Mülheim. . Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe plädiert für eine Ausweitung der Studentenzahl und wirbt für noch mehr Vernetzung im Gesundheitswesen.
- Zwei Stunden diskutierte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit Medizinern in Mülheim
- Bei der Veranstaltung der Ärztekammer plädierte er für mehr Medizinstudenten um Engpässe zu vermeiden
- Große Chancen sieht Gröhe in einer noch besseren Vernetzung und in der Tele-Medizin
Kann eines der besten Gesundheitssysteme der Welt noch verbessert werden? Es gibt Probleme und Sorgen an etlichen Stellen, weil sich Gesellschaft und Herausforderungen dramatisch ändern. Alles lösbar, gibt sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei einer Diskussionsveranstaltung der Ärztekammer Mülheim im Evangelischen Krankenhaus am Donnerstagabend zuversichtlich.
Gröhe sieht das Gesundheitssystem auf staken Pfeilern. Allemal leistungsstark im niedergelassenen Bereich wie in der Kliniklandschaft. Einer der Pfeiler ist für ihn auch die Solidargemeinschaft: „Es gibt nur wenige Länder auf der Welt, wo jeder die medizinische Versorgung erhält, die er auch benötigt – ob Minister oder Arbeitsloser“, sagte Gröhe vor rund 120 Vertretern aus Medizin und Politik. Um besser zu werden, forderte der Minister eine noch umfangreichere Vernetzung. Er verwies unter anderem auf bundesweit 2000 Krankenhäuser, wo längst nicht alle Spezialabteilungen und eine Hochleistungsmedizin anbieten können. Auch hier könne Vernetzung und der Austausch von Wissen vielen Patienten helfen.
Seit vielen Jahren benachteiligt
Die Sorgen der Ärzte und Krankenhäuser sind vielfältig: Engpässe in der hausärztlichen Versorgung gibt es längst nicht nur auf dem Land, auch in Mülheim sind sie, etwa in Styrum, vorhanden. Der Vorsitzende der Ärztekammer in Mülheim, Uwe Brock, betonte erneut, dass das Ruhrgebiet gegenüber anderen Regionen beim Arzt-Patienten-Verhältnis seit vielen Jahren benachteiligt sei. Der Minister wies auf neue Berechnungen durch den Bundesausschuss hin. So sollen künftig die Morbidität und das Alter einer Bevölkerung stärker berücksichtigt werden, wenn eine neue Festlegung der Arztsitze erfolgt. Etwa 20 000 Hausärzte könnten bis zum Jahr 2025 fehlen. Von dirigistischen Maßnahmen hält Gröhe wenig, Durch Anreize, aber auch durch mehr Ausbildung von Medizinern will er Ungleichgewichte beheben.
Der Masterplan Medizinstudium 2020 ist für den Gesundheitsminister dabei ein wichtiger Schritt, um die Qualität des Studiums und der Studierenden zu heben, aber auch um die Allgemeinmedizin zu stärken. Sie wird in der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses eine größere Rolle spielen. Künftig, so Gröhe, werden neben dem Numerus Clausus – der Abischnitt bleibt das Hauptkriterium – noch weitere Aspekte bei der Auswahl der Medizinstudenten eine Rolle spielen. So etwa soziale Jahre im Rettungs- oder Pflegedienst sowie kommunikative Fähigkeiten mehr Berücksichtigung finden.
Scharfe Sicherheitsbestimmungen
Eine klare Absage erteilte Gröhe dem Schulgeld in Gesundheitsberufen, etwa für Physiotherapeuten. Und noch ein Wort verlor er zum Geld: Ja, die Krankenhäuser werden für die oft arbeitsintensive Versorgung in den Notfallambulanzen derzeit nicht ausreichend bezahlt: 32 Euro Erlös stehen oft mehr als 100 Euro an Kosten gegenüber.
Chancen sieht Gröhe in der verantwortungsvollen Nutzung der Telemedizin und in der Nutzung von verlässlichen Gesundheitsportalen im Internet. Den Sorgen von Ärzten, dass vertrauliche Daten aus Arzt-Patienten-Gesprächen im Netz in falsche Hände geraten könnten, hielt Gröhe entgegen, dass schärfste Sicherheitsbestimmungen beim Datenschutz Grundvoraussetzung seien.