert sie dann die Schüler. Wenn sie zu lange warten müssen, werden die Schüler schon mal unruhig. „Wir sind wie beim Fußball ein Team. Da schläft hinten auch niemand, wenn vorne ein Tor geschossen wird“, sagt sie dann.
Variante des Märchens Hans im Glück
Aber ehe es so weit ist, müssen sie sich warmspielen, als Gruppe wahrnehmen. Sie stehen im Kreis, brummen, zischen Laute und schleudern sich gegenseitig als wären es Bälle Silben mit unterschiedlichen Vokalendungen entgegen, die dann blitzschnell weiter gegeben werden müssen. Und schließlich bewegen sie sich zu einer kleinen Choreographie. Wie bei Becker greifen sie eine Variante des Märchens Hans im Glück auf. Der hat eben alles, was er braucht, doch glücklich ist er nicht.
Ohne Abschiedsritual geht’s am Theater nicht: Ehe die Schüler in die Pause eilen, legen sie mit Lisa Hetzel noch rasch alle Hände übereinander und werfen sie dann in die Höhe. Am Montag treffen sie sich noch einmal zur Generalprobe. Texte lernen, schärft die Theaterpädagogin den Schülern noch mal ein, ist aber zuversichtlich, dass es klappt. Auf der großen Bühne ist die Konzentration bei so vielen Zuschauern automatisch groß.